Starnberg:Suchtberater im Stress

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Condrobs in Starnberg verzeichnet im vergangenen Jahr einen starken Anstieg an Klienten und Therapien

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Alkohol und Cannabis - das sind weiter die Hauptsuchtmittel, die die meisten Klienten von Condrobs vor ihrer Therapie genommen haben. Das gilt sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene. Die Starnberger Suchtberatungsstelle von Condrobs verzeichnete im vergangenen Jahr sogar einen starken Anstieg dieses Personenkreises. Die Beratungszahlen stiegen um 12,7 Prozent auf 625. Das geht aus dem Tätigkeitsbericht 2014 hervor, den der Einrichtungsleiter Stefan Wenger am Mittwoch vorstellte. "Das ist eine Menge", kommentierte er den Anstieg.

Für Wenger sind die Zahlen allerdings auch ein Zeichen, dass die Suchtberatungsstelle für viele Abhängige inzwischen ein Begriff ist, um eine Therapie zu beginnen. Angesichts der Resonanz und des Bedarfs wird auch die Außenstelle in Gilching weiter ausgebaut. Sie soll nicht nur in eigene Räume ziehen, sondern erhält einen ständigen Mitarbeiter als Ansprechpartner. Anfällig für Drogen aller Art sind vor allem Männer, allerdings holen die Frauen auf, sodass das Verhältnis inzwischen so ausschaut: 60 Prozent sind Männer, 40 Prozent sind Frauen. Früher waren nur ein Drittel der Frauen als Abhängige aufgefallen.

Dass Condrobs eine Menge zu tun hat, liegt auch an den Jugendlichen. Zwar erweitern die Suchtberater ständig ihre Präventionsarbeit, gehen inzwischen regelmäßig in Schulen und sind dort auch gern gesehene Helfer und Aufklärer, das Koma-Trinken unter jungen Leuten unter 18 Jahren hält die Mitarbeiter aber dennoch in Atem. Mit dem Kreiskrankenhaus Starnberg gibt es seit Oktober eine Vereinbarung, die vorsieht, dass sich Condrobs-Mitarbeiter um minderjährige Jugendliche kümmern, die wegen Alkolholexzessen in die Klinik gebracht werden mussten. Eine Rufbereitschaft für das Wochenende wurde dazu installiert, die jede Woche unterwegs ist, wie Wenger berichtet. "Wir fahren in die Klinik und reden mit den Jugendlichen und ihren Eltern und zeigen ihnen unsere Angebote, wie man mit Suchtmitteln umgehen lernt." Die Zeiten, in denen die Prävention aus Drohungen bestand, sind schon lange passé. Mit den gefährdeten jungen Leuten ins Gespräch kommen, lautet nun das Ziel. Darauf wies Sozialpädagoge Wolfram Skasa-Weiß hin. Er ist für die Prävention bei Condrobs zuständig. Von Oktober bis Dezember gab es neun Einsätze aufgrund betrunkener Minderjähriger, die in die Klinik mussten. Auch in diesem Jahr, so Wenger, wurden die Einsätze nicht weniger.

Aber auch ältere Menschen gehören zusehends zur Klientel von Condrobs. Alkohol- und Medikamenten-Missbrauch stehen in dieser Altersgruppe im Vordergrund. Renate Jakobs, die eine Seniorengruppe leitet, sieht vor allem in der Einsamkeit und Isolation, die im Alter zunimmt, Auslöser für die Sucht. Auch die Trennung, der Verlust des Partners oder Krankheit lassen ältere Menschen zur Flasche greifen.

Die Gruppe nimmt noch Mitglieder auf. Die einzige Bedingung: Abstinenz. Am Freitag findet von 14 Uhr an eine Aktion unter dem Motto "Sei in - trink mit Verstand" im Erholungsgelände Percha statt. Bei Regen wird ins Jugendzentrum gewechselt.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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