Starnberg:Reise ins Land der Fantasie

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Überrascht und erfreut: Ferdinand Gehlen (Mitte) gewinnt den Vorlesewettbewerb des Landkreises. Der Gymnasiast fiebert dem Bezirksentscheid entgegen. (Foto: Nila Thiel)

Sechstklässler lassen beim Vorlesewettbewerb die unterschiedlichsten Romanfiguren lebendig werden. Den Kreisentscheid gewinnt Ferdinand Gehlen vom Starnberger Gymnasium

Von Klara Weidemann, Starnberg

Blutrünstige Gladiatoren, unsichtbare Mädchen und verwöhnte Rassekater: die unterschiedlichsten Figuren wurden beim Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des deutschen Buchhandels zum Leben erweckt. Zwölf Kinder aus dem Landkreis lasen am Mittwoch in der Stadtbücherei Teile aus ihren Lieblingsbüchern vor. Am Ende gewann der Sechstklässler Ferdinand Gehlen, mit einer Geschichte aus einer "verbotenen Welt".

"Vorlesen ist wie ein lautes Geschenk. Wir wollen hier einfach zum Lesen zusammenfinden", erklärt Organisatorin Katja Böhm, die am Starnberger Gymnasium Deutsch unterrichtet. Sie sieht den Nachmittag nicht als Wettstreit: "Alle Kinder hier sind Gewinner, sie haben bereits den Schulentscheid gemeistert". Sechstklässler aus dem ganzen Landkreises konnten teilnehmen, zwölf Schulen sandten ihre Sieger zum Kreisentscheid. Von Gymnasien bis zu Mittel- und Realschulen ist jede Schulart vertreten. Bewusst werden die Kinder beim Vorlesen aber nur mit ihren Namen vorgestellt: "Von welcher Schule ein Kind kommt, ist unwichtig. Nur das Lesen soll bewertet werden", sagt Böhm.

Und das scheint den Kindern keine Schwierigkeiten zu bereiten. Souverän präsentieren sie ihre mitgebrachten Bücher vor 50 Zuhörern. Die Auswahl der Werke war Teil der Aufgabe: Liebesgeschichten, Fantasyromane und Abenteuerberichte werden verlesen. Julian eröffnet mit einem nervenzehrenden Auszug aus "Marcus Gladiator - Kampf für Freiheit". Humorvoller ist Leas Text aus "Plötzlich unsichtbar", in dem ein Mädchen ihre Unsichtbarkeit für Streiche nutzt. Ferdinand entführt dann das Publikum mit dem Buch "Verbotene Welt" von Isabel Abedi in das Reich eines verrückten Riesen. Anna begleitet den Kater Winston in "Ein Kater auf geheimer Mission" bei seinen Abenteuern.

Mehr Schwierigkeiten bereitete die zweite Runde, in der die Kinder aus einem unbekannten Buch vorlesen mussten: "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" von James Krüss. Moderatorin Böhm warnte gleich: "Das Buch stammt aus einer Zeit, in der es noch keine Handys gab." Bis auf ein paar Hänger und Versprecher wurde aber auch diese Aufgabe sicher bewältigt.

Die Jury, bestehend aus sechs Starnberger Literaturinteressierten, bestimmte den Gewinner: Ferdinand Gehlen vom Gymnasium in Starnberg. Der hatte mit dem Gewinn nicht gerechnet: "Vielleicht mit dem zweiten oder dritten Platz, aber nicht dem ersten", berichtet er. Zur Vorbereitung hatte er seinen Text Verwandten vorgetragen. Zusätzlich hatte er sich beim Lesen aufgenommen und danach angehört. Nun freue er sich schon auf den kommenden Bezirksentscheid. Gewinnt er den, tritt er gegen Kandidaten aus ganz Bayern an. Das Bundesfinale findet am 22. Juni in Berlin statt. Der Vorlese-Nachmittag steht in einer langen Tradition, bereits seit 1959 wird der Vorlesewettbewerb ausgetragen. Zuständig für die Organisation des Kreisentscheides ist seit vier Jahren das Starnberger Gymnasium.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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