Starnberg:Wand und Wandlung

Vielleicht muss das einfach mal sein: eine freundliche, leichte und witzige Romantikkomödie mit Happy End. Die Zeiten sind schließlich schrecklich genug, was auch das Programm des Fünfseen-Filmfestivals mit schweren oder brutalen Filmen widerspiegelt. Im Vergleich dazu nimmt sich "Mit dem Herz durch die Wand", das Regiedebüt des vormaligen Asterix-Darstellers Clovis Cornillac, wie Seelenbalsam aus. Der Zuschauer lernt, was er immer schon dunkel ahnte: Wer Chopin spielen will, muss loslassen können; eine durch die papierdünne Wand geführte Beziehungen ist möglich, aber sinnlos; Pantomime hat ihren Reiz; und der Klavierlehrer ist eine tyrannische Fiesbacke, das Metronom ein Folterinstrument. Natürlich, diese Geschichte zweier gequälter Menschen, die sich ineinander verlieben, ist vorhersehbar. Erst ist da die Wand, bald folgt die Wandlung. Aber dafür kommt Cornillac, der selbst den Spieleerfinder und Einsiedler Machin spielt, ohne Kalauer aus und hütet sich vor allzu seichter Unterhaltung. Die Besetzung ist ohnehin erstklassig: Mélanie Bernier als Profi-Pianistin Machine, Lilou Fogli als ihre Schwerenöter-Schwester Charlotte und Philippe Duquesne als Machins fürsorglicher und struppiger Freund Artus. Und es gibt ein paar feine Gags: Einmal behauptet die naive und schüchterne Machine ganz forsch, sie sei verrückt nach Gazpacho, also einer Gemüsesuppe, aus gebrauchten Tampons. Okay, sie ist am Ende eine große Pianistin. Aber keine große Köchin.

© SZ vom 08.08.2016 / sum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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