Starnberg:Sozialkaufhaus braucht neue Bleibe

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Der Eigentümer des Grundstücks am Riedener Weg plant den Bau einer Wohnanlage. Die Caritas zeigt sich von dem Projekt überrascht, muss aber erst in drei Jahren ausziehen

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Tage des Caritas-Sozialkaufhauses "KaDeCa" in Starnberg am Riedener Weg sind gezählt: Der Besitzer des Grundstücks, Hans Saegmüller, plant den Bau einer dreigeschossigen Wohnanlage mit Tiefgarage. Nach Abriss der bestehenden Gebäude sollen zwei moderne Häuser mit jeweils fünf Wohneinheiten entstehen. Der Bauausschuss befürwortete am Donnerstag einen Vorbescheidsantrag, gegen den einzig die CSU votierte.

Betroffen von dem Bauvorhaben ist vor allem die Caritas: Im seit 2008 existierenden Sozialkaufhaus, wo es im Rahmen eines Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojektes mit arbeitssuchenden Menschen Möbel und Hausrat, Umzugs- und Räumungshilfen, aber auch Bücher zu günstigen Preisen gibt, waren die Mitarbeiter bis zum Freitag ahnungslos. Das KaDeCa ist zudem ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für Arbeitssuchende in Zusammenarbeit von Caritasverband und Jobcenter Starnberg. Vor allem bedürftige Menschen, auch Asylbewerber, können hier Einrichtungsgegenstände oder Kleidung günstig erwerben.

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(Foto: Franz X. Fuchs)

Im Starnberger Sozialkaufhaus betreut Sascha Köbler Bücher und CDs.

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(Foto: Franz X. Fuchs)

In der Möbelabteilung arbeiten Kaufhausleiter Jörg Straub, Dieter Scheer und Sabrina Kaiser.

Caritas-Geschäftsführer Max Gerl zeigte sich am Freitag vom beabsichtigten Bauvorhaben ebenso überrascht wie Kreisvorsitzender Heinrich Frey. Mit dem Eigentümer des Areals am Riedener Weg, dem Unternehmer Hans Saegmüller, hat die Caritas einen bis 30. August 2018 befristeten Mietvertrag abgeschlossen. "Das ist natürlich nicht so schön", sagte Gerl, "wir hätten schon Probleme, wenn wir jetzt hier raus müssten". Frey dagegen geht davon aus, dass der bestehende Vertrag bis zum Ende vereinbarten Laufzeit erfüllt wird: "Solange besteht keine Gefahr", sagte er und verwies auf das bislang stets ungetrübte Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter. Auch Saegmüller nahm dem Vorhaben die Brisanz: "Der Vertrag läuft bis 2018, solange passiert überhaupt nichts", sagte er auf SZ-Anfrage - und ergänzte mit Blick auf die Perspektive des Sozialkaufhauses: "Danach kriegen die was anderes von mir. Die müssen sich keine Sorgen machen."

Dietmar Krüger repariert gerade einen Roller. (Foto: Franz X. Fuchs)

Die Problematik des weiteren Verbleibs des Sozialkaufhauses hatte sich am Donnerstag im Rahmen einer Sitzung des Starnberger Bauausschusses offenbart. Keines der Mitglieder im Gremium konnte Auskunft darüber geben, wie sich die Zukunft des KaDeCa gestalten wird. In der Debatte des Bauausschusses konzentrierte sich die Diskussion auf das Bauvorhaben selbst: Hier votierte einzig die CSU gegen die Neubaupläne, weil sie die Größe der geplanten Neubauten als unangemessen empfindet. Insbesondere Gerd Weger appellierte an seine Kollegen, dem beantragten Vorbescheid nicht zuzustimmen. "Wir machen unsere Stadt kaputt", sagte er, "und wir Stadträte sind doch für die Stadt verantwortlich." Es gebe in Starnberg wesentlich geeignetere Grundstücke für eine Verdichtung; zudem nehme der Verkehr in der kleinen Straße zu. Das sah der Rest des Gremiums anders. "Unser drängendstes Problem ist Wohnraum", befand etwa Patrick Janik (UWG). "Aber wir werden das Problem nicht lösen können, ohne dass es in der Stadt sichtbar wäre." Immerhin: Den 18 Mitarbeitern des KaDeCa bleiben noch einige Monate, ehe sie die Gebäude räumen müssen.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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