Starnberg:Verhandeln und auflösen

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Verein "Schöner zum See" bestätigt Vorstandsriege und beharrt auf einer Seeanbindungsvariante ohne Gleisverlegung

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Der Verein "Schöner zum See" steht einer Tunnel-Lösung am Starnberger Bahnhof See zwar aufgeschlossen gegenüber, will sich aber auf das Machbare konzentrieren: Die Mitgliederversammlung des Vereins lehnte am Mittwoch eine Unterstützung der Variante von Lutz J. Janssen ab. "Ich will nicht einer Vision hinterherlaufen", sagte Vorsitzender Maximilian Ardelt. Der Verein wolle sich vielmehr darauf konzentrieren, was sich in den kommenden zehn Jahren realisieren lasse.

Janssen präsentierte das von ihm entwickelte Modell, bei dem die Bahngleise in einem Tunnel verschwinden sollen. Sie fand zwar Anklang unter den Mitgliedern. Als der Planer jedoch um eine Entscheidung bat, ob der Verein seine Variante mittrage, wurde dies abgelehnt. Der Vorschlag von Co-Planer Sebastian Blum, Janssen an den Gesprächen mit der Bahn teilnehmen zu lassen, fand ebenfalls keine Unterstützung. Die Variante sei noch nicht ausgegoren, befand Ardelt. Bislang gebe es weder eine genaue Kostenberechnung noch eine Gegenfinanzierung. Darüber hinaus werde die Bahn seiner Meinung nach eine Überbauung des Tunnels nicht erlauben. Schatzmeister Georg Stahl brachte ein weiteres Problem ins Spiel: Zunächst müsse geklärt werden, ob die Janssen-Variante bei den komplizieren Seeton-Verhältnissen überhaupt zu realisieren sei.

Ardelt, der die WPS im Stadtrat vertritt, sprach sich - wie bereits in der Sitzung des Projektausschusses Bahnhof See am Montag - dafür aus, dass Bürgermeisterin Eva John schnellstmöglich mit der Bahn verhandeln solle. Im Ausschuss waren die Kosten für eine Seeanbindung mit Gleisverlegung mit rund 110 Millionen Euro beziffert worden; davon müsste die Stadt 50 bis 83 Millionen Euro selbst tragen. Das sei für die Stadt unbezahlbar, glaubt man im Verein. Daher solle schnellstmöglich mit der Bahn verhandelt werden, um den Bahnvertrag von 1987, der laut Ardelt "lediglich ein Vorvertrag" ist, in gegenseitigem Einvernehmen aufzulösen und einen neuen Vertrag auszuhandeln. Er sei guten Mutes, dass die Bahn Starnberg nicht ruinieren wolle und mit sich reden lasse. Denn auch für die Bahn hätten sich die Bedingungen verändert: Nach Angaben des "Schöner-zum-See"-Vorsitzenden ist Starnberg nicht im neuen Programm der Regierung zum barrierefreien Ausbau von Bahnanlagen berücksichtigt. Die Deutsche Bahn AG müsste demnach die Umbaukosten in Höhe von bis zu acht Millionen Euro selbst tragen. Mit Blick auf die Eisenteile, die am Bahnsteig herabgefallen waren, zeigte sich Ardelt zudem davon überzeugt, dass die Bahn ihre Anlage dringend sanieren müsse. Damit könne man nicht warten, bis eine große Lösung umgesetzt werde.

Ardelt zufolge sollen künftig die Vorschläge für die Seeanbindung weiterverfolgt werden, die der Verein vor zwei Jahren selbst erarbeitet hatte. Mit diesen Vorschlägen könne die Seeseite verschönert werden, gleichzeitig verbaue man sich nicht die Möglichkeit für einen Tunnel. Die Vorschläge des Vereins sehen keine Veränderungen an den Gleisanlagen vor. Laut dem ehemaligen Bahnmitarbeiter und WPS-Stadtrat Klaus Huber stehen die aktuellen Gleisanlagen unter Bestandsschutz. Werde daran etwas verändert, bestehe angeblich die große Gefahr, dass Schallschutzwände gebaut werden müssten.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde die bisherige Führungsriege mit Ardelt, Stellvertreter Günther Krawitz, Schatzmeister Georg Stahl und Schriftführerin Marion Eisenberger ohne Gegenstimme bestätigt.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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