Starnberg:Vielversprechender Auftakt

Lesezeit: 2 min

Eine Kostprobe ihrer variantenreichen Musikalität demonstrierte das Duo Laura Stöger und Sarah Moser mit zwei Celli. (Foto: Georgine Treybal)

Rudens Turku, Leiter der Starnberger Musiktage, präsentiert junge Talente in der Kreissparkasse

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Gewiss, das Gebäude der Kreissparkasse in Starnberg ist nicht für musikalische Darbietungen konzipiert. Dennoch war es fürs geräumige Foyer keine musikalische Premiere. Das Raumvolumen ist in diesem öffentlichen Bereich groß und mit der nötigen Höhe ausgestattet. Fürs Klavier und Cello im Doppelpack erwies sich der Raum als etwas überakustisch, während die Violinen einen durchaus schönen Klang entwickeln konnten. Rücksichtslose Passanten und Motorengeräusche von der Straße zeigten sich jedenfalls weniger förderlich. Dass die 17. Starnberger Musiktage mit dem künstlerischen Leiter Rudens Turku hier für 2017 ihre Pforten öffneten, war einer Sammelaktion zu verdanken, die zu diesem Benefizkonzert zugunsten des Deutschen Kinderschutzbundes (Kreisverband Starnberg) führte.

Für Turku auch eine Möglichkeit, seinen hochbegabten und preisgekrönten Kursteilnehmern ein viel beachtetes Forum zu bieten. Und die jungen Musiker hatten so einiges zu bieten. Am meisten verblüffte wohl der zwölfjährige Neapolitaner Andrea Cicalese, der sich für seinen sicheren Auftritt nichts geringeres als die Teufelstriller-Sonate g-Moll von Giuseppe Tartini ausgesucht hatte. Und sie auch technisch wie musikalisch brillant interpretierte. Dabei ging es nicht nur um wirkungsvolle Fingerakrobatik. Vor allem in den lyrischen Passagen, die Cicalese mit einem wunderbar beseelten Ton ausspielte, bewies er ein großes musikalisches Gespür für die sensiblen Seiten des bisweilen auch furiosen Werkes. Die Teufelstriller machte Cicalese nicht zur Show, sondern spielte sie vielmehr mit luftiger Leichtigkeit sorgfältig aus.

Einen absolut professionellen Auftritt legte die georgische Geigerin Veriko Tchumburidze hin. Nachdem sie sich bereits die Leihgabe eines Guadagnini-Instruments erspielen konnte und im vergangenen Jahr auch sogleich den Internationalen Henryk Wieniawski Violinwettbewerb gewann, war ein hohes Niveau zu erwarten, das die Geigerin gleich mit einer großen inhaltlichen Bandbreite verband. Mit der Solo Suite Nr. 1 (für Yehudi Menuhin komponiert) von Ernest Bloch demonstrierte Tchumburidze solistisch einen großen elegischen Ton, aber auch Einfühlsamkeit in die intensive Narration des Werkes, das bereits freitonal geprägt ist. Tchumburidze konnte ihr Instrument wunderbar singen lassen, was in Griegs Sonate op. 13 auch eine wichtige Qualität darstellte.

Ihren wirkungsvollen Auftritt verdankten die Streicher mitunter Mamikon Nakhapetov, dem Mann am Klavier, der bereits Dozent an der Münchner Musikhochschule ist und sich gewandt in die jeweilige Interpretationsweise der jungen Talente einzufühlen verstand. So auch beim mitreißenden Geigenduett mit Fabiola Tedesco und Johannes Ascher an den Violinen, die sich hier überaus homogen dem brillanten "Navarra" von Pablo de Sarasate stellten. Das Duo vermochte das leidenschaftliche wie temperamentvolle, bisweilen auch überaus zartgefühlvolle Auf und Ab des Werkes unter einen weit atmenden Bogen zu fügen und ein organisches Emporwachsen zu kreieren.

Ähnlich dem Duo Laura Stöger und Sarah Moser mit zwei Celli. Zusammen mit Nakhapetov gab es mit Schostakowitschs Prélude und Walzer eine packende Vorstellung beschwingter Sentimentalität. Ohne Klavierbegleitung hatten die beiden Cellistinnen bereits in Haydns Duo D-Dur Hob. XX/11 eine Kostprobe ihrer variantenreichen Musikalität demonstriert, um später im Präludium der Suite d-Moll op. 22 von Julius Klengel mit Transparenz innerhalb eines komplexen Geflechts zu überzeugen. Ein vielversprechender Auftakt der Starnberger Musiktage, der großen Applaus und Jubel erntete.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: