Starnberg:Sonnencreme und Ewigkeit

Lesezeit: 2 min

Seine Schüler bleiben dem ehemaligen Lehrer Ernst Quester treu, der die "Starnberger Hefte" herausgibt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die neue Ausgabe der "Starnberger Hefte" widmet sich den Kinderjahren

Von Katja Sebald, Starnberg

Kinderjahre, da denken die einen gleich an schreckliche Lehrer oder schreckliche Zahnarztbesuche, die anderen denken an die großen Ferien mit ihrer großen Freiheit und wieder andere an Salat mit oder ohne Gurken. Die 14. Ausgabe der "Starnberger Hefte" vereint unter dem Titel "Kinderjahre" Erinnerungen von Menschen unterschiedlichster Altersstufen - und das macht ihren ganz besonderen Reiz aus.

Seit 2012 gibt es die Starnberger Hefte, die aus dem "Literaturzirkel Freies Schreiben" am Gymnasium Starnberg hervorgegangen sind und die der ehemalige Lehrer Ernst Quester im Eigenverlag herausgibt. Dass er nicht zu den schrecklichen Lehrern gehörte, dafür ist allein die Tatsache Beweis genug, dass ihm viele seiner Schüler bis ins Erwachsenenalter treu geblieben sind und sich immer noch ihre "Aufsätze" von ihm korrigieren lassen - jetzt allerdings, um sie danach in den Druck zu geben. Über den von der Buchhandlung "Bücherjolle" initiierten Schreibwettbewerb "Starnberger Undine" haben auch einige Beiträge von ganz jungen Autoren den Weg in die literarische Textsammlung gefunden. Das mittlerweile 14. Heft kreist nun zwar in gewisser Weise thematisch noch einmal um die Schulzeit, es spannt aber einen schönen weiten Bogen von Platon bis Minecraft.

Den Auftakt zum Heft bildet der Text "Timing" von Edgar Frank, auch er ein ehemaliger Lehrer des Starnberger Gymnasiums, der sich nach fünfzig Jahren an seine Zeit als "Insasse" eines Klosterinternats erinnert. Drangsaliert wurde er dort von einem Klosterbruder mit dem von Kannibale oder aber von Canis für Hund abgeleiteten und durchaus sprechenden Spitznamen "Kani", die Erinnerungen daran sind auch ein halbes Jahrhundert später noch kein bisschen verblasst.

Nicht ganz am Ende des Hefts zwar, aber "historisch" doch vermutlich am Ende der Zeitspanne, die das Heft umfasst, steht die Erzählung "Mario und Luigi" von Simon Weinhart. Er schildert den Konflikt zwischen "digitalen" Kindern und "analogen" Eltern, inklusive Medienverbot und Realitätsverlust - und zwar höchst unterhaltsam und höchst subjektiv aus der Sicht des Kindes.

Sozusagen in der Mitte zwischen den Erinnerungen der Älteren und den Texten der kaum der Kindheit Entwachsenen findet sich das Gedicht "Große Ferien" von Patricia Czezior. Es ist ein geradezu greifbar lebendiges Bild und birgt in sich Leichtigkeit wie auch philosophischen Ernst. Ein "Hauch von Nivea Sun Protect, Grillfleisch und Ewigkeit" verbindet sich hier auf wunderbare Weise mit der Erkenntnis, dass das Leben "so viel schneller vergeht als ein einziger Sommer der Kindheit".

Die "Starnberger Hefte" können über den Buchhandel oder direkt unter www.starnberger-hefte.de gekauft werden.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: