Starnberg:Tod in der goldenen Wanne

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Noch ist er fidel: Hans Otto als Feste feiernder Jedermann. (Foto: Georgine Treybal)

Die Kolpingbühne Starnberg bringt den "Jedermann" in einer eigenen Version auf die Bühne

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Dunkles Glockenläuten und dramatische Musik im Hintergrund: Zu Beethovens Neunter wird der Reiche in einer goldenen Badewanne auf die Bühne geschoben, während er genussvoll ein Glas Wein schlürft. Der "Jedermann" ist fest verbunden mit den Salzburger Festspielen. Laienbühnen haben es schwer, da mitzuhalten, schon rein atmosphärisch.

Die Kolpingbühne Starnberg indes hat sich Theater mit Anspruch auf die Fahnen geschrieben. Regelmäßig bringt Spielleiter Josef Hiebl Klassiker auf die Bühne. In dieser Saison fiel die Wahl auf den "Jedermann": In prägnanten 75 Minuten spielten die 22 Akteure am Wochenende im ausverkauften katholischen Pfarrzentrum Sankt Maria ohne Pause durch und verstanden es, den klassischen Stoff vom Leben und Sterben eines reichen Mannes dem Publikum ausdrucksstark nahezubringen.

Bernd Klaus Jerofke hat das Stück bearbeitet, dem die Version von Hugo von Hoffmannsthal zugrunde liegt. Der Autor befreite das klassische Vorbild mit Fingerspitzengefühl vom Ballast der langen Monologe. Doch auch wenn die Knittelverse gründlich entstaubt und modernisiert wurden - für Laien sind sie immer noch eine Herausforderung. Groß ist die Gefahr, dass der Text heruntergeleiert wird; Improvisieren ist ebenfalls nicht möglich.

Mit viel Einfühlungsvermögen und Gespür für die Charaktere hat Hiebl die Darsteller herausgesucht. Wie fast jedes Mal spielt Hans Otto die Hauptrolle. Mit mehr als 130 Einsätzen hat er den längsten Text und muss stets auf der Bühne präsent sein. Und er spielt den Jedermann, der sich vom arroganten und stets auf seinen eigenen Vorteil bedachten Lebemann zu einem verzweifelten Menschen wandelt, als sei ihm die Rolle auf den Leib geschrieben. Man könnte fast Mitleid haben, als ihm im Angesicht des Todes der Angstschweiß ausbricht und er am Ende tief bereut. Sophie Wießler überzeugt als verführerische Buhlschaft. Neu ist an dieser Version, dass sie sich sofort den nächsten reichen Mann angelt, als Jedermann auf sein Verderben zusteuert. Souverän agiert Mike Baumgärtner als guter Gesell, der Jedermann ebenso wenig auf seiner letzten Reise begleiten will wie die vermeintlichen Freunde. Wie im richtigen Leben bedienen sich alle - Verwandte (Angelika Wulff und Florian Ranftl), Freunde und Mitarbeiter - sofort an Jedermanns Reichtum und raffen alles zusammen, sobald sich die Chance dazu bietet. Für Andre Siems ist der Tod, der nicht gruselig, sondern im edlen weißen Frack daher kommt, eine Paraderolle. Auch die anderen Besetzungen überzeugen: Franz Marschner ist der Teufel, Norbert Kraxenberger der Mammon und Barbara Schwab Jedermanns Werke. Als Mutter des Lebemanns, die ihren Sohn immer wieder warnt, agiert Gaby Wießler routiniert und glaubwürdig.

Da keine Zeit für einen aufwendigen Umbau bleibt, wurde das Bühnenbild sparsam mit Vorhängen gestaltet, dafür aber mit der Beleuchtung gezaubert. Am Ende wird die goldene Badewanne zum Sarg, während Jedermanns Seele zu Staub zerfällt.

Hiebl hat den Jedermann natürlich schon in Salzburg gesehen. Er hat sich für die Version von Bernd Klaus Jerofke entschieden, weil sie so zeitlos und lebensnah seit. Jedermann wird als Partylöwe dargestellt, der ausgelassene Faschingsfeste feiert. Doch im Hintergrund lauert der Tod.

Weitere Spieltermine am 17., 18., 23.,24. und 25. November, jeweils 20 Uhr, sowie am Sonntag, 19. November, 18 Uhr, und am 26. November, 15 Uhr, im katholischen Pfarrzentrum Sankt Maria an der Mühlbergstraße in Starnberg. Kartenvorbestellung: Telefon 08151/744888

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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