Starnberg:Schwere Geburt

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Das Fünfseenland ist attraktiv. Um es noch bekannter zu machen, soll der Tourismusverband mit der Wirtschaftsförderung fusionieren. Die Kreisräte halten diesen Schritt für richtig, wollen aber mehr Mitsprache

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Dass der Tourismus im Fünfseenland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, hat sich inzwischen rumgesprochen. Die Fusion des Tourismusverbands mit der Wirtschaftsförder-GmbH, die nun kommen soll, ist also sehr sinnvoll, zumal der Wettbewerb zwischen den Regionen härter wird. Die Kreisräte taten sich allerdings in der jüngsten Sitzung des Kreistags schwer, ohne Wenn und Aber über das Prozedere der Fusion abzustimmen.

Bekanntlich will der Landkreis nach Südtiroler Vorbild eine Markenstrategie verfolgen, die unter dem Logo "wert-schätzend" steht. Der Name Fünfseenland soll der Vergangenheit angehören. Auch das stieß auf Unverständnis, vor allem bei der FDP. Zudem vermissten nicht nur die Liberalen fehlende Mitsprache des Kreisgremiums bei der Fusion, auch die Grünen und die Freien Wähler wollten mehr Transparenz. Angesichts der Fülle der Informationen stellte Albert Luppart den Antrag, das Thema auf den nächsten Kreistag zu verschieben. Der Antrag wurde zwar abgelehnt, zeigt aber, dass die Fusion "ein langer Prozess werden wird", wie Landrat Karl Roth meinte. Am Ende soll die neu geschaffene GmbH mehr "Effizienz und Schlagkraft" haben. So die Theorie.

Nach den Vorstellungen der Beteiligten sollen Landkreis, alle 14 Gemeinden und der Unternehmerverband Mitglied sein. Alois Dorfner von der Beratungsfirma Brand Trust, die für den Markenbildungsprozess beauftragt wurde, hatte vorher die Kreisräte über den Sinn der Fusion und die einzelnen Aufgaben der neuen GmbH informiert. Dabei geht es vor allem um die Regionalentwicklung, die gleichzeitig die Marke "wert-schätzend" unterstützen und glaubwürdig darstellen soll. "Sie sind hier die Pioniere, es braucht Vorbilder und Initiativen", sagte Dorfner zu den Kreisräten. Diese hielten eine Fusion zwar für den richtigen Schritt, beharrten aber auf mehr Mitsprache im neuen Beirat. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) vermisste zudem Kontrollmöglichkeiten, während Peter Unger (Grüne) die "Wirtschaftslastigkeit" bemängelte. Er wünschte sich für den Beirat noch den Bund Naturschutz und eine Arbeitnehmervertretung als Mitglied. Landrat Roth betonte aber, dass man dieses Gremium möglichst klein halten möchte, um gut arbeiten zu können.

Die Diskussion wurde jedoch so heftig, dass selbst das Markenlogo "wert-schätzend" von Sigrid Friedl-Lausenmeyer (FDP) als "abenteuerlich" bezeichnet wurde und die Liberale sich auch den Beirat in größerer Besetzung wünschte. Auf einmal befand man sich mitten in einer Grundsatzdiskussion, die Rupert Monn (CSU), der Bürgermeistersprecher, gerade noch stoppen konnte. "Wollen wir von vorne anfangen oder weitermachen?", lautete seine Frage. Er wünsche sich von den Kreisräten mehr Vertrauen in die Gremienvertreter. Dass die Fusion nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden wird, darauf machte noch einmal Landrat Roth aufmerksam, der darauf hinwies, dass im Mai und im Juli das Thema im Kreistag behandelt werde. Just der stellvertretende Landrat Tim Weidner (SPD) zeigte sich nachdenklich: Er befürworte die Fusion, aber jeder wisse aus der Wirtschaft, dass viele Fusionen scheitern. "Die Kooperation wird kein Selbstläufer", so Weidner.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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