Starnberg:Traumpaar

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Mit Sinn für Poesie und feinste dynamische Abstufungen: Querflötistin Sophia Aretz und Gitarrist Jakob Wagner bei ihrem Konzert. (Foto: Georgine Treybal)

Die Flötistin Sophia Aretz und der Gitarrist Jakob Wagner im Starnberger Seebahnhof

Von Gerhard Summer, Starnberg

Manchmal ist es der Zufall, der Traumpaare zusammenführt. Sophia Aretz hatte vormals mit einem anderen klassischen Gitarristen zusammengespielt, Jakob Wagner wiederum mit einer anderen Querflötistin. Im Januar dieses Jahres standen die Zwei zum ersten Mal bei einem Orchesterprojekt gemeinsam auf der Bühne, Wagner war als Basso continuo eingesprungen. Und er und Aretz stellten fest: Ja, das passt!

Beide zielen als Musiker nämlich auf große Leichtigkeit und aufs Ebenmaß ab, ohne die Extrema zu vernachlässigen oder zu stark zu nivellieren. Beide sind mit sichtbar viel Freude bei der Sache, bevorzugen einen sehr runden, nie schrillen Ton und verstehen sich auf feinste dynamische Abstufungen genauso wie aufs zupackende Spiel. Lautstärkeunterschiede ihre Instrumente sind kein Thema. Und allein schon vom Klang her ist dieses junge, auf ungewöhnlich hohem Niveau spielende Duo ein Erlebnis: hier die hell strahlende Querflöte, da die dunkel timbrierte Gitarre mit samtigem Diskant, die dem Blasinstrument nie in die Quere kommt. Was mit Jakob Wagners sattem Anschlag und damit zu tun hat, dass er ein modernes australisches Instrument spielt, das manchmal fast nach der Fülle eines Pianos klingt.

Zu ihrem Gastspiel im Wartesaal des Starnberger Seebahnhofs hatten die Studenten der Musikhochschule Düsseldorf ein spannendes Programm zusammengestellt: von Astor Piazzollas Tango nuevo und der atmosphärisch feinen Klangsprache des japanischen Komponisten Tōru Takemitsu, der sein auf und ab wogendes, impressionistisches "Toward the Sea" im Auftrag von Greenpeace geschrieben hatte, bis hin zu Villa-Lobos' "Bachianas Brasileiras Nr. 5" und heiter ungetrübten Choros und Sambas von Celso Machado. Gerade das Werk des Brasilianers Villa-Lobos, der als Komponisten nur Bach und sich selbst gelten ließ, hat in der Originalversion bei aller Schönheit viel Rührseligkeit abbekommen. In der Bearbeitung von Wagner und Aretz war von Kitsch und Zuckerrand nichts zu spüren, Klarheit und Schlichtheit dominierten. Auch das ist eine ihrer Stärken: Ihr Spiel transportiert wirkliches Gefühl, und keine aufgesetzte Lyrik.

Eines der Glanzstücke der Matinee war freilich Piazzollas "Histoire du Tango" in einer fast schon idealen Fassung: mitreißend in den virtuosen Passagen, betörend in seiner rauen Poesie. Auch in diesem Fall zielte das Duo auf Ausgewogenheit ab und siedelte die schwermütigen Themen nicht zu sehr am Abgrund an. Dass Wagner längst mit anspruchsvollstem Solorepertoire zurechtkommt, zeigte seine temperamentvolle, in allen Details stimmige Version von Sergio Assads zerklüfteter "Fantasia Carioca". Rauschender Applaus im Wartesaal.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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