Starnberg:Unter neuer Flagge

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Aus Tengelmann wird Edeka: Neues Sortiment, neue Lieferanten, ein paar Überstunden und leicht verunsicherte Mitarbeiter

Von Max Wochinger, Starnberg

Mittwochmorgen wehten die Fahnen noch rot, am Mittag waren sie blau und gelb: Die Tengelmann-Filiale an der Leutstettener Straße in Starnberg wurde am Dienstag nun auch äußerlich sichtbar in einen Edeka-Markt umgewandelt.

Bereits Anfang des Jahres hatte die Supermarkt-Kette Edeka die Filialen des Konkurrenten übernommen. Nachdem ein neues Warenwirtschaftssystem und ein anderes Sortiment eingeführt worden war, soll nun auch von außen der neue Eigentümer zu sehen sein. Wo am Montag noch der große Tengelmann-Schriftzug über dem Eingang des Starnberger Marktes an der Leutstettener Straße leuchtete, begrüßen die Kunden von nun an die Farben Blau und Gelb. Auch Aufkleber, Außenwerbung und die günstige Grillwurstpackung sind neu: "Umflaggen" nennt das Edeka.

Die Mitarbeiter tragen statt der roten und schwarzen Tengelmann-Poloshirts elegante weiße Hemden und schwarze Schürzen. Viel zu heiß für den Sommer, klagt eine Mitarbeiterin. Hin und wieder sieht man beim Gang durch die Gänge aber noch ein gelbes "T". Auch das Logo des bisherigen Fleischlieferanten Birkenhof hängt noch hinter der Wursttheke. Putenschnitzel und Co. kommen jedoch schon vom neuen Lieferanten aus Ingolstadt.

"Das Sortiment wurde von 14 000 auf 20 000 verschiedene Artikel erweitert. Das heißt eine Steigerung von 6000 Artikel", sagt Christian Strauß von der Edeka Pressestelle. Um diese Artikel unterzubringen, wurden Waren zusammengeschoben und bis zu vier zusätzliche Regalböden eingebaut.

Künftig hätten die Kunden mehr Auswahl an Eigenmarken und keine Preissteigerungen zu erwarten, betont man bei Edeka, und sowieso sei nun alles besser. Einige Mitarbeiter, die bei der Umwandlung dabei waren, sind jedoch nicht ganz so glücklich gestimmt. Offiziell soll es "temporär" zu wenigen Überstunden gekommen sein. Eine Mitarbeiterin atmet bei der Frage danach nur tief ein und rollt mit den Augen. Die Beschäftigten warten noch auf neue Kollegen; bisher sind aber keine gekommen. Viele der mehr als 300 ehemaligen Tengelmann-Mitarbeiter im Landkreis dürften zudem verunsichert sein, was ihre berufliche Zukunft angeht. Die Edeka-Filialen könnten nach fünf Jahren an selbständige Kaufleute ausgegliedert werden. Dabei kann es laut Verdi zu Lohnkürzungen und prekären Beschäftigungsverhältnissen kommen.

Im Landkreis Starnberg wurden bereits acht Filialen umgewandelt, drei folgen noch. Die Umrüstung der ehemaligen Tengelmann-Märkte an der Maximilianstraße und Weilheimer Straße in Starnberg sollen am Mittwoch und Donnerstag abgeschlossen werden. Die Filiale an der Maximilianstraße wird aufgrund der kleineren Verkaufsfläche zu einem " Edeka xpress" umgeflaggt. In diesen Läden gibt es weniger Waren, die sollen aber mehr an die Bewohner der jeweiligen Stadt ausgerichtet sein.

"Es gibt gewisse Pflichtartikel, doch die Mitarbeiter haben mehr Möglichkeiten bei der Bestellung der Waren", sagt ein Beschäftigter. Der ehemalige Tengelmann-Markt in Gilching wurde bereits im März in eine Netto-Filiale umgewandelt.

Bis Ende September sollen laut Edeka die insgesamt 170 bayerischen Tengelmann-Filialen in die "Edeka-Welt" übernommen werden.

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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