Starnberg:SPD vermisst bezahlbare Wohnungen

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Andreas Lotte sitzt seit 2013 für die SPD-Landtagsfraktion im Wirtschaftsausschuss sowie im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes. (Foto: Claus Schunk)

Der Mangel macht sich in ganz Bayern nirgends so stark bemerkbar wie in den Landkreisen Starnberg und Weilheim, berichtet der Landtagsabgeordnete Andreas Lotte. Ein Grund ist, dass geeignete Grundstücke fehlen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist gerade in einem Landkreis wie Starnberg mit seinen exorbitant hohen Grundstückspreisen sehr schwierig. Der Kreisverband der SPD diskutierte mit dem wohnungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktion, Andreas Lotte, über mögliche Lösungen. Das Fazit: Die staatliche Förderung geht ins Leere, solange keine geeigneten Grundstücke zur Verfügung stehen.

Nach den Angaben des SPD-Abgeordneten Lotte ist der Mangel an Wohnraum in den Landkreisen Starnberg und Weilheim-Schongau bayernweit am größten. Etwa 80 Prozent von den 33 000 bestehenden Gebäuden im Landkreis Starnberg seien Einfamilienhäuser. Es gebe nur 500 Mehrfamilienhäuser; das ist in den Augen des Politikers viel zu wenig. Laut Lotte wurden in den vergangenen Jahren im Landkreis keine geförderten Mietwohnungen geschaffen. Mit dem Bau von durchschnittlich zehn frei finanzierten Wohnungen pro Jahr sehe es "nicht gerade rosig aus". Zumal bei den frei finanzierten Wohnungen die Preise so hoch seien, dass sie für die meisten trotz niedriger Zinsen unerschwinglich seien.

Nach Angaben der SPD-Kreisvorsitzenden Julia Ney aus Gauting hat zwar der Verband Wohnen in den vergangenen fünf Jahren 220 Wohnungen für eine vergleichsweise geringe Miete von 7,50 Euro pro Quadratmeter geschaffen, aber das ist ihrer Ansicht nach noch viel zu wenig.

Wie die Starnberger Stadträtin Christiane Falk berichtete, können es sich junge Beamte, wie etwa Polizisten gar nicht mehr leisten, hier zu wohnen. Deshalb müssten Bund und Land Wohnungen zur Verfügung stellen. Der Gilchinger Gemeinderat und Ortsvorsitzende Christian Winklmeier wies darauf hin, dass auf dem Gelände des alten Rathauses sozialer Wohnungsbau entstehen soll. Auch die Grundstücke, auf denen derzeit Containersiedlungen stehen, könnten seiner Meinung nach später für sozialen Wohnungsbau verwendet werden. Zusätzlichen Wohnraum könnte man auf Parkplätzen schaffen, durch Überbauung mit Gebäuden in Stelzenbauweise. "Wir kommen nur weiter, wenn wir Grundstücke nicht mehr verkaufen, sondern im Erbbaurecht vergeben", erklärte der ehemalige Pöckinger Gemeinderat Sigfried Danninger.

Einen möglichen Lösungsansatz sieht Lotte in dem Modell der sozialgerechten Bodennutzung, wie es in München praktiziert wird. Sie soll der bisherigen Praxis entgegenwirken, wonach bei Ausweisungen von Bauland die Öffentlichkeit die Kosten, wie etwa die Schaffung der notwendigen Infrastruktur tragen muss, während Investoren die Gewinne abschöpfen. In einem städtebaulichen Vertrag werden laut Lotte Details festgeschrieben, dass beispielsweise bei der Ausweisung von Baugrund 30 Prozent Sozialwohnungen geschaffen werden müssen und 20 Prozent in mittlerer Preislage. Der Investor könnte immerhin noch bei 50 Prozent der Wohnungen den Gewinn abschöpfen. Weitere Lösungen sah der Abgeordnete in der Gründung von Genossenschaften. Interessenten bezahlen dabei eine festgelegte Summe pro Quadratmeter ein, im Gegenzug ist die Miete günstig. Der Vorteil sei, dass die Wohnungsgröße jederzeit dem Bedarf angepasst werden könne. Familien könnten bei gleichbleibender Miete pro Quadratmeter in eine größere Wohnung umziehen und Senioren könnten eine kleinere Wohnung bekommen.

Für Lotte ist diese Variante das beste Einheimischen-Modell. Darüber hinaus müssten Kommunen Druck ausüben, damit Bund und Land ihre Grundstücke für sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellten.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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