Starnberg:Zwei unter Spannung

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Das Duo Servais bringt beim Festival Juni-Spiele alte und moderne Musik zum Klingen

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Es war wohl der edelste Kunstraum der "Juni-Spiele schön jung". Die Starnberger Rokokokirche St. Josef auf dem Schlossberg direkt neben dem Schlossgarten ist eine schlichte Perle bayerischer Hofkunst des 18. Jahrhunderts. Die Akustik ist darin etwas zu hallig, doch für eine kleine Besetzung wie das Duo Servais gut geeignet, zumal vorwiegend Solowerke auf dem Programm standen.

2011 hatten sich die beiden Studentinnen der Münchner Musikhochschule zusammen getan, um gerade mal zwei Jahre später den ersten Preis im internationalen Wettbewerb Concorso Fiorindo Torino zu erringen. Aber auch solistisch konnten sich die 23- und 24 Jahre alten Musikerinnen bereits einige Preise und Stipendien erspielen, verbunden mit Leihgaben edler Instrumente: Amelie Böckheler spielt eine Gagliano-Violine aus dem 18. Jahrhundert, Raphaela Gromes ein Vuillaume-Violoncello von 1855. Und sie machen den feinen Stücken alle Ehre, schöpfen die satte Substanz mit plastischer Formung aus, singen Kantilenen mit inbrünstiger Intensität aus.

Gromes vermag ihr spürbares Temperament so weit zu zügeln, dass ihr Spiel nicht davonrast, ohne jedoch das ihr eigene Brennen für die Musik zu mäßigen. Drei Sätze aus Bachs Suite für Violoncello solo Nr. 6 gaben ihr auch reichlich Gelegenheit, ihre Potenziale an Differenzierung auszuspielen, vor allem aber tief empfundene Emotionen zu vermitteln. Wie empfindsam sie die Allemande aus dem Bauchgefühl heraus erspürte, berührte schon sehr. Davon hätte man sich mehr gewünscht.

Auch von Böckheler, die in Regers Präludium op. 117/8 immer wieder eine Kostprobe wohltuend zarter Rücknahmen gab. Ansonsten dominierte spielfreudige Verve die solistischen Werke. Gromes hatte dazu aus Bachs Suite Präludium und Sarabande gewählt, die ihr die Gelegenheit gaben, das werkimmanente Melos zum Swingen zu bringen.

Böckheler entschied sich indes für virtuose Bravour aus der Feder von Eugène Ysaÿe mit der Sonate op. 27/6. Dennoch blieb sie beherrscht, wie sie überhaupt eine ausgeprägte innere Balance zeigte. Insofern stand das Duo op. 7 des Ungarn Zoltán Kodály in einem sich gegenseitig befruchtenden Spannungsverhältnis der Musikerinnen, das eine sehr vitale Homogenität hervorbrachte. Mit viel Fingerspitzengefühl gingen Böckheler und Gromes mit dem musikantischen Material um, balancierten ihre Interpretation zwischen gemäßigter Veredelung und folkloristischer Derbheit aus.

Die zielsicher erfassten Stimmungen changierten hier schlüssig. Wunderbar mysteriös das Maestoso des dritten Satzes. Es ging attacca in das Schlusspresto mit weit gespanntem Ausdrucksspektrum über, das ein packendes Resümee der Emotionen bot.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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