Starnberg:Schwere Last

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Sherpa Tashi Tenzing arbeitet als internationaler Bergführer und Mentaltrainer. Mit seiner Frau Bandi Nima Sherpa leitet er in Kathmandu eine Hilfsorganisation. (Foto: Fuchs)

Tashi Tenzing, Enkel des Mount-Everest-Erstbesteigers Norgay Tenzing, setzt sich mit der Nepalhilfe Starnberg für den Wiederaufbau seines Landes nach Erdbeben ein. Benefizabend diesen Dienstag im Kino Breitwand

Von Manuela Warkocz, Starnberg

Er ist nach Starnberg gekommen, um im Voralpenland für sein geschundenes Land zu werben. "Ihr liebt Berge. Wir in Nepal haben die schönsten Berge der Welt", sagt Tashi Tenzing. Der 51-jährige Enkel des Mount-Everest-Erstbesteigers Norgay Tenzing - selbst ein namhafter Bergsteiger und internationaler Expeditionsleiter - will den Tourismus in seiner Heimat wieder ankurbeln. Der ist nach den schweren Erdbeben 2015 fast um die Hälfte eingebrochen. Und Tashi möchte Vertrauen schaffen bei Unterstützern des Wiederaufbaus. Tenor: Ja, es gibt Korruptionsfälle bei Regierung, Hilfsorganisationen und auch bei Opfern, die sich etwa ein neues Dach finanzieren lassen, das Material verkaufen und den Erlös versaufen. Aber kleine Hilfsorganisationen wie seine eigene Nepal Green Tara Foundation schauten genau, was und wie sie etwas finanzierten. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) hat eine zerstörte Schule mit der Nepalhilfe Starnberg neu aufgebaut und möchte nun qualifizierte Lehrer finanzieren. Der Verein lädt diesen Dienstag mit Tashi Tenzing zu einem Benefizabend ins Kino Breitwand Starnberg, Beginn 20 Uhr.

Der kleine kräftige Mann sitzt am Sonntagnachmittag mit seiner Frau Bandi Nima Sherpa am Maisinger See im Biergarten. "Sie sind ein bisschen erschöpft", sagt Nicolai Baehr von der Nepalhilfe. Erst am Samstag reiste das Paar aus Tirol an, wo es ebenfalls Kontakt mit einem Hilfsverein pflegt. Auf Tashis rotem Shirt steht groß "Sherpa". Es ist, wie er auf englisch erklärt, die tibetische Bezeichnung der ethnischen Gruppe, der er angehört. Rund 180 000 Sherpas lebten heute vor allem im Osten Nepals und nahe zu China und Indien. Erst seitdem britische Extremsportler und Abenteurer Männer aus dem Volk der Sherpa als Träger im Himalaya angeheuert haben, wird der Name oft synonym für Hochgebirgsträger gebraucht. Der bekannteste Sherpa dürfte bis heute Tenzing Norgay sein. Er ging in die Geschichtsbücher ein als gleichberechtigter Gefährte von Sir Edmund Hillary und ihrer Erstbesteigung des Mount Everest im Jahr 1953. An seinen Großvater erinnert sich Tashi noch gut: "Er kam aus ganz armen Verhältnissen, blieb auch nach seinen Erfolgen ein sehr bescheidener Mann, mit großem Reichtum in seinem Herzen." Seine Berg-Leidenschaft übertrug er auf Tashi. Der wuchs im indischen Darjeeling auf, genoss dort in der renommierte St. Paul's School klassisch britische Erziehung, studierte Soziologie an der Uni in Neu Delhi. Sein Traum aber blieb der höchste Berg der Welt. 1993 leitete er die Jubiläumsexpedition, genau 40 Jahre nach der Erstbesteigung. Sie wurde ein Fiasko: Sein Onkel und Kletterpartner starb, er selbst musste 400 Meter vor dem Gipfel wegen Schneeblindheit umkehren. Doch drei spätere Expeditionen - 1997, 2002 und 2007 - gelangen. Seine Bekanntheit setzt Tashi heute für Nepal ein. Dort starben 2015 bei zwei Erdbeben 8000 Menschen, 20 000 wurden verletzt. In einem 55-minütigen Film zeigt der Starnberger Architekt Nicolai Baehr, wie es jetzt in dem Land aussieht, etwa im Kathmandutal, den Königsstädten Patan und Bhaktapur. Zu sehen ist, wie die Bodhnath Stupa wieder aufgebaut und die Maya School des Starnberger Kabarettisten André Hartmann unterstützt wird.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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