Starnberg:Teamleiterin mit Auslandserfahrung

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Ines Heineke hat in Peking erlebt, wie man sich in der Fremde fühlt

Von Blanche Mamer, Starnberg

Mit der Juristin Ines Heineke hat das Ausländeramt des Landkreises Starnberg jetzt eine Teamleiterin mit Auslandserfahrung. Richtig fernes Ausland. Wo alles fremd ist, wo man kein Wort versteht, die Schrift nicht lesen kann und der Umgang erst neu geübt werden muss. China. Diese Situation gleicht der von vielen Flüchtlingen, nur dass man kein Asyl braucht und bereits eine Wohnung und ein gutes Auskommen hat.

Die neue Chefin der Ausländerbehörde kommt eigentlich aus Hessen, hat sich jedoch für München und ein Jurastudium an der Ludwig-Maximilians-Universität entschieden. Dann hat sie ein zweites Juraexamen in England abgelegt. Gearbeitet hat sie zunächst in der Rechtsabteilung eines großen Wirtschaftsunternehmens in München, erzählt sie. Bis sie vor etwa zehn Jahren mit ihrem Mann nach China ging. Während er für einen bayerischen Automobilkonzern arbeitete, trat sie in eine der ersten privaten Rechtsanwaltkanzleien in Shengyang ein, in der Nähe von Peking. "Das war sehr spannend. Ich konnte kein Chinesisch, nur ganz wenig Leute sprachen Englisch, eine Studentin hat übersetzt.

Ein einschneidendes Erlebnis war die Eröffnung eines Bankkontos. Es war das totale Chaos, doch zum Schluss hatte ich zwei Bankkarten und eine Kreditkarte, die ich eigentlich gar nicht wollte, fünf Visitenkarten und drei Einladungen zum Abendessen", erzählt sie und lacht. Ach ja, die Essenseinladungen! Es dauerte, bis sie begriff, dass man immer einen kleinen Rest auf dem Teller lassen muss; wenn man aufisst, häuft der Gastgeber eine neue Portion auf. Auch das Verhalten im Beruf will neu gelernt sein. "Ich habe sehr viel gelächelt." Es folgten zwei Jahre in Peking, wo sie sich schon etwas besser zurechtfand. In der Zwischenzeit habe sich viel geändert, mittlerweile gebe es viele sogenannte Langnasen in China.

Durch die eigene Erfahrung könne sie jedenfalls gut nachvollziehen, wie man sich in einer völlig fremden Kultur fühlt, weder nach der Straße fragen kann, noch mit dem Taxi nach Hause kommt und vieles falsch macht.

Zurück in München arbeitete sie für die Industrie- und Handelskammer, befasste sich viel mit Kunden. Als ihr Mann nach Südamerika versetzt wurde, begleitete sie ihn nach Panama. Arbeiten durfte sie nicht, dafür lernte sie Spanisch, lernte wieder umdenken, stellte sich auf andere Gepflogenheiten ein. Wie das Zeitverständnis zum Beispiel: "Man lädt jemanden zum Grillen ein, für Abends um Acht. Um 22 Uhr ist noch keiner da. Das ist für uns schon seltsam." Nach dreieinhalb Jahren kehrten sie nach München zurück, zogen an den Starnberger See und es traf sich gut, dass das Landratsamt die Teamleiterstelle ausgeschrieben hatte.

Seit 1. Juni ist Heineke in der Kreisbehörde und arbeitet sich ein. Zugleich werden etliche neue Mitarbeiter auf ihre neue Arbeitsstelle vorbereitet, müssen unzählige Vorschriften zum Ausländer- und Aufenthaltsrecht lernen, was Monate dauern kann. "Wir hoffen, dass wir den Engpass in der Ausländerbehörde so bald wie möglich beheben können und zur Zufriedenheit aller arbeiten."

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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