Starnberger Stiftung:Sprachunterricht vom Sponsor

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Michaela Muhl (Zweite von li.) koordiniert die pädagogische Arbeit der neuen Stiftung Startchance, hier beim Unterricht im Starnberger Gymnasium. (Foto: Georgine Treybal)

Stiftung "Startchance" fördert in Starnberg deutsche und ausländische Kinder nicht nur mit Nachhilfe

Von Otto Fritscher, Starnberg

"Ich gehe nicht als Fee", sagt Abdullah. Der Satz kommt dem afghanischen Flüchtling noch etwas holprig über die Zunge, aber er strahlt über das ganze Gesicht, als er ein Lob von der Lehrerin einheimst. Zusammen mit sechs anderen jungen Männern, allesamt unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan, drückt er am Freitagnachmittag im Starnberger Gymnasium freiwillig die Schulbank, um Deutsch zu lernen. Heute auf dem Stundenplan: der Fasching, passend zu den närrischen Tagen. Und so ist die nächste Aufgabe noch ein bisschen schwieriger: Was bedeutet das Wort "Faschingstreiben" - und wie schreibt man das korrekt? Abdullah grübelt noch. "Die Jungs sind mit Begeisterung dabei", sagt derweil Michaela Muhl. Sie koordiniert den Unterricht, aber auch das Ausflugsprogramm, das die Stiftung "Startchance" den bis zu 20 Kinder und Jugendlichen angedeihen lässt, die sich freitäglich im Gymnasium mit einigen Helfern, darunter Lehrer und sogenannte Schüler-Coaches, treffen.

Michaela Muhl ist selbst Lehrerin am Starnberger Gymnasium, und sie gehört zu den Stiftungs-Aktiven der ersten Stunde. Ins Leben gerufen hat die Stiftung Startchance Wulf von Schimmelmann, ein Manager aus Berg; das Stiftungskapital beträgt 100 000 Euro. Ihr Zweck ist die "Förderung der Bildung und Erziehung Jugendlicher", vorrangig im Landkreis Starnberg. In der Praxis bedeutet dies, dass seit vergangenem März Kinder und Jugendliche in Starnberg betreut werden. Die Hälfte etwa sind Deutsche, die anderen Flüchtlinge, die an diesem Freitag aus Tutzing kommen. "Wir wollen mehr bieten als reine Nachhilfe", erklärt Muhl, deshalb stehen auch Ausflüge auf dem Programm, bisher etwa eine Dampferfahrt, ein Tag im Wald, oder Besuche im Buchheim-Museum und im Deutschen Museum. "In der Gruppe zu lernen macht einfach mehr Spaß", sagt Muhl, und in der Tat herrscht in dem Klassenzimmer eine fröhliche Atmosphäre. Auch wenn Praktika oder Bewerbungen anstehen, helfen die Lehrer oder die Schülercoaches, zumeist ältere Schüler.

Neben der Arbeit in Starnberg hat sich die Stiftung inzwischen nach Schäftlarn und Geretsried ausgebreitet, jeweils in die dortige Grundschule. "Insgesamt betreuen wir jetzt nach einem knappen Jahr rund 50 Kinder und Jugendliche und haben einen Helferstamm von 25 Aktiven", berichtet Muhl. " Wir betreuen alle Kinder, deren Eltern sich meist aus finanziellen Gründen nicht optimal um die Schulbelange ihrer Kinder kümmern können und die sozial bedürftig sind", erklärt sie die Auswahlkriterien. Diese würden aber nicht zu eng ausgelegt. "Wir verlangen keine Verdienstbescheinigung oder einen Aufenthaltstitel." Zumeist kommen die Kinder und Jugendlichen über Mund-zu-Mund-Propaganda, aber auch Lehrer sprechen schon mal einen Hinweis aus. Sowohl die Leitung des Starnberger Gymnasiums als auch die Stadt verhielten sich sehr wohlwollend und kooperativ. Eines ist der pädagogischen Koordinatorin noch wichtig. "Wir verteilen kein Geld, sondern Zeit und Aufmerksamkeit", sagt sie.

Und Michaela Muhl hat auch gleich ein Beispiel dafür parat, dass die Arbeit der Stiftung Startchance schon Früchte trägt. "Es ist doch super, wenn sich syrische und afghanische Kinder auf Deutsch miteinander unterhalten."

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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