Starnberg:Tunnelgegner geben nicht auf

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Bürgermeisterin Eva John attackiert ihren Vorgänger Ferdinand Pfaffinger: "Ich werde nicht zum Befürworter werden"

Von Otto Fritscher, Starnberg

Auch nach der klaren Ansage aus dem Bayerischen Innenministerium, dass es zum B2-Tunnel keine realistische Alternative zur Lösung der Starnberger Verkehrsprobleme gibt, geben die Gegner des Projekts nicht auf. Dies wurde beim Neujahrsempfang der Bürgerinitiative "Pro Umfahrung" (BI) am Sonntagnachmittag in der Schlossberghalle deutlich. Peter Kirchhoff, Professor für Stadt- und Verkehrsplanung an der TU München, der schon seit längerem als "Berater" der BI fungiert, rechnete den rund 80 Zuhörern vor, dass der Tunnel nicht so leistungsfähig sei, wie seine Befürworter behaupteten. Denn bei den Berechnungen habe man die "Knotenpunkte Moosstraße und Petersbrunner Straße" nicht berücksichtigt. Durch diesen Querverkehr werde es zu Rückstaus im Tunnel kommen. "Und wie gefährlich Staus im Tunnel sind, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen", erklärte Kirchhoff. Die einzige Möglichkeit, dies zu vermeiden, sei es, keine Fußgänger-Übergänge einzuplanen. "Aber will man die Fußgänger aus der Stadt aussperren?" Als Alternative schlägt Kirchhoff eine ortsferne Nordumfahrung vor, die bei an der A95 bei Oberdill beginnt, bei Leutstetten die Würm überquert und dann in die Staatsstraße 2069 mündet. Kombiniert wird diese Nordumgehung mit der sogenannten Osttangente, die davon vor Hanfeld in Richtung Süden abzweigt und letztendlich in die Gautinger Straße mündet. Aber auch hierfür ist ein Tunnel unter Wohngebieten und unter der Bahn notwendig. Die Kosten für sein Projekt bezifferte Kirchhoff auf 125 Millionen Euro. Woher dieses Geld kommen soll, blieb unklar. Für den Tunnel sind indes 180 Millionen Euro veranschlagt. "Aber dieses Geld wäre zum Fenster rausgeworfen", glaubt Kirchhoff. Bisher sei man nur von der Gesamtzahl der Autos ausgegangen, die pro Tag durch den Tunnel fahren. "Aber niemand hat bisher nachgerechnet, wie es zu Spitzenzeiten etwa im Berufsverkehr ausschaut", sagte er. Durch Nordumfahrung und Osttangente könne dagegen die Verkehrsbelastung auf der B2 um rund die Hälfte gesenkt werden.

Schützenhilfe kann die BI von Bürgermeisterin Eva John erwarten. Statt eines Grußwortes erzählte sie die Geschichte von der "jungen Frau", die schon zu Zeiten von Alt-Landrat Heinrich Frey den Tipp bekommen habe, doch die Umfahrung zu nehmen. Sie werde diesen "Strohhalm" aber nicht ergreifen. "Denn wer nach einem Strohhalm greift, geht letztendlich unter", sagte sie. Das Tunnelprojekt würde sich als "Baumstamm herausstellen, der die Stadt erschlägt". Die einzigen, die von der Tunnellösung profitieren, wären "CSU, SPD, Grüne und UWG, denn dann hätten die das Thema endlich vom Tisch", sagte John. BI-Vorstand Klaus Huber gab sich entschlossen: "Wir kämpfen seit zwölf Jahren gegen den Tunnel, und wir werden dies weiter tun, bis der Tunnel nach Erlöschung des Baurechts im September 2018 endgültig tot ist."

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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