Starnberg:Vom Wurstsalat zum Hummer

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Bayerisch, sardisch, gut: Die Gastronomie im Fünfseenland hat einige Neuzugänge

Von Christine Setzwein und Astrid Becker, Starnberg

Es gibt Wirtshäuser, die brummen einfach. Die brauchen keine Renovierung und keinen neuen Wirt. Andere laufen weniger gut und müssen sogar schließen, weil die Küche nicht mehr gut ist, der Putz von den Wänden bröckelt, der Wirt in Rente geht oder das Landratsamt eine umfangreiche Ertüchtigung des Brandschutzes fordert. Auch im Fünfseenland hat es eine Reihe von Neueröffnungen gegeben.

Wörthsee-Alm, Schlagenhofen

Urig geht es zu in der Wörthsee Alm in Schlagenhofen. Anfang August haben Thomas und Silke Zgank das Restaurant mit Biergarten 300 Meter über dem Wörthsee neu eröffnet. Die Beiden hatten zuvor das Carpe Diem in Neusäß bei Augsburg geführt. Zuvor war das Ehepaar, heute 52 und 51 Jahre alt, als Marktfahrer unterwegs und verkauften Tiroler Spezialitäten. Denen sind sei treu geblieben. In der Wörthsee Alm gibt es nun auch einen "Hofladen" - eine Theke, gut bestückt mit Käse, Salami, Schinken und Speck aus Bayern, Tirol und Südtirol. Wer auf der Karte nichts finden sollte, kann sich ein Brotzeitbrettl zusammen stellen oder auch für Zuhause einkaufen. "Die ersten vier Wochen waren der Wahnsinn", freut sich Silke Zgank über den großen Zulauf. Sie ist für den Service verantwortlich, während Ehemann Thomas kocht. Pfannkuchensuppe zum Beispiel, Schweinsbraten, Speckknödel oder Steak. Was die bayrisch-tirolerische Küche so hergibt. Ausgeschenkt wird Augustiner und Franziskaner. Geöffnet hat die Wörthsee Alm Mittwoch bis Samstag von 16 bis 23, Sonn- und Feiertag von 11 bis 23 Uhr.

Zum alten Wirt, Etterschlag

Eine Bühne haben die Etterschlager nicht mehr, dafür einen neuen Alten Wirt. Monatelang mussten sie auf ihr Gasthaus verzichten, nach der Wiedereröffnung vor Kurzem war es kaum wiederzuerkennen. Ein großer Raum mit Theke, neue Möbel, gemischt mit Antiquitäten, schaffen eine gemütliche bayerische Wirtshausatmosphäre. Nur der Lärmpegel könnte niedriger sein. Gerettet hat den Alten Wirt der Etterschlager Unternehmer Harald Lossau. Er kaufte das Gebäude, nachdem die vorherige Wirtin und Betreiberin verkündet hatte, aufhören zu wollen. Das Haus wurde entkernt und saniert. Als neue Wirte konnte Lossau die erfahrenen Gastronomen Ralf Hannemann und Werner K. Ostheimer gewinnen, die eine "bayrisch kreative, aber authentische" Küche bieten wollen. Zur großen Speisekarte gibt es nun auch eine Wochenkarte und ein günstiges Tagesmenü. Neben Paulaner-Bier und den bayerischen Klassikern Schweinsbraten, Schnitzel und Fleischpflanzerl wird im Alten Wirt zum Beispiel auch Wurstsalat "Spezial" mit Blutwurst und Romadur, Zwiebeln und Bauernsalat serviert; es gibt Fischgerichte, Mehlspeisen und auf Bestellung auch Reindlessen. Wenn im kommenden Jahr das Problem mit der Abluft am Spareribs-Gartengrill behoben ist und der Biergarten dann nicht mehr in dicken Rauchschwaden liegt, macht sicher auch das Sitzen unter den schönen alten Kastanien wieder mehr Spaß. Geöffnet ist Montag bis Samstag von 11 Uhr an, sonntags ab 10 Uhr.

