Starnberg:Tunnelgegner fordern zwei Umfahrungen

Lesezeit: 2 min

Lediglich 210 Mitglieder der Bürgerinitiative folgen der Einladung zum Jahresempfang. Um Starnberg vom Verkehr zu entlasten, soll zunächst eine "ortsnahe" Umfahrung, später auch eine ortsferne Trasse gebaut werden. Bürgermeisterin John setzt auf einen "festen Teig Teamarbeit"

Von Christine Setzwein, Starnberg

Was die Bürgerinitiative "Pro Umfahrung - Contra Amtstunnel" (BI) für Starnberg will, macht sie mit ihrem Namen seit zehn Jahren deutlich. Seit die Tunnelgegner im Stadtrat, zu denen auch Bürgermeisterin Eva John gehört, die Mehrheit haben, sehen sich die BI, die Wählergemeinschaft pro Starnberg (WPS), das Bündnis Mitte Starnberg (BMS) und die Bürgerliste Starnberg (BLS) vom Wähler bestätigt. Beim Neujahrsempfang am Sonntag hat BI-Vorsitzender Klaus Huber nun ein neues Ziel ausgegeben - genauer gesagt, zwei Ziele: Um die Stadt vom Verkehr zu entlasten, soll zuerst eine "innere ortsnahe Umfahrung" gebaut werden, langfristig könne der ständig wachsende Verkehr zwischen den Autobahnen A 95 und A 96 aber nur mit einer Nordtangente bewältigt werden. Die BI differenziere also zwischen einem Nah- und einem Fernziel, sagte Huber. Wobei, das räumte er ein, bei letzterem doch "erhebliche Eingriffe in die Natur" erforderlich seien. Außerdem benötige die Nordtangente eine vollen Autobahnanschluss. Dieser setze allerdings mittelfristig ein Verkehrsaufaufkommen voraus, das derzeit noch nicht erreicht werden könne.

Nur knapp 210 der - nach eigenen Angaben - insgesamt 4000 BI-Mitglieder waren der Einladung zum Neujahrsempfang in die Schlossberghalle gefolgt. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, wurden die eigene Erfolge gerühmt, der politische Gegner als unfähig hingestellt. Erst mit Bürgermeisterin John (BMS) und ihrer Allianz tue sich in Starnberg "gewaltig was", sagte BMS-Vorsitzender Josef Pfister. Ob es um Barrierefreiheit, Radwege, Verschönerung von Plätzen und Wegen, um den Neubau des Hallenbads oder den Baubeginn der Westumfahrung gehe: Nach Jahren des Stillstands gehe es nun voran, während Grüne, CSU, SPD und UWG sich immer noch im "Wahlwundenlecken" übten. "Wir werden den Bahnhof See ohne Gleisverlegung verschönern", sagte Pfister.

Klaus Rieskamp (BLS) äußerte sich zu keiner der Umfahrungsvorschläge - BLS-Vorsitzender Walter Jann lehnte bisher eine ortsnahe Variante immer ab. Stattdessen forderte Rieskamp die Starnberger angesichts des prognostizierten Wachstums auf, ihm anhand eines Stadtplans ihre Visionen einer Stadt der Zukunft zu übermitteln: 2030 sollen in Starnberg 24 330 Einwohner leben. Für die FDP sagte Heike Barall-Quiring, man werde ein überzeugendes Konzept für die Verkehrsentlastung finden - allerdings ohne Tunnel.

Unter das Motto "Starnberg ändert sich!" stellte Bürgermeisterin John ihr Grußwort. Aber: "Wir werden nicht die Schuldfrage stellen", sagte sie. Sie freue sich, dass in zwei Jahren mit der Westumfahrung Hadorf und Perchting, aber auch Starnberg deutlich entlastet würden, dass der Autobahn-Halbanschluss bei Schorn ein "Riesenpotenzial für das Gewerbe" bedeute. Verbesserungen brächten unter anderem der sanierte Wasserpark, der Bürgerpark am See, die Sanierungen von Straßen, der Kampf gegen die Straßenausbausatzung und bezahlbarer Wohnraum am Wiesengrund. Sie empfahl ihren Mitstreitern Motivation, Ideen, Engagement, Zusammenhalt, Dankbarkeit, Freundlichkeit und gute Laune als Rezept für eine "festen Teig Teamarbeit". Die Allianz trete für eine Innenstadt ein, die nicht veröde, sondern zum Bummeln, Einkaufen und Verweilen einlade, sagte Günther Picker (WPS). Auch setze sich die WPS, die aus der BI heraus entstanden ist und sich auch um andere Themen als den Verkehr kümmern soll, für eine sicherere Stadt ein. "21 unbesetzte Planstellen" der Starnberger Polizei müssten deshalb unbedingt besetzt werden.

Um die Tunnelpläne endgültig zu Fall zu bringen, werden für die Sitzung des Projektausschusses Verkehr am 29. Februar und den Stadtrat am 14. März entsprechende Anträge eingereicht, kündigte Picker an. Der Tunnel sei lediglich eine Entlastung für die B2, aber nicht für die Stadt, begründete Huber dieses Vorgehen. Die Röhre sei stark unfallträchtig, das Sicherheitskonzept inakzeptabel und die Belästigung durch den Bau dauere acht Jahre. Huber: "Wir wollen den Tunnel nicht mal geschenkt."

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: