Starnberg:Tunnel, Umfahrung oder gar nichts

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Der mit Spannung erwartete Verkehrsentwicklungsplan wird vorgestellt

Von Peter Haacke, Starnberg

Kein Thema hat den Starnbergern in den vergangenen 30 Jahren mehr Verdruss beschert als die endlose Debatte um Tunnel oder Umfahrung. Unbestritten ist die Kreisstadt schwer geplagt von Verkehr aus dem Hinterland, der sich in schöner Regelmäßigkeit morgens, abends und am Wochenende über die Bundesstraße 2 durchs Nadelöhr Starnberg quält. Bekannt ist aber ebenso, dass die übrige Verkehrsbelastung hausgemacht ist. Die Diskussion aber fokussiert sich auf Tunnel oder Umfahrung: Auf der einen Seite stehen jene, die im Tunnel, der im Lauf der Jahre alle relevanten Verfahrensschritte bereits durchlaufen hat, die einzige Möglichkeit zur Verkehrsentlastung erkennen. Auf der anderen Seite hat sich massiver Widerstand gegen die Röhre formiert: Gefordert wird der Bau einer Umfahrung, für die es aber allenfalls vage Vorstellungen gibt. Licht ins Dunkel soll ein "Verkehrsentwicklungsplan" (VEP) bringen, der am Donnerstag, 4. Februar, vorgestellt wird.

Hohe Erwartungen sind an die Sitzung des Projektausschusses "Verkehr" geknüpft, die um 18 Uhr im kleinen Saal der Schlossberghalle beginnt; das Publikumsinteresse dürfte entsprechend groß sein. Auf der Tagesordnung stehen - neben "Verschiedenes" - nur zwei Punkte: Ein Bericht des Büros SHP Ingenieure (Hannover) über die "Verkehrswirksamkeit der Szenarien für die Verkehrsentlastung" sowie ein gemeinsamer Antrag von CSU, UWG, Grünen und SPD, der die Rolle der Stadt als Bauherr von Bundes- und Staatsstraße kritisch hinterfragt.

Bereits Mitte Oktober 2015 stellte SHP die Methodik zur Erstellung des VEP dar. In einer ersten Einschätzung der Situation konstatierten die Verkehrsexperten eine Reihe von Konfliktpunkten in der Stadt. Nun folgt die zweite Präsentation, bei der die Fachleute vier Szenarien untersuchen sollten: Tunnel, ortsnahe und ortsferne Umfahrung sowie weder Tunnel noch Umfahrung. Erwartet wird eine Darstellung der Entlastungswirkung auf die Verkehrsverhältnisse, oder vereinfacht: Was bringt den Durchgangsverkehr am effektivsten raus aus der Stadt?

An diesem methodischen Vorgehen, das die Anti-Tunnel-Allianz aus BMS, WPS, BLS und FDP im Verkehrsausschuss der Stadt mehrheitlich im Herbst beschlossen hat, gibt es jedoch Kritik: CSU, UWG, Grüne und SPD sind der Ansicht, dass der zweite Schritt vor dem entscheidenden ersten gemacht wurde. Denn bislang sind weder rechtliche noch finanzielle Aspekte zum Themenkomplex "Umfahrung" berücksichtigt - ganz abgesehen davon, dass es bislang keinen konkreten Vorschlag gibt. Fraglich ist insbesondere, ob die Stadt Bundesstraßen bauen darf, wer das Projekt bezahlen soll und ob auch die Nachbargemeinde Gauting, die bereits Ablehnung signalisiert hat, doch mitspielen wird. Man darf gespannt sein, was nun herauskommt. Sicher ist nur: Wer die falschen Fragen stellt, braucht auch keine unpassenden Antworten zu fürchten.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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