Starnberg:Wachsen an den Aufgaben

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Die Volkshochschule hat erstmals einen Millionen-Haushalt

Von Ute Pröttel, Starnberg

Soviel Unterricht war noch nie. Selbst der Tanzsaal wurde mit rollenden Tischen ausgestattet. Wenn dort keine Gymnastik oder Tanz stattfindet, lernen Zuwanderer für den Deutschtest. Christine Loibl, seit Januar 2016 neue Leiterin der Volkshochschule Starnberger See berichtete am Donnerstagabend dem Vorstand des eingetragenen Vereins über ihr erstes Geschäftsjahr. Karl-Heinz Springer, ehemaliger Geschäftsleiter der Stadt Starnberg, wurde nach 21 Jahren als Schatzmeister verabschiedet. Seine Aufgabe übernimmt in Zukunft Stadtrat Winfried Wobbe.

Ihr erstes Jahr als Leiterin der Starnberger Volkshochschule war geprägt von ganz neuen Herausforderungen. Vor allem der Bedarf an Deutschunterricht ist sprunghaft angestiegen. "Wir haben Integrationskurse, die früher an drei Abenden stattfanden in einen fünfstündigen Kurs am Vormittag umgewandelt, um Zuwanderer so schnell wie möglich dem deutschen Arbeitsmarkt zuzuführen," berichtete Christine Loibl. Das Angebot an Alphabetisierungskursen wurde aufgestockt, spezielle Kurse zur Vorbereitung auf den Einbürgerungstest angeboten. Die Anzahl der abgehaltenen Doppelstunden hat sich um 18 Prozent erhöht. Die Teilnehmerzahl ist insgesamt um acht Prozent gestiegen. Im Bereich des Deutschunterrichts sind es sogar 30 Prozent mehr Schüler. In den Räumen des Haupthauses der Starnberger Volkshochschule am Bahnhofsplatz wird mittlerweile von morgens bis abends unterrichtet. "Wir sind extrem ausgelastet", sagte Christine Loibl, die aber im gleichen Atemzug von der positiven Atmosphäre, der Hoffnung und Motivation sprach, die vor allem mit den ausländischen Schülern ins Haus getragen wird. "Wir haben uns bemüht, jeden einzustufen und unterzubringen." Dazu sei viel Organisation und Jonglieren mit Räumen und Dozenten notwendig gewesen. Vom Vorstand gab es dafür nur Lob, zumal das deutlich größere Arbeitspensum praktisch mit der gleichen Zahl an Personal bewältigt wurde. "Sollte der Bedarf an Kursen nicht wieder zurückgehen, müssen wir auch auf der Personalseite deutlich aufstocken," sagte Gerhard Dix, der erste Vorsitzende des Vereins Volkshochschule Starnberger See.

Das Mehr an Schülern und Kursen brachte im vergangenen Jahr auch einen deutlichen Sprung beim Umsatz mit sich. So konnte der scheidende Schatzmeister Karl-Heinz Springer einen Überschuss von etwa 42 000 Euro vermelden. Der Haushalt überschritt erstmals die Millionengrenze. Addiert mit den Vorträgen aus den zurückliegenden Jahren verbucht die Volkshochschule ein Plus von gut 142 000 Euro, das im kommenden Jahr verstärkt in die Ausstattung von Kursräumen und Büros investiert werden soll. Investitionsbremsend wirkt die Unsicherheit darüber, ob die Volkshochschule überhaupt in den bisherigen Räumen bleiben kann. Das charmante Haus der alten Oberschule am Bahnhofsplatz müsste dringend modernisiert werden. Es ist im Besitz der Stadt, die sich seit Jahren nicht dazu äußert, ob die Volkshochschule auch in Zukunft dort residieren kann oder nicht.

21 Jahre lang hat Karl-Heinz Springer die Kasse der Volkshochschule geführt. Er war Delegierter der Stadt Starnberg. Ende vergangenen Jahres wechselte er nach 38 Jahren als Starnberger Geschäftsleiter in das Rathaus Dießen. Sein ehrenamtliches Engagement honorierte die Volkshochschule mit einer Ehrennadel in Silber. Sichtlich gerührt verabschiedete sich Springer aus dem Vorstand. Ein Trost sei ihm die in der Öffentlichkeit deutlich gestiegene Wertschätzung der Volkshochschule. "Die hätte die Schule schon viel früher verdient gehabt", sagte Springer.

Als neuen Schatzmeister wählte die Mitgliederversammlung Stadtrat Winfried Wobbe (UWG). Wobbe fungiert bereits seit 1996 als Rechnungsprüfer und sieht sich dem Millionen-Haushalt durchaus gewachsen. Sein Amt als Revisor übernimmt in Zukunft Eva Korb, ehemalige Leiterin der Stadtbücherei.

Der übrige Vorstand wurde für weitere drei Jahre neu gewählt. Der erste Vorsitzende Gerhard Dix übernahm das Amt bereits zum zehnten Mal. Ihm zur Seite stehen Brigitte Grande (Parteifrei, Gemeinderätin aus Tutzing), Elke Link (QUH, dritte Bürgermeisterin aus Berg) und Gemeinderätin Karin Bergfeld (Frauenliste, aus Feldafing).

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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