Ammerwinkl, Fischen

Viele Jahre war direkt an der Ortsdurchfahrt in einem historischen Gebäude das "Va Bene" untergebracht. Doch jetzt hat das Restaurant neue Wirte gefunden: Anja und Thomas Schachtner. Das Gastronomenpaar hat dafür eine Umzug aus München in Kauf genommen: Dort hatten sie von 2011 bis Ende März dieses Jahres das "Adel 12" betrieben, eine Art Bistro, das sich auf italienische Kost, hauptsächlich auf ausgefallenere Pastakreationen wie Gewürznudeln, spezialisiert hatte. In Fischen jedoch wagt sich der Gourmetkoch Thomas Schachtner an ein anderes Konzept. Während er sich in München auf den Tagesbetrieb konzentrierte, hat sein Restaurant Ammerwinkl nun fast nur abends geöffnet - mit Ausnahme des Sonntags, an dem er auch Mittags schon für seine Gäste kocht. Die Stilrichtung ist Crossover-Küche wie beispielsweise Dry-aged Entrecôte mit Blaubeergröstl und Rosmarinjus oder Perlhuhnbrust mit Belugalinsen, Maniok, Piniencreme und Kreuzkümmel. Dazu kredenzt er ausschließlich europäische Weine. Sämtliche Gerichte bereitet er selbst zu, also auch Brot, Nudeln oder geräucherten Fisch. Wert legt Schachtner darauf, keine künstlichen Aromastoffe oder Geschmacksverstärker zu verwenden. Das Ammerwinkl hat Montag und Donnerstag bis Samstag von 17.30 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 18.30 bis 23 Uhr geöffnet.

White Lobster, Herrsching

Eine Weile gibt es dieses Ristorante zwar schon, großes Aufheben um seine Eröffnung und um sich selbst hat es allerdings nicht betrieben. Dabei wäre es ihm gar nicht schlecht zu Gesicht gestanden. Denn was sich die Inhaber Roberto und Kristina Farigu einfallen haben lassen, ist durchaus erwähnenswert. Mit ihrer recht unverfälschten sardischen Küche, die einen Schwerpunkt auf Fisch und Meeresfrüchte legt, haben sie tatsächlich so etwas wie eine Marktnische im Fünfseenland für sich entdeckt. Auf der Speisekarte steht auch so einiges, was direkt aus Sardinien stammt und vor dort regelmäßig mitgebracht wird: Antipasto di Terra alla Sarda beispielsweise - eine Aufschnittplatte mit Schinken, Coppa guanciale, Salsiccia Secca und Caprino, einem speziellen Ziegenkäse aus dem Cedrinotal. Bei den Hauptgerichten findet sich viel Hummer auf der Karte - beispielsweise mit Mandeln, Zitronenthymian-Kruste oder auf sardische Art mit Sellerie, gelber und roter Paprika und frischen Tomaten, aber auch mal mit einer Steinpilz-Brandy-Sauce. Der Name des Lokals in der Luitpoldstraße ist also Programm. Drinnen dominieren die Farben Rot und Weiß, die mit viel Holz kombiniert werden. Geöffnet hat das Restaurant täglich bis auf Montag von 17.30 bis 22 Uhr.

Schreyegg, Unering

Na ja, werden manche sagen: Den gibt's ja schon ewig. Stimmt. Genauer gesagt seit 1866. Doch recht lange war dieser Gasthof das, was man eine recht durchschnittliche Dortwirtschaft nennen könnte. Nun wird der Betrieb aber von Stefan Schreyegg und seiner Frau Tanja geführt, und seither hat sich viel zum Positiven gewandelt. Das Lokal wurde liebevoll renoviert, ohne aber den gemütlichen und historischen Charakter der alten Wirtschaft zu verlieren. Es sind relativ klare und geschmackvolle Linien zu entdecken, auf überflüssigen Schnickschnack oder gar Kitsch wurde verzichtet. Das setzt sich auch in der Ausrichtung der Küche fort, die nach wie vor bodenständig ist, aber dennoch alles andere als langweilig. Auch Stefan Schreyegg mag keine künstlichen Zusätze, sondern legt Wert auf saisonale, frische Lebensmittel, die häufig direkt aus der Region stammen. Im Biergarten auf der anderen Straßenseite trifft man im Sommer noch auf viele Einheimische, bei denen der Schreyegg als kulinarischer Geheimtipp geht, wenn es um gute, ehrliche Küche geht. Viele bestellen Flammkuchen, "ein wahrer Renner", wie die Bedienungen erzählen, oder Schnitzel. Doch der Schreyegg hat längst auch Fans jenseits der Landkreisgrenzen gefunden. Gerade in der kühleren Jahreszeit dürfte sich dies bemerkbar machen - also vorsichtshalber reservieren. Das Wirtshaus mitten im Ort ist mittwochs bis freitags von 11.30 bis 14.30 und von 17 bis 22.30 Uhr, an Samstagen von 11 bis 22.30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 22.30 Uhr, warme Küche gibt es am Wochenende durchgehend von 12 Uhr an.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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