Einbrüche im Landkreis:Tatort Terrassentür

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Eigenheime im Landkreis Starnberg sind bevorzugte Ziele für Einbrecher. Diese kommen meist im Schutz der Dämmerung und stehlen Geld, Schmuck und Tresore. Oft wird die Polizei erst zeitverzögert alarmiert

Von Christian Deussing, Starnberg

Fast täglich schlagen derzeit Einbrecher im Fünfseenland zu - besonders in der Dämmerung und jüngst im Starnberger und Gautinger Raum sowie in der Ammersee-Region. Die unbekannten Täter spähen oft die Häuser und Wohnungen aus, hebeln Terrassentüren und Fenster auf, um meist Geld, Schmuck und Tresore zu stehlen. Zwar werden Schwachstellen eines Gebäudes besser gesichert, weshalb laut Polizei nahezu die Hälfte der Einbrüche inzwischen scheitert. Doch die Täter entkommen meistens - ob nun mit oder ohne Beute. "Wer etwas Verdächtiges wahrnimmt, sollte dies sofort der Polizei melden und nicht erst einen Tag später", rät deshalb Kai Motschmann, Einsatzleiter bei der Polizei Starnberg. Denn nur so könne erfolgreich gefahndet werden.

Dass die Bürger oft zu spät den Polizeinotruf wählen, bedauert auch Gautings Polizeichef Ernst Wiedemann. Er warnt zudem vor der Arglosigkeit, denn Einbrecher würden "immer frecher und dreister". Sie nutzten auch nur den Moment aus, wenn die Bewohner kurz zum Einkaufen gingen. Es sei schon manchmal "frustrierend", nachher von den betreffenden Personen oder von Nachbarn zu erfahren, dass man "etwas gesehen" habe, erzählt Wiedemann.

Viel zu tun hat in diesen Wochen die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Kripo Fürstenfeldbruck, deren Mitarbeiter in punkto Einbruchsschutz auch im Landkreis Starnberg häufig unterwegs und komplett ausgelastet sind. Die Beamten geben wichtige Tipps, wie Häuser einbruchssicher gemacht werden können und welche Alarmanlagen, Bewegungsmelder, Überwachungskameras oder Schlösser auch Profi-Einbrecher abschrecken. Dazu gehört aber auch, den Briefkasten zu leeren und Licht in wechselnden Intervallen brennen zu lassen, um Anwesenheit vorzutäuschen. Die Kripo-Beratungsstelle hat Sicherheitsfirmen aufgelistet, die in punkto Einbruchsschutz zertifiziert sind.

Darunter ist die Firma Schmid-Alarm in Stockdorf. Der fachliche Beratungsbedarf sei wegen der neuen Einbruchsserie um bis zu 30 Prozent sprunghaft angestiegen, berichtet Geschäftsführer Tobias Schmid. Zu den Kunden zählten aber nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Mieter von Wohnungen. Er spüre zudem, dass "Mitbewerber in den Markt drängen". Das deute darauf hin, dass das Thema "vorbeugender Schutz vor Einbruch" eine gewisse Konjunktur habe und die Bürger bereit seien, zunehmend in einbruchshemmende Sicherheitstechnik zu investieren, erläutert der Firmenchef.

Schmid weiß aus langer Erfahrung, mit welchen Methoden einzelne Einbrecher oder Banden arbeiten, um möglichst schnell in Häuser einzudringen. Darüber tauschen sich die Sicherheitsexperten auch mit der Polizei aus, um möglichst passend nachzurüsten oder möglichst einen Schritt voraus zu sein. Allerdings warnt Schmid vor einer neuen Schwachstelle. Denn das "vernetzte Haus", dessen Türen sich über Smartphones öffnen lassen, würde Einbrechern durchaus Chancen eröffnen - nämlich mit einem "IT-Angriff" diese Verschlusstechnik zu überwinden. Hier müsse sich seine Branche künftig Gedanken machen, betonte der Alarmexperte im Gespräch mit der SZ.

Tobias Schmid ist Chef der Stockdorfer Firma Schmid-Alarm. Er kennt sich mit der Sicherheitstechnik aus, an der Einbrecher scheitern. (Foto: oh)

Um Einbrecher zu erwischen und die mageren Aufklärungsquoten zu verbessern, setzen Fahnder in München jetzt auch die Software "Precobs" ein. Damit sollen mögliche Tatortbereiche vorausberechnet werden. Diese Methode sei interessant, aber vorerst eher für Ballungsgebiete geeignet, sagt dazu Kripochef Manfred Frei.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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