Starnberg:Zweideutiger Hinweis

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Hat die Kunden der VR-Bank verwirrt: Pressesprecher und Prokurist der Genossenschaftsbank, Johann Oberhofer. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Eine unglücklich formulierte Mitteilung der VR-Bank schreckt Kunden auf. Sie vermuten eine Schieflage des Geldinstituts

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eine Nachricht in dürren Worten hat bei Kunden der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg zur Verunsicherung geführt. "Reduzierung der Haftungssumme bei Mitgliedern der VR-Bank" ist auf einem der Kontoauszüge zu lesen, die frisch aus dem Drucker kommen. Weiter heißt es: "Im Zusammenhang mit der Fusion wurde auch die Reduzierung der Haftungssumme pro Geschäftsanteil von 450 Euro auf 300 Euro beschlossen." Diese Formulierung hat bei Kunden wie Dietmar König aus Herrsching etliche Frage aufgeworfen. "Wer hat mit wem fusioniert? Warum wird dadurch das Geld bei der VR-Bank unsicherer?", fragt sich Dietmar König. Und: "Ist die VR-Bank nicht mehr liquide? Ist sie in Schieflage geraten?"

Johann Oberhofer, Prokurist und Marketing-Chef der VR-Bank, beruhigt indes die Kunden. Im Zuge der Fusion der VR-Bank Starnberg mit den viel kleineren Genossenschaftsbanken Südöstlicher Starnberger See mit bisherigem Sitz in Seeshaupt und der VR-Bank Lech-Ammersee mit Sitz in Vilgertshofen Anfang Juli sei auch die Höhe der Genossenschaftsanteile harmonisiert worden. Bei der VR-Bank Starnberg kostete ein Genossenschaftsanteil, der den Kunden quasi zum Mitbesitzer des Geldinstituts macht, 150 Euro, bei Lech-Ammersee 160 Euro und bei Südöstlicher Starnberger See nur 50 Euro. Die Summe wurde nun auf 150 Euro vereinheitlicht, und im Zuge dessen sei auch der "Haftsummenzuschlag", so Oberhofer, harmonisiert worden.

Der Sachverhalt dahinter: Wenn eine Genossenschaft, gleichgültig ob sie eine Kreditgenossenschaft wie eine Bank, oder eine Erzeuger- oder Vertriebsgenossenschaft ist, pleite geht, dann ist nicht nur der Genossenschaftsanteil nichts mehr wert, dann kann der Insolvenzverwalter von Besitzern der Anteile auch noch einen Haftsummenzuschlag einfordern. Sie müssen dann Geld in die Insolvenzmasse nachschießen - und diesen Betrag hat die VR-Bank jetzt reduziert.

"Das ganze ist ein juristischer Vorgang und in der Praxis völlig irrelevant", ist Oberhofer überzeugt. Zum einen sei in Deutschland noch nie eine VR-Bank insolvent geworden, zum anderen verweist er auf die üppige Eigenkapitalquote von rund 18 Prozent. Die VR-Bank Starnberg zähle damit zu einer der eigenkapitalstärksten Genossenschaftsbanken in Bayern. Oberhofer: "Die Anforderung der Bankenaufsicht aus Basel III für das Zieljahr 2019 beträgt 10,5 Prozent - somit übererfüllen wir das schon jetzt deutlich". Bleibt die Kritik von Kunden am Kommunikationsstil der Bank, den Dietmar König als ein Beispiel für "kundenunfreundliche Kommunikation" wertet. "Warum nur so knapp auf dem Kontoauszug kommuniziert"?, fragt er sich. "Wir müssen jede zweite oder dritte Woche unsere Kunden mit etwas quälen, was die aufsichtsrechtlichen Behörden verlangen", sagt der Prokurist. "Dass der Kunde immer versteht, was da drinsteht, das wage ich zu bezweifeln." Für Erklärungen stünden aber die Mitarbeiter in den Filialen bereit.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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