Starnberg:Zu warm für die Kamera

Lesezeit: 2 min

Hohe Temperaturen und niedrige Heizöl-Preise lassen das Interesse an Thermografie-Rundgängen sinken

Von Armin Greune, Starnberg

Am Montagabend hat die Tour durch Söcking geführt, heute will man um 17 Uhr am Pöckinger Rathaus starten, morgen zur gleichen Zeit am Tutzinger Rathaus - vorausgesetzt, es wird nicht zu warm. Für die Thermografie-Spaziergänge durch die Gemeinden sollte die Temperatur nicht über 5 Grad plus steigen - denn die Wärmebildkamera liefert erst ab 15 Grad Differenz zum Gebäudeinneren aussagekräftige Bilder. Eigentlich wäre der frühe Morgen besser geeignet, doch die Teilnehmer haben erst am Feierabend Zeit. Deshalb mussten in diesem extrem milden Winter schon vier Termine abgesagt und verschoben werden, in Pöcking und Tutzing stehen jetzt jeweils zweite Versuche an. In Berg konnte die eigentlich für den 28. Januar vorgesehene Tour am 4. Februar inzwischen nachgeholt werden.

14 kostenlose Rundgänge waren und sind in diesem Winter angesetzt, sämtliche Kommunen im Landkreis standen auf dem Programm. Ob sie alle noch bis zum endgültigen Frühjahrsanbruch stattfinden können, ist nicht sicher: In der kommenden Woche sind Touren in Weßling, Feldafing und Inning geplant, am 3. März in Gilching. Der Termin in Andechs hingegen musste wegen zu weniger Anmeldungen ersatzlos ausfallen. Nachdem im vergangenen Winter die Nachfrage nach den Thermografie-Spaziergängen mit 150 Teilnehmern sehr groß war, lässt das nun zum Teil verhaltene Interesse Josefine Anderer-Hirt "heuer ein bisschen ratlos" zurück.

Die Klimaschutzmanagerin des Landkreises Starnberg vermutet, das Thema werde inzwischen eher verdrängt, "was wohl nicht nur am milden Winter, sondern auch am niedrigen Heizölpreis liegt". Denn in der Regel nähmen Hausbesitzer an den Rundgängen teil, die Wärmelecks an der eigenen Immobilie auf die Spur kommen wollen - Schwachstellen der Rathäuser und anderer öffentlicher Gebäude seien so gut wie nie gefragt. Auf den etwa zwei Stunden langen Touren können aber nur vier bis sechs Anwesen untersucht werden, so dass nicht immer die Häuser aller Teilnehmer zum Zug kommen. Immerhin meldeten sich inzwischen auch Mieter und Miteigentümer von Gemeinschaftswohnanlagen an, sagt Anderer-Hirt. Seit vier Jahren wendet der Landkreis etwa 2500 Euro jährlich für die Thermografie-Rundgänge auf, etwa 50 haben mittlerweile stattgefunden. Dieses "niederschwellige Angebot" sei ein wichtiges Instrument, um etwa auf individuelle und umfassendere Energieberatungen zu verweisen, sagt die Klimaschutzmanagerin. Sie erhält immer wieder schriftliche Rückmeldungen, in denen Bürger über energetische Sanierungen berichten, die sie nach Thermografie-Spaziergängen an ihren Häusern vornahmen. Ein häufiges Aha-Erlebnis sei etwa die Erkenntnis, "wie Kellerdecken und -wände die Wärme aus dem Wohnzimmer ziehen und wie man da mit relativ einfachen Mitteln und Eigenleistungen Abhilfe schaffen kann". Weitere Infos zum Thema sind im Internet unter www.lk-starnberg.de/Bürgerservice zu finden: Oben links zuerst "Umwelt, Natur und Klimaschutz" und dann "Energie und Klimaschutz" anklicken. Anmeldung und Detailfragen zu den Rundgängen sind unter Telefon 08151/148-352 oder per E-Mail an klimaschutz@lra-starnberg.de möglich.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: