Starnberg:Starnberg soll ein Angebot machen

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Die Gespräche zwischen Stadt und "Alte Post"-Geschäftsführer Krenn über den Verkauf der Centrum-Ladenpassage mit Tiefgarage sind bisher am Widerstand von Bürgermeisterin John gescheitert. Dabei könnte die Rathausverwaltung den Platz für Büros gut brauchen

Von Peter Haacke, Starnberg

Seit drei Jahren ziehen sich die Verhandlungen zwischen der Stadt Starnberg und der Immobiliengesellschaft "Alte Post" Flensburg GmbH - Haupteigentümer ist Siegfried Genz aus Berg - über das "Centrum" an der Hauptstraße. Bisher ohne Erfolg. Der Gebäudekomplex mit der mittlerweile komplett leer stehenden Ladenpassage, Tiefgarage und Literatencafé steht zum Verkauf; ein paar Wohnungen im Obergeschoss sind bereits veräußert. Alte Post-Geschäftsführer Michael Krenn hat der Stadt die Immobilie mehrfach angeboten, doch Eva John scheint daran kein Interesse zu haben. Im Stadtrat formiert sich aber Widerstand, eine Mehrheit sieht das Gebaren der Bürgermeisterin zunehmend kritisch. Ein Grund ist, dass die Stadtverwaltung mehr Platz bräuchte. Darum böte sich der Kauf einer Immobilie an, statt an- oder umzubauen oder einen Neubau zu errichten. In der vergangenen Woche ließ sich ein Dutzend Stadträte von Krenn aus erster Hand über bestehende Möglichkeiten bei Erwerb des Centrums informieren; ungenannt blieb dabei jedoch ein Preis.

Gemeinsam mit Architekt Martin Demmeler informierte Krenn am Dienstag in einem Pressegespräch über den aktuellen Stand der Dinge. Nachdem erste Einheiten im Obergeschoss des 1995 fertiggestellten, verschachtelten Komplexes an der Hauptstraße bereits veräußert sind, geht es nun noch um die 3000 Quadratmeter umfassende Ladenpassage, davon 1100 Quadratmeter Bürofläche, die Tiefgarage mit 307 Stellplätzen sowie das Café. Die Eigentumsverhältnisse sind kompliziert, Schlossberghalle und Centrum teilen sich diverse Versorgungseinrichtungen. Unzählige Kleinigkeiten sind in einem 300 Seiten starken Papier zusammengefasst. Der Rathausvorplatz etwa ist 60 (Stadt) zu 40 (Alte Post) aufgeteilt; die Tiefgarage bildet größtenteils das Fundament der Schlossberghalle. "Ein hochkomplexes Werk", sagt Krenn, der sich vehement dagegen wehrt, dass man den Gebäudekomplex "schlechtredet", wie er sagte.

So oder so ähnlich könnte der barrierefreie "Centrum"-Eingangsbereich aussehen, falls Starnberg den Gebäudekomplex erwerben sollte. Animation: Alte Post Flensburg/OH (Foto: N/A)

Den Zustand der etwa 25 Jahre alten Immobilie bezeichneten Krenn und Demmeler als "sehr gut". Aufgrund der soliden Bauweise des Hauses seien derzeit nur Kleinigkeiten zu beheben. Dazu gehöre etwa die Betonsanierung an den tragenden Säulen der Tiefgarage, die derzeit - ohne Gefährdung der Gebäudestatik - für etwa 645 000 Euro zu bewerkstelligen sei. Die Kosten für den Umbau der Ladenpassage seien abhängig von individuellen Wünschen des künftigen Eigentümers. Der Einbau weiterer Fenster oder Lichtschächte sei technisch problemlos machbar, hieß es.

Architekten bietet sich im Centrum eine große Spielwiese. So hat Walter Mayer im Auftrag Krenns einen ersten Entwurf zu Nutzungsmöglichkeiten gezeichnet: Denkbar sind Empfangs-, Seminar-, Archiv- und Büroräume. Standesamt, Einwohnermeldeamt oder Infoschalter wären barrierefrei erreichbar. Behindertengerechte Aufzüge im Haus wären auch vorhanden. Allerdings habe allein das Verfassen einer Absichtserklärung durch die Stadtverwaltung - ein "Letter of intent" - fünf Monate Zeit gebraucht, sagt Krenn. Tatsächlich handelt es sich um eine "Spezial-Immobilie", die der Verwaltung vielfältigste Gestaltungsmöglichkeiten mit Haupt-, Neben- und Verkehrsflächen, Tagungs- und Lagerräumen bietet.

Der von Bürgermeisterin John erwogene Um- oder Neubau des Rathauses dagegen hätte aus Krenns Sicht viele Nachteile. Abgesehen vom Problem, wo die Mitarbeiter der Verwaltung über Monate hinweg arbeiten sollen, stellt sich die Frage nach den Parkplätzen. Ein Erwerb des sanierten Centrums mit Tiefgarage käme laut Krenn dagegen billiger und böte außerdem mehr Platz. Über den Preis aber schweigt sich der Alte Post-Geschäftsführer bislang aus; die Umbaukosten will Krenn nach den Pfingstferien nennen. Er ist jedoch der Überzeugung, dass er bei Einzelverkäufen höhere Gewinne erzielen könnte.

Krenn hat der Stadt bislang noch keine Frist gesetzt, "aber die Uhr tickt". Er verweist auf interessierte Investoren, einer davon "aus dem asiatischen Raum". Die meisten Stadträte haben das Centrum ebenso besichtigt wie Mitarbeiter der Verwaltung. Allerdings bleibt laut Krenn das Problem, dass John einen konstruktiven Dialog mit ihm verweigere. Beim Workshop mit den Stadträten am 20. Mai etwa sei auch die Bürgermeisterin am Veranstaltungsort gewesen, habe die Anwesenden aber ignoriert. Wie es weiter geht? "Keine Ahnung", sagt Krenn. "Ich will einfach nur ein Angebot von der Stadt Starnberg."

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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