Starnberg:Tierisch gut und schön

Lesezeit: 3 min

Im Kreis ihrer Lieben: Eva Korb hat die Tiere in Hellabrunn beobachtet. (Foto: Treybal)

Die frühere Starnberger Büchereileiterin Eva Korb zeigt Fotos, die sie im Münchner Tierpark Hellabrunn gemacht hat

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wache schwarze Knopfaugen, flauschig weißes Fell: "Oh wie süß", raunen die Leute. Die Eisbärenbabys aus dem Tierpark Hellabrunn wagen sich zum ersten Mal in ihr Gehege hinaus. Sie stehen eng nebeneinander auf einem Felsen und schauen sich verunsichert um. Eva Korb beobachtet sie gebannt. Die frühere Starnberger Büchereileiterin steht hinter der großen Besucherscheibe, schaut angestrengt durch das Objektiv ihres Fotoapparats, den Finger am Auslöser.

Die ersten Bewegungen der Zwillinge Nela und Norbert will sie unbedingt festhalten. Dafür lässt sie sogar ihre Krücken stehen. Für Korb ist das eine echte Herausforderung, denn eigentlich kann sie nach ihrer Hüftoperation noch gar nicht richtig laufen. Aber Fotos sind einfach wichtiger an diesem 20. März 2014. Und sie verliebt sich auf Anhieb in die beiden putzigen Eisbärenbabys - so sehr, dass sie von nun an mindestens ein Mal pro Woche in den Tierpark geht, um die kleinen Raubtiere zu beobachten- natürlich immer mit ihrer Kamera. Es entstehen teils sehr lebendige Bilder von den kleinen Bären. Mal sieht man sie spielend mit Ball beziehungsweise einem rot-weißen Straßenpylon, mal raufend oder auch schmusend mit der Mutter. Der eine hat eine Breze geklaut und trägt sie triumphierend im Maul spazieren, während der andere sich nach dem Bad im Pool so eindrucksvoll schüttelt, dass das Wasser in alle Richtungen spritzt und sich die Tropfen geheimnisvoll im Licht brechen. Im Foyer der Schlossberghalle sind die Aufnahmen noch bis zum Sonntag, 10. Mai, zu sehen. Man kann schön beobachten, wie die Zwillinge langsam herangewachsen sind. Aber keine Sorge, wer sich für die Eisbärenkinder nicht so begeistern kann wie Korb, wird nicht enttäuscht. Im Laufe des vergangenen Jahres hat die 63-Jährige auch andere Tiere mit der Kamera eingefangen. So hat sie öfter vor dem Tigerkäfig gestanden und das verliebte Werben eines Paares festgehalten. Sie beobachtete den Löwen im Schnee und wie er sich im eiskalten Weiß schrecklich unwohl fühlt. Das Kattaweibchen indes hat ganz andere Probleme, es ist sichtlich erschöpft, so sehr, dass es sogar die Zunge herausstreckt. Ihre Zwillinge nehmen darauf freilich wenig Rücksicht, ein Junges klammert sich an ihrem Rücken fest, das andere kuschelt sich an ihren Bauch.

Olga, die alte Braunbärin, hat dagegen ein ruhiges Leben, aber sie ist auch schon 37 Jahre alt. Sie liegt nur da, den Kopf auf die mächtigen Tatzen gestützt. Nicht gerade freundlich blickt die Uhu-Dame Mila den Betrachter an. Fast so, als wollte sie ihn warnen: "Das ist meine Beute, halt dich fern." Sie hat ein Küken im Schnabel. Auf Korbs Tierfotos zeichnen sich richtig menschliche Züge ab. Man kann sofort die Situation erfassen, in der die Tiere stecken, ohne dort gewesen zu sein. Hellabrunn selbst war von manchen Bildern, die Korb im vergangenen Jahr von den Tieren dort geschossen hat, so begeistert, dass man einige als Werbung auf die Homepage gestellt hat, zum Beispiel das von ihrem Patenkind, einem kleinen Trauerschwan. Die Fotografin macht das natürlich sehr stolz, auch wenn sie dafür kein Geld bekommt. Die Rechte an allen Tierbildern, die im Münchner Zoo aufgenommen werden, hat sich nämlich Hellabrunn gesichert. "Anfangs dachte ich, der Tierpark könnte irgendwann langweilig werden, aber das Gegenteil war der Fall: Je mehr ich zugeschaut habe, um so spannender wurde es", sagt Korb. Ihre Liebe zu Tieren und der Fotografie hat die Bibliothekarin schon als Kind entdeckt. Mit sieben Jahren bekam sie ihre erste Kamera. Als sie noch Berufstätig war, reiste sie viel und fotografierte begeistert in Guatemala, China, USA, Neuseeland oder Australien. Den Starnbergern präsentierte sie später ihre Fotos und Erlebnisse in der Bücherei. Das Kulturamt der Stadt erinnerte sich vor kurzem daran, und fragte Korb, ob sie nicht ein paar schöne Fotos habe. Die Tierbilder begeisterten die Chefin und so kam es zu der Ausstellung. Mehr als 60 Fotos hat Korb von ihren Ausflügen in den Zoo zusammengestellt. Verfremdungen oder großartige Veränderungen durch Bildbearbeitungsprogramme schätzt sie nicht, und so sind die Aufnahmen, abgesehen von Ausschnittsvergrößerungen, nicht verändert. Korb wartete vielmehr geduldig an Käfigen und Gehegen auf den richtigen Moment, immer in schwarz gekleidet, um keine unpassenden Spiegelungen auf den Bildern zu haben, die Linse durch einen Gummiring geschützt. Fast alle Tiere kennt sie jetzt mit Namen. Und wenn man sie fragt, erzählt sie mit leuchtenden Augen kleine Geschichten über sie.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: