Literatur:Sumpfmücken und süßer Hering

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Nordisches Licht am Elbufer von Hamburg-Blankenese - auch ein Reiseort in den Starnberger Heften. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Neben der neuen Ausgabe der Starnberger Hefte präsentiert Herausgeber Ernst Quester auch das Romandebüt von Undine-Preisträgerin Karin Schreiber: "Davon geht die Welt nicht unter".

Von Katja Sebald, Starnberg

Und jetzt also ein ganzer Roman: Bislang war im Verlag der Starnberger Hefte in schöner vierteljährlicher Regelmäßigkeit die namensgebende Literaturzeitschrift erschienen, rund 70 Seiten in eher bescheidener Aufmachung. Zeitgleich zur 34. Ausgabe der von Ernst Quester herausgegebenen "Starnberger Hefte" erscheint nun mit "Davon geht die Welt nicht unter" aber auch im selben Verlag das Romandebüt von Karin Schreiber als gebundenes Buch und mit Ernst Quester als Lektor.

Karin Schreiber ist in der - zugegebenermaßen kleinen - Starnberger Literaturszene keine Unbekannte: Sie gewann 2016 den Literaturpreis "Starnberger Undine", Auszüge aus ihrem jetzt erschienenen Buch wurden bereits in den "Starnberger Heften" veröffentlicht. Das neue Werk ist ein Familienroman mit autobiografischen Zügen, der im Chiemgau, in Vorarlberg und der Schweiz spielt. Er beginnt in der Nachkriegszeit und endet mit der Flucht der Protagonistin aus dem Bregenzer Provinzmilieu ins Schwabing der frühen 70er-Jahre. Dazwischen geht es um schlimme Erlebnisse in den letzten Kriegstagen, um Dinge, über die in der Familie geschwiegen wurde, und um Dinge, die ein Kind nicht versteht, aber doch spürt.

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Die Schauplätze des Romans liegen aus Starnberger Sicht also eher in südlicher Richtung. Angesichts der Sommerhitze aber wählte die Redaktion der Starnberger Hefte für die aktuelle Ausgabe das Motto "Norden". Erinnerungen an Reisen in kühlere nördliche Gefilde sorgen für Abkühlung: So war etwa Thomas Maier-Bandomer in Norwegen unterwegs, Roger Schöntag in Süd-Skandinavien. Julia Jückstock folgte dem Weg des Lichts in den sommerlich kühlen Norden, Patricia Czezior blickte in Hamburg-Blankenese von der Terrasse des Restaurants "Ponton op'n Bulln"auf die Elbe und Vanessa Lange betrachtete die Auslage einer Sylter Bäckerei. Ernst Quester aber kämpfte im Juli 1964, damals noch als Schüler in Aschaffenburg, auf einer Reise durch den Norden Schottlands mit Sumpfmücken, gesüßtem Hering und kaltem Regen.

Andere Autoren stemmten sich dem Thema förmlich entgegen: Eva Ueber-Möller bekennt, dass sie Helmut Qualtinger Statements "Was brauch i um Mitternacht a Sunn?" quasi mit der Muttermilch aufgesogen habe. Kein Wunder, dass sie ihre "Lieblings-Orte", so der Titel ihres kleinen Textbeitrags, eher im Süden fand. Auch Sonja Haanrads zieht es eher nach Süden. In ihrem Gedicht "Fernab" schreibt sie, wohl stellvertretend für die meisten Starnberger: "Erwäge schon länger nördliche Ziele / Die Wegstrecke scheuend / So weit bis zum Meer."

...mal um den "Norden". (Foto: Julian Schmidt/oh)

Und dann überrascht die neue Ausgabe der "Starnberger Hefte" auch noch mit einem Miniaturroman auf gut 20 Seiten: Melsene Schramm erzählt "eine fast wahre Liebesgeschichte", in der es um eine verlassene Frau geht, die von einem Engel getröstet wird.

Die neue Ausgabe der "Starnberger Hefte" und der Roman "Davon geht die Welt nicht unter" von Karin Schreiber werden am Dienstag, 27. Juni, um 19 Uhr in der "Bücherjolle" in Starnberg (Kirchplatz 3) vorgestellt. Als musikalische Begleitung spielen Thomas Maier-Bandomer (Saxophon) und Markus Rösch (Piano) Jazz-Standards, die Moderation übernimmt Julia Behr. Der Eintritt ist frei - und das Publikum herzlich eingeladen.

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