Starnberg:Um Wohlwollen werben

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An die Seen zieht es Ausflügler und Urlauber im Sommer. Nicht alle Einheimischen sehen das gern. (Foto: Georgine Treybal)

Tourismusverband wünscht sich mehr Verständnis für Ausflügler und Urlauber

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es ist das alte Vorurteil, das Bernhard Sontheim rezitiert: "Am Wochenende kommen die Münchner an die Seen, blockieren alle Parkplätze, am Abend fahren sie wieder heim, und lassen bloß ihren Dreck da." Nun, dass nicht alle Bewohner des Landstrichs zwischen den fünf Seen "ihre" schöne Gegend gerne mit Ausflüglern und Urlaubern teilen, sondern lieber unter sich blieben, das ist sicher richtig. Aber für Sontheim ist das noch lange kein Grund, die Reserviertheit Gästen gegenüber einfach so hinzunehmen. Sontheim ist schließlich nicht nur Feldafinger Bürgermeister, sondern auch Vorsitzender des Tourismusverbandes Starnberger Fünfseenland. Sontheim und seine Mitstreiter, die Verbandsgeschäftsführer Klaus Götzl und Werner Schmid, wollen mit solchen Ressentiments aufräumen.

Deshalb lassen sie heuer den "Tourismustag" wieder aufleben, der das letzte Mal vor fünf Jahren stattgefunden hat. Am Freitag, 27. November, geht es von 15 bis 19 Uhr im Landratsamt um das Thema "Tourismus - wert-schätzend für die Region". Wobei der Trennstrich im Wort "wert-schätzend" durchaus kein Tippfehler ist, sondern ein Überbleibsel aus dem Markenbildungsprozess für den Landkreis Starnberg, den die ehemalige Regionalmanagerin Verena Papke entscheidend vorangetrieben hatte.

Wobei es ja darum geht, dass die Bevölkerung doch die Touristen, Ausflügler und Tagesgäste ein bisschen mehr schätzen und lieb haben sollte. Denn das hat nicht nur mit Willkommenskultur zu tun, sondern auch mit Geld und Geschäft. "Die Ausflügler lassen vor allem viel Geld hier", sagt Sontheim bei einem Pressegespräch am Dienstagmorgen, und Götzl unterfüttert dies mit Zahlen: 200 Millionen Euro seien es, die die Tagestouristen im Fünfseenland pro Jahr ausgeben, sei es im Biergarten, Restaurant oder Café, auf dem Golfplatz, beim Friseur oder Herrenausstatter.

Und rund 2000 Arbeitsplätze sichere der Tourismus in der Region, so Götzl.

Zum Beispiel bei den Friseuren in Feldafing, wie Sontheim erwähnt. Denn auf der Roseninsel gibt es "80 bis 90 Hochzeiten pro Jahr, die meisten Paare kommen von auswärts, und die Damen gehen halt vor der Hochzeit hier noch mal zum Friseur." Vielleicht ist das der Grund, dass die Pöckinger Friseurmeisterin Simone Wurm beim Tourismustag das erste von acht "Impulsreferaten" halten darf. Außerdem sprechen etwa Christoph Klöpfer vom gleichnamigen Herrenmodengeschäft in Starnberg, aber auch Peter Mayer, Leiter des städtischen Betriebshofs in Starnberg, der erklären soll, wie er es mit seinen Mannen schafft, den Dreck der Ausflügler bis zum nächsten Morgen von der Seepromenade wegzuräumen.

Und dann gibt es diverse Workshops - etwa zum Thema "Herbergssuche" - womit nicht die Weihnachtszeit, aber auch nicht die schwierige Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge gemeint ist, sondern das Problem, dass viele Hoteliers und Gastronomen kein Personal finden, weil es keinen bezahlbaren Wohnraum gibt. Aber auch das Thema "Touristische Einrichtungen - ein Mehrwert für die Bevölkerung" wird behandelt. Denn darum geht es Sontheim und Annette Kientzle, der Starnberger Kulturreferentin und Vorsitzenden des Tourismusbeirats: normale Bürger anzusprechen - und nicht nur die, die sowieso immer mit dem Tourismus befasst sind. Wer am Tourismustag teilnehmen will, muss sich beim Tourismusverband per E-Mail an info@sta5.de anmelden.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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