Starnberg:Schneller lernen

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Das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching hat ganz bewusst nicht an dem Pilotversuch teilgenommen, heißt es aus dem Direktorat. (Foto: Fuchs)

Während Ministerpräsident Seehofer mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium liebäugelt, stellen die Schulen im Fünfseenland kein Interesse daran fest. "Null Thema bei uns", heißt es

Von Blanche Mamer, Starnberg

Anders als in anderen Regionen Bayerns, besteht in den Gymnasien im Landkreis Starnberg kein Bedarf, zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren. Nach den Worten von Kultusminister Ludwig Spaenle zeigt sich bei einem Pilotversuch, an dem 47 der 320 staatlichen Gymnasien teilnehmen, dass es großes Interesse gibt, die dreijährige Mittelstufe auf vier Jahre auszudehnen. Demnach haben sich an den meisten Versuchsschulen im Schnitt zwei Drittel der Achtklässler für die "Mittelstufe Plus" angemeldet. Auf dem Land liegen die Anmeldungen sogar deutlich über dem Durchschnitt.

Für das Fünfseenland trifft das nicht zu: Zwar hat sich keins der staatlichen Gymnasien der Region am Pilotversuch beteiligt, doch die Schulleiter müssen sich mit dem Konzept auseinandersetzen, selbst wenn das "Null Thema bei uns" ist, wie Josef Parsch, Direktor am Gymnasium Starnberg sagt. Nur eine Mutter habe mal ganz nebenbei nach der Mittelstufe Plus gefragt. Und bisher hätten sich gerade mal zwei Schüler pro Jahr für die sogenannte Flexi-Klasse interessiert, also die freiwillige Wiederholung der achten, neunten oder zehnten Klasse oder die Möglichkeit, die Jahrgangsstufe 8 oder 9 in zwei Etappen zu durchlaufen. Selbst die Schüler, die ein Jahr ins Ausland gehen oder Spitzensportler sind, kämen bestens mit dem G8 zurecht, sagt Parsch.

Fast genau so lautet die Antwort von Sylke Wischnevsky, Direktorin am Otto-von-Taube-Gymnasium Gauting. "Bisher hatten wir keine einzige Anfrage", sagt sie. Auch das Flexi-Jahr sei kein Thema. "In unserer Schule sind Eltern und Schüler mit dem G8 zufrieden", betont die Schulleiterin. Das liege an dem vielfältigen Kursangebot, der Gestaltung des Schulalltags und natürlich auch an den guten Busverbindungen und den Beförderungsmöglichkeiten am Nachmittag. Auch Parsch meint, dass der Schultransport wichtig sei. Manche Landkreise täten mehr für die Akzeptanz ihrer Gymnasien, wenn sie in die Busverbindungen investierten.

"Wir haben ganz bewusst nicht an dem Pilotversuch teilgenommen", sagt Alexander Schröder, Vizedirektor am Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching. Bisher habe sich nur wenig Interesse an einer vierjährigen Mittelstufe gezeigt. Die Möglichkeit, ein flexibles Jahr einzulegen, werde auch nur wenig genutzt. "Man kann sie an einer Hand abzählen", meint Schröder, und das bei mehr als 1500 Schülern. Sollte das Modell Mittelschule Plus im Schuljahr 2017/2018 offiziell angeboten werden, müsse man darüber reden und bei den Siebtklässlern den Bedarf abfragen. Doch erst gelte es, das Programm abzuwarten.

Man solle sich nichts vormachen, Budget-neutral gehe gar nichts, sagt der Chef des Starnberger Gymnasiums. "Das Nebeneinander von G8 und G9 funktioniert auf keinen Fall. Das könnte eine Schule wie unsere zerreißen", meint Parsch. Obwohl das Gebäude erst erweitert wurde, stößt die Schule an ihre räumlichen Grenzen. "Wir haben ein großes Kursangebot und sehr gute Förderkonzepte", sagt Parsch. Und Wischnevsky ist sich sicher, wenn die Struktur der Schule stimme, werde die verlängerte Mittelstufe nicht gebraucht.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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