Starnberg:Wasserwacht in Bedrängnis

Lesezeit: 2 min

Da der Starnberger Wasserpark saniert wird, können die Retter keine Schwimmkurse mehr geben, obwohl die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken steigt. (Foto: oh)

Seerettungskräfte des BRK können wegen der Schließung des Starnberger Hallenbades keine Trainingsstunden und Schwimmkurse abhalten. Letztere wären nötig, denn seit Jahren steigt die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Schließung des Hallenbades in Starnberg stellt die BRK-Wasserwacht vor große Probleme. Nicht nur die Schwimmkurse müssen bis auf weiteres ausfallen, auch das Training der Aktiven gestaltet sich schwierig. "Wir kommen nirgends unter", klagte der Vorsitzende Markus Bucher auf der Jahresversammlung am Freitag. Auch BRK-Kreisgeschäftsführer Jan Lang stellte fest: "Wir haben im Landkreis ein Problem." Dennoch sei er froh, dass nicht nur Spaßbäder gebaut würden, sondern nach der Sanierung in Starnberg wenigstens wieder ein Schwimmbecken zur Verfügung stehe, in dem ein Training möglich sei.

Bis zur Schließung des Starnberger Hallenbades im Oktober hatten nicht nur die Rettungsschwimmer dort trainiert, sondern auch der Nachwuchs. Zudem hatte die Starnberger Ortsgruppe zahlreiche Schwimmkurse angeboten. Vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken seit Jahren zunimmt, hält die Wasserwacht Schwimmkurse insbesondere für Kinder anzubieten für absolut notwendig. Auch für Asylbewerber habe man erstmals einen Schwimmkurs angeboten. Dieser ist nach Angaben des Vorsitzenden ein voller Erfolg gewesen. Die Wasserwacht hatte schon lange vor der Schließung des Hallenbads intensiv nach Ersatz- Trainingsmöglichkeiten gesucht. Doch bislang sei man nicht einmal in den Nachbarlandkreisen fündig geworden, bedauerte Bucher. Man habe die Stadt nun um Unterstützung gebeten. Für die Sanierung des Hallenbads sind zwei Jahre veranschlagt. Lang hofft, dass es mit vereinten Kräften gelingt, für diese Zeit eine Zwischenlösung zu finden. Zumal nach Angaben des Zweiten Bürgermeisters Klaus Rieskamp die Verantwortung der Wasserwacht stetig zunehme. Wie er erläuterte, hat die Landeshauptstadt München einen Bevölkerungszuwachs von einem Prozent pro Jahr zu verzeichnen. Damit steige auch die Anzahl der Freizeitsuchenden am Starnberger See. Zudem stelle sich die Frage, wie viele Nichtschwimmer es unter den derzeit 600 Asylbewerbern gebe.

Einen Erfolg hatte jedoch der BRK-Kreisvorsitzende Michael Kuffer zu vermelden. Erstmals "nach Jahren der Quälerei und des Schweißes" habe man einen Haushalt mit einer schwarzen Null verabschieden können. Wie er betonte, bedeutet dies, dass nun auch für die Wasserwacht wieder ein höherer Etat zur Verfügung steht. Das kann die Wasserwacht gut brauchen. Denn alleine die Reparaturarbeiten für die zwei Rettungsboote sind teuer. Im vergangenen Jahr waren es 6500 Euro. Darüber hinaus mussten die Taucheranzüge nach zehn Jahren erneuert werden. Neue Lungenautomaten müssen laut Bucher noch angeschafft werden und eine Reparatur des Stegs steht ebenfalls an. Ein weiteres Problem ist, dass im Bereich der Wasserwachthütte im Erholungsgebiet Kempfenhausen ständig Kies angeschwemmt wird. Dieser muss dringend entfernt werden, damit das An- und Ausfahren der Rettungsboote möglich ist. Immerhin hat das Landratsamt einen einmaligen Zuschuss von 3000 Euro gewährt. Nach Angaben des stellvertretenden Landrats Tim Weidner muss allerdings die Wasserwacht die erforderliche "Manpower" für die Arbeiten selbst liefern.

Ob Eis- oder Taucherrettung, Erste Hilfe am See, Aufstellen eines gekenterten Bootes oder Vermisstensuche: Während der insgesamt 8665 ehrenamtlichen Einsatzstunden im vergangenen Jahr leistete die 104 Mitglieder starke Ortsgruppe 48 Mal erste Hilfe und rettete 18 Personen aus einer Gefahrenlage.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: