Ärger am Starnberger Steininger Grundstück:Uferlos am Seeufer

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Die Badewiese "Steininger Grund" am Westufer des Starnberger Sees ist ein beliebter Starnberger Treffpunkt für Badegäste. (Foto: Nila Thiel)

Partys auf der Badewiese verärgern Anwohner. Wegen nächtlicher Ruhestörung vertreibt die Polizei mehr als 150 Jugendliche vom "Steininger Grund" in Starnberg

Von Peter Haacke, Starnberg

Es ist die Hitze, die vielen Menschen dieser Tage extrem zu schaffen macht. Kaum auszuhalten ist es tagsüber, und selbst am See ist es bestenfalls im Schatten zu ertragen. Erst wenn die Sonne wieder untergeht, zieht es viele wieder hinaus. Der Hochsommer heizt aber nicht nur die Temperaturen in der Stadt auf, sondern auch die Stimmung. In den vergangenen Tagen häuften sich in Starnberg wieder Beschwerden über ausufernde Gelage am Seeufer, an denen insbesondere Jugendliche beteiligt sein sollen. Die Schattenseiten des zwanglosen Beisammenseins: Der "Steininger Grund", ein städtisches Badegelände am Westufer, hat sich demnach in den vergangenen Wochen zu einer Art Mini-Ballermann entwickelt; ein inoffizielles Partygelände mit Alkohol, Musik, Lagerfeuer, zerbrochenen Flaschen und Müll. Der Ruf von Anwohnern und Badegästen nach mehr Polizeipräsenz verhallt aber ungehört, weil die Beamten für wichtigere Aufgaben gebraucht werden.

Das Thema beschäftigte am Montag auch die Mitglieder des Hauptausschusses. So berichtete SPD-Stadtrat Tim Weidner über Beschwerden, die an ihn herangetragen worden seien. Insbesondere die Verschmutzungen und zerbrochene Flaschen, an denen sich Badegäste verletzen könnten, seien problematisch.

Bürgermeisterin Eva John kennt die Problematik der ausufernden Partys am "Steininger", setzt nun aber auf eine neue Strategie: Das städtische Grundstück wird von 22.30 Uhr an versperrt, frühmorgens räumen Mitarbeiter des Betriebshofs auf, oft genug unter tätiger Hilfe der ersten Badegäste. In den nächsten Wochen soll zudem das Team der Kommunalen Verkehrsüberwachung (KVÜ) um einen Mitarbeiter aufgestockt werden und so für mehr Ordnung und weniger Verdruss sorgen.

Grundsätzlich ist das Problem nicht neu. Schon 2010 rang sich der Stadtrat zur Beschäftigung eines "Kommunalen Ordnungsdienstes" (KOD) durch, der für rund 100 000 Euro Jahresgage von 2011 bis 2014 die beliebtesten Treffpunkte der Stadt aufsuchte. Doch seit Ende des vergangenen Jahres verzichtet die Stadt auf die Dienste der Bavaria Werkschutz GmbH, der Vertrag wurde nicht verlängert. Mit Blick auf die aktuelle Situation ist das nicht unumstritten. Denn nicht nur am "Steininger Grund", sondern auch rund ums "Undosa", auf der Seepromenade und im Bahnhofsviertel kam es wiederholt zu Vorfällen, bei denen die KOD-Mitarbeiter im Sommer stets gefordert waren. John ist jedoch der Ansicht, dass der KOD "die Erwartungen nicht erfüllt" hat, zumal dessen Mitarbeiter keine rechtlichen Befugnisse haben.

"Die Problematik war uns klar", sagt Sandra Kiesl, Einsatzleiterin der Bavaria Werkschutz GmbH in Wolfratshausen. Aber oft genug "hat die Polizei uns angerufen, nicht wir die Polizei". Viele "Lappalien" habe man den Beamten abgenommen, im Vorfeld deeskalierend auf Jugendliche, die teilweise "mit vollständigem Equipment" anreisen, eingewirkt. Aber auch Hundebesitzer, Radler, Entenfütterer, Wildparker und -biesler oder Bettler, die sich nicht an die Regeln halten, habe man im Visier gehabt. Denn die personell chronisch unterbesetzte Polizei kümmere sich zunächst um Straftaten und Unfälle; Ordnungswidrigkeiten stünden hinten an.

Das bestätigt auch der Starnberger Polizei-Chef Bernd Matuschek. "Ich hätte den KOD gern wieder", sagt er und verweist auf Synergieeffekte: "Die haben uns schon viel abgenommen." Das Polizeitagebuch listet heuer allein für das erste Halbjahr 55 Einsätze wegen Ruhestörung auf, darunter auch auf dem "Steininger Grund": Am 21. Juni etwa wurden mehr als 150 Jugendliche um 21.52 Uhr des Platzes verwiesen; freilich unter der Auflage, Bierflaschen und Unrat zu entsorgen. "Da wurde aber keiner festgenommen", sagt Matuschek. Allerdings kommen die heißesten Wochen erst noch. Und unklar bleibt, wohin die Jugendlichen in den Feriennächten sollen.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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