Starnberg:Zoff auf der Baustelle

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Ein Streit zwischen Bauherrn und Firmenchef landet vor Gericht. Der Angeklagte kommt ohne Strafe davon

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein schwelender Streit zwischen einem Bauherrn und dem Inhaber einer Maurerfirma ist auf einer Baustelle in Starnberg bedrohlich eskaliert. Hierbei soll ein Lkw-Fahrer den wütenden Firmenchef angefahren haben, der trotz Hausverbots das Areal betreten hatte und mit seinen Leuten Baustützen und Gerätschaften vom Areal abholen wollte. Der Lastwagenfahrer wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht Starnberg angeklagt. Doch der 43-Jährige konnte die Vorwürfe glaubhaft entkräften, das Verfahren wurde am Dienstag eingestellt.

Die Fehde hatte sich Anfang August 2015 zugespitzt. Der Bauherr wollte verhindern, dass die Arbeiter die Deckenstützen des Keller-Rohbaus in ihre zwei Transporter verladen, wurde dabei aber nach eigenen Angaben weggeschubst. Der Angeklagte kam seinem Chef zur Hilfe und auf die Idee, mit dem Lkw die enge Zufahrt auf das Grundstück zu versperren - um die Aktion der Bauarbeiter zu stoppen. "Ich bin nur ganz langsam gerollt und habe den Mann nicht gesehen", beteuerte der Angeklagte. Der sei nur gegen den Laster gelaufen und habe ihn schocken wollen. Er habe zwar einen Schlag gehört, den Mann aber bestimmt nicht verletzt.

Auch die alarmierten Polizisten konnten keine Verletzungen erkennen. "Es gab nichts Blutiges und keine Schürfwunden zu sehen", sagte eine Beamtin, die von einem kuriosen Einsatz sprach. Die Situation auf der Baustelle sei sehr aufgeheizt gewesen, da habe sich "was hochgeschaukelt". Im Prozess war auch der Bauherr geladen, der als Zeuge den Vorfall an der Wand des Gerichtssaal eindrucksvoll demonstrierte. Sein Kontrahent habe mit einer "lächerlichen Aktion eine theatralische Nummer abgezogen" und den Verletzten gespielt. Der habe zudem seinen beschuldigten Lkw-Fahrer schlimm beleidigt und beschimpft. Der Münchner erzählte, wie verzweifelt er gewesen sei, als ihn der Maurerchef von seinem "eigenen Grundstück gedrückt und noch die Arbeiter angetrieben habe, die Transporter zu beladen". Doch diese Aktion beendeten die Polizisten, wobei der angeblich Verletzte sogar noch mithalf, die Stützen auszuladen.

Sogar ein Maurer - also ein Zeuge der Gegenseite - hatte die etwaige Attacke des Lasters nicht bemerkt, nur einen Schrei gehört. Sein ehemaliger Chef, der nicht zum Prozess geladen war, hatte damals in der Vernehmung angegeben, dass der Laster auf ihn zugefahren sei. Der Fahrer habe ihn dabei "wütend angeschaut". Der Anzeigenerstatter gab seinerzeit auch zu Protokoll, am rechten Oberarm und Ellenbogen verletzt worden zu sein.

Der Angeklagte ärgerte sich im Gericht darüber, dass er wegen der Anschuldigungen eine Geldstrafe in Höhe von 600 Euro kassiert hatte. Er hoffte jetzt auf einen Freispruch. Auch Richterin Brigitte Braun konnte keine Schuld erkennen, entschied sich aber wegen des nicht vollständig aufgeklärten Falls, das Verfahren einzustellen.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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