Deutscher Fahrradclub:Starnbergs Radler strampeln sich nach oben

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Wer durch Starnberg radeln will, braucht gute Nerven. Autofahrer haben überall Vorrang, doch das soll sich nun ändern, wenn es nach dem ADFC geht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Reanimation lautet das Zauberwort für die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in der Kreisstadt. Denn bisher ist das Radeln durch die Innenstadt ein sportliches Wagnis der besonderen Art

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wer in Starnberg Rad fahren will, braucht Mut und gute Nerven. Denn Radwege gibt es kaum, gefährliche Situationen im Straßenverkehr dafür um so mehr. "Als Radler ist man hier der allerletzte in der Hierarchie", klagt Sebastian Fuchsberger vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Der Gautinger hat schon oft erlebt, dass sich Autofahrer nicht um schwächere Verkehrsteilnehmer scheren. "Es ist schon verwunderlich, dass Starnberg die Kreisstadt eines fahrradfreundlichen Landkreises ist. Das ist ein Widerspruch in sich", moniert er. Um den Radlern in Starnberg künftig mehr Gewicht zu geben und ihnen auch als Ansprechpartner zur Seite zu stehen, soll nun die Starnberger Ortsgruppe des ADFC "reanimiert" werden. "Die gibt es eigentlich schon länger als den Kreisverband", weiß der Kreisvorsitzende Anton Maier. "Gegründet wurde sie 1998. Aber es sind keine Aktiven mehr da. Deshalb starten wir jetzt einen Wiederbelebungsversuch."

Am Donnerstag, 26. März, treffen sich alle Radlinteressierten und ADFC-Mitglieder um 19.30 Uhr im Hotel Bayerischer Hof. 50 Mitglieder aus Starnberg, Berg und Pöcking hat Maier zu der Versammlung per Brief eingeladen. Er hofft, dass sich bei dem Treffen ein neuer Ortssprecher finden wird, der sich für die Radler in Starnberg, Pöcking und Berg einsetzen will. "Ich kann von Feldafing aus wenig bewegen", gibt er zu. In der Kreisstadt fehle ihm einfach die Akzeptanz, auch wenn er sich dort gut auskenne. Nachdem es nun in Herrsching, Gilching und Gauting aktive ADFC-Ortsgruppen gibt, will der Verein nun auch in der Kreisstadt etwas bewegen. "Es ist wichtig, die Verkehrspolitik in Starnberg zu begleiten, die Wünsche der Radler zu sammeln, damit wir sie dem Stadtrat mitgeben können", sagt Maier. Große Hoffnung setzen die Radler in die neue Rathauschefin Eva John, die bereits die Maximilianstraße für Radler in der Gegenrichtung geöffnet und damit so manches erleichtert hat. Aber auch an vielen anderen Stellen könne man für Radler Verbesserungen erwirken, indem man beispielsweise Durchfahrtsmöglichkeiten schafft. Oft reiche es schon, wenn bei Planungen nicht immer Parkplätze Vorrang vor Radwegen hätten, sagt der ADFC-Kreisvorsitzende. Auch bei großen Verkehrsprojekten wie der Westumfahrung will sich der Verein stärker für Radler einsetzen, denn die geplante Verbindung ist laut Maier sehr umständlich. Auch für die Söckinger hofft der Verein, die Situation verbessern zu können. Eine Querung der Weilheimer Straße ist für Radler nämlich extrem schwierig. Bestimmte Neuerungen habe John nicht zugesagt, aber sie habe signalisiert, dass sie nun Ideen erwarte, berichtet Maier. Und die will der ADFC künftig liefern. Er und seine Mitstreiter erhoffen sich im Gegenzug, dass die Stadt auch in den Radverkehr investiert.

Der ADFC-Kreisvorsitzende Anton Maier wünscht sich eine bessere Lobby für die Radler in Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Aber nicht nur in der Stadt selbst will der ADFC Verbesserungen erzielen. Ein Hauptprojekt wird in den kommenden Jahren eine sichere Route am See entlang bis zum Erholungsgelände Possenhofen sein. Derzeit werden die Radler durch den Wald geleitet. "Ich habe mich da schon mehrfach verfahren", sagt Maier. Aber das ist keineswegs das einzige Problem: Die Radler müssen steil hinauftreten bis sie das Bahnniveau erreichen, um dann den Berg wieder hinunterzusausen. Und im Dunkeln ist der Weg unheimlich.

Der Vorteil einer aktiven ADFC-Ortsgruppe ist aber nicht nur, dass Bürger die Möglichkeit haben, Verbesserungswünsche einzureichen, die Stadt muss sie als Träger öffentlicher Belange bei Bauprojekten anhören. Damit haben die Radler ein völlig anderes Gewicht.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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