Starnberg:Ufermauer bröselt weiter

Lesezeit: 2 min

Marode Ufermauer: Am Wasserpark müsste eigentlich die Befestigung erneuert werden. (Foto: Georgine Treybal)

Stadträte lehnen den 200 000 Euro teuren Bau der Begrenzung zum See aus Kostengründen mehrheitlich ab. Das Starnberger Freibadgelände soll dennoch bereits im Mai wiedereröffnet werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Überraschend ist der Starnberger Wasserpark und die Umgestaltung des Freibadgeländes am Nordufer des Starnberger Sees am Montag in den Fokus des Stadtrats gerutscht. Konkret geht es um eine sanierungsbedürftige Ufermauer, die zunächst auf einer Länge von nur 30 Metern zum stolzen Preis von nahezu 200 000 Euro mit Granit neu hergestellt werden soll. Zudem sollte ein Schilfgürtel als FFH-Ausgleichsfläche und Sichtschutz zu den Saunahütten angelegt werden.

Nachdem der Bauausschuss am Donnerstag noch mit 7:6 Stimmen sein Plazet gegeben hatte, lehnte der Stadtrat das Vorhaben in der vorliegenden Form mehrheitlich mit 13:16 Stimmen vor allem aus Kostengründen ab, obwohl der Sanierungsbedarf unstrittig ist und das Freibadgelände bereits im Mai wiedereröffnet werden soll. Bislang war der Stadtrat von 19 Millionen Euro Gesamtkosten für die Sanierung des Wasserparks ausgegangen. Doch diese Summe wird aller Voraussicht nach nicht haltbar sein: Bereits Ende Oktober war bei der Verlegung eines Regenrohres im Bereich der neuen Saunahütten festgestellt worden, dass die Ufermauer unterspült und marode ist. Der Beton ist bröckelig und birgt damit erhebliche Verletzungsgefahren für Badegäste. Stadtbaumeister Stefan Weinl hatte daher mit den zuständigen Experten nach einer praktikablen Lösung für das drängende Problem gesucht: Abriss der alten Mauer und Neubau mittels Steinaufschüttung und -matratzen, dazu Granitstufen, die in den See führen, sowie die Anlage eines Schilfgürtels neben dem Steg als Sichtschutz für Benutzer der Sauna. Die vorläufige Kostenschätzung allein für diese 30 Meter - Planung, Bau und Entsorgung - beträgt knapp 200 000 Euro.

Allerdings beträgt die gesamte Uferlinie des Geländes knapp 200 Meter; laut Bürgermeisterin Eva John könnten davon weitere 100 Meter sanierungsbedürftig sein. Die Zusatzkosten allein für die Uferbefestigung dürften damit im schlechtesten Fall die Millionengrenze erreichen.

Den Widerstand im Stadtrat provozierte vor allem der Umstand, dass die Stadtverwaltung keines der städtischen Gremien vorab über die marode Mauer und die anstehenden Baumaßnahmen informiert hatte. Der Bauausschuss war am Donnerstag vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Dabei ist die Verwendung von Granit extrem teuer. Als bislang einzige Alternative zum Naturstein gilt Beton, der allerdings weitaus weniger haltbar ist. Der Einbau von Spundwänden im Uferbereich ist seit geraumer Zeit verboten. Zähneknirschend hatte eine knappe Mehrheit im Bauausschuss daher dem Vorschlag der Verwaltung zunächst zugestimmt. Mehrere Stadträte hegten jedoch Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung und hatten daher eine Nachprüfung des Beschlusses am Montag im Stadtrat verlangt.

Erneut begann eine etwa einstündige Debatte darüber, was sinnvoll und bezahlbar wäre. John betonte, dass die Planung genehmigungsfähig sei; im Gremium überwogen angesichts fehlender Alternativen zu dieser "Luxussanierung" jedoch die Zweifel, zumal bislang keine Übersicht zu den Zusatzkosten bekannt ist. Nach Ablehnung des Verwaltungsvorschlags mit 13:14 Stimmen reagierte John sichtlich gereizt: "So, das nächste Projekt gestorben." Der Stadtrat solle sich jetzt selbst um die Uferbefestigung kümmern. "Wir werden die Freianlage jetzt herstellen", sagte John, "und nächstes Jahr wieder abreißen."

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: