Starnberg:Stadt entfernt Hecken am Friedhof in Percha

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Die Hecke ist weg, und ein Grabstein liegt am Boden. Bei den Arbeiten am Friedhof in Percha entstehen auch Schäden. (Foto: Georgine Treybal)

Die Thujen seien marode gewesen. Nun sollen Buchen und Eiben gepflanzt werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein Friedhof ist normalerweise ein Ort respektvollen Gedenkens, stiller Einkehr und Trauer. Mit der Ruhe ist es seit Beginn dieser Woche auf dem neuen Friedhof im Starnberger Ortsteil Percha an der Kreuzstraße vorbei: Bauarbeiter haben die Umzäunung des Areals südlich des Autobahnzubringers entfernt, die umrandenden Thujen, die auch als "Lebensbäume" bekannt sind, wurden auf einer Länge von gut 70 Metern aus dem Boden gerissen. Dabei ist ein Grabstein umgefallen, der allerdings nicht korrekt befestigt gewesen sein soll. Nach Auskunft der Stadtverwaltung sind die Arbeiten notwendig, weil die "überalterte Hecke im Rahmen der Unterhaltspflicht" entfernt werden musste. Anwohner haben aber Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Unterfangens.

Im Auftrag der Starnberger Stadtverwaltung sind derzeit die Arbeiter eines Subunternehmers damit beschäftigt, die Zielvorgaben einzuhalten: Den alten Zaun, die Thujen und Gehölze entfernen, einige Bäume fällen, einen neuen Zaun bauen und eine neue Umrandung anpflanzen. "Die alte Hecke war verfault und verstockt", sagt einer der Männer, "der Zaun hatte Löcher; da konnten selbst Hunde rein". Mit einem Tieflader, einem Minibagger und zwei Lastwagen ist der Trupp seit diesem Montag damit beschäftigt, die Umrandung des Friedhofs neu zu begrünen und das Areal zu umzäunen. Die Arbeiten sollen bis Ende November abgeschlossen sein. Das Material, das die Arbeiter entsorgen - Zaun, Gehölze, Baumreste - wird einstweilen auf dem kleinen Parkplatz vor dem Friedhof bei Percha zwischengelagert.

Die Beliebtheit der Thuje aus der Familie der immergrünen Zypressengewächse beruht vor allem auf ihrer ausgezeichneten Schnittverträglichkeit. In der Höhe kann eine Hecke im älteren Zustand zwar stark gekürzt werden, in der Breite allerdings ist dies nur begrenzt möglich, da der Lebensbaum im Inneren dann kahl wird und aus verholzten Zweigen und Ästen nicht nachwächst. Laut Lena Choi, Pressesprecherin der Stadt Starnberg, hatte die bestehende Hecke am Friedhof "bereits eine starke Neigung zur Straße hin", so dass die Gefahr bestand, dass sie zum Beispiel bei starkem Schneefall unter der Last auf die Straße gekippt wäre. Der marode Zaun wurde in diesem Zusammenhang gleich mit entfernt.

Die neue Einfriedung besteht aus einem Zaun mit neuem Eingangstor für Pflegemaßnahmen "und einer Hecke mit einer Mischung aus Hainbuche und Eibe". Die letzten Pflanzarbeiten sollen voraussichtlich zwischen dem 23. und 25. November stattfinden. Die genauen Kosten für die Arbeiten kann die Stadtverwaltung noch nicht mitteilen, "da sie sowohl vom Betriebshof als auch von der Rahmenvertragsfirma nach genauem Aufwand abgerechnet werden", schreibt Choi. Es dürfte sich aller Voraussicht nach um eine Summe im fünfstelligen Bereich handeln.

Bei Anwohnern und Besuchern der Ruhestätte in Percha bestehen Zweifel über die Notwendigkeit der Verschönerungsaktion. Frei laufende Hunde seien noch nie auf dem Areal gesichtet worden, berichtet ein Nachbar, obwohl das Tor zum Friedhof ohnehin die meiste Zeit offen stehe. Allerdings habe man zeitweise Kinder zwischen den Gräbern spielen sehen. Außerdem hätten viele in der Hecke nistenden Vogelarten ihre Heimat verloren.

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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