Zwei dicke Schmöker hatte Michael Ende 1960 über die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer, geschrieben. Der Kinderbuchklassiker hat die Zimmer der kleinen Leseratten auf der ganzen Welt im Nu erobert. Auch heute gehören die fantastischen Geschichten zum Besten, was es auf dem Markt der Kinderliteratur so gibt. Das Jugendtheater der Kolpingbühne Starnberg hat den Stoff nun auf die Bühne gebracht, übrigens bereits zum dritten Mal. 2001 und 2008 stand das Stück schon einmal auf dem Spielplan.
"Jim Knopf als Kindertheater? Geht das überhaupt?", mag sich so mancher Premierengast gedacht haben. Aber sobald der Vorhang im Starnberger Pfarrzentrum St. Maria aufging, war klar: Ja, das geht. Sogar gut. Natürlich musste der Stoff in der Theaterversion gestrafft und eingedampft werden. Ein paar Figuren aus dem Buch wurden gestrichen, auf ein paar Szenen verzichtet. Trotzdem fanden sich Rollen für 28 kleine Schauspieler. Für alle Fans des Kinderbuchs gab es also ein Wiedersehen mit Jim Knopf und seinem Freund Lukas, mit dem Scheinriesen Herrn Tur Tur (Aurora Berisha), der nur aus der Ferne so hünenhaft wirkte, mit dem Kaiser von China (Florian Habdank) und seinem Gefolge, der bösen Frau Mahlzahn, Prinzessin Li Si (Juli Walch) und natürlich den Bewohnern der kleinen Insel Lummerland (Hannah Schömann als Frau Waas, Benedikt Habdank als Herr Ärmel und Paul Dodt als König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte).
Ausnehmend gut ist es der Kolpingbühne gelungen die Geschichte an die Vorlage anzupassen. Rudi Götz (Bühnenbau) hat eine zauberhafte Dampflok "Emma" geschaffen, die von den Schauspielern auf der Bühne herumgeschoben werden konnte. Auch das Lummerland, das Kaiserreich China, die Wüste und die Stadt der 1000 Vulkane waren fantasievoll und detailreich aufgebaut worden. Am meisten Beifall gebührt den Schauspielkindern um Barbara Schwab. Die Spielleiterin hat von ihrer Truppe viel verlangt und auch bekommen. Seit Januar standen zwei- bis dreimal die Woche Proben an. Den Text hatten die Kinder bereits in den Weihnachtsferien einstudiert. Das war Voraussetzung für den Bühnenauftritt.
Die textintensive Rolle des Lokomotivführers teilen sich Steffi Gschrei, Sina Sprinkart und Verena Scheibengraber. Ohne Patzer oder Blackouts beim Text gelang es ihnen überzeugend, in die Haut des unerschrockenen, abenteuerlustigen und herzensguten Lukas zu schlüpfen. Viel Applaus gab es für Julian Ruppert und Lukas Beer, die den Jim Knopf spielten und so frisch und unbekümmert agierten, dass man glatt vergessen konnte, dass die beiden nur eine Rolle spielten. Köstlich war Romy Baumgärtner als tolpatschiger Halbdrache Nepomuk. Anna Beer dagegen gab den gehässigen Drachen Frau Mahlzahn, der geraubte Kinder in der Drachenschule mit Rechenaufgaben drangsalierte. Ach - eigentlich müsste jeder einzelne der Gruppe lobend erwähnt werden. "Eine super homogene Truppe", findet Schwab, und das ist gewiss ein Verdienst der Spielleiterin. Bei ihr gibt es keine Hierarchien und jede noch so kleine Rolle bekam von ihr Aufmerksamkeit. "Sogar die Geier, die nur kurz auftreten, könnten die ganze Vorstellung versauen, wenn sie auf der Bühne hinfallen", sagte Schwab. Das ist natürlich nicht passiert. Sophie Fährmann, Marina Götz und Chiara Hanika hüpften und flatterten sicher auf der Bühne umher. Schade nur, dass wegen neuer Brandschutzvorgaben Teile des Saals nicht mehr genutzt werden durften und somit weniger Zuschauer Platz finden. Deswegen gibt es nur mehr wenige Karten für die nächsten Aufführungen. Diese sind am Freitag, 3. März, 17 Uhr, Samstag, 5. März, 15 und 17 Uhr und Sonntag, 6. März, 15 Uhr.