Starnberg:Radler haben Vorrang

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Berger Straße und Schiffbauerweg in Percha werden "Fahrradstraßen"

Die bürokratische Posse um eine umstrittene Markierung in der Seestraße, die das Radeln in der Einbahnstraße im Starnberger Ortsteil Percha entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung ermöglichen sollte, ist beendet. Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität hat die Verbindung, die von der Berger Straße zum Seeufer führt, sowie den anschließenden Schiffbauerweg am Dienstag einhellig zu "Fahrradstraßen" erklärt. Damit müssen sich Autofahrer im Zweifel den Radfahrern unterordnen. Den Antrag dazu hatten bereits vor Monaten die Parteifreien eingebracht, was Bürgermeisterin Eva John zum Erstaunen von Klaus Rieskamp am Dienstag unerwähnt ließ.

Um die Ausweisung des Radschutzstreifens in der vergleichsweise schmalen Seestraße hatte es immer wieder Wirbel gegeben. Das Landratsamt erklärte das auf nur ein Jahr beschränkte Verkehrsexperiment im Mai für beendet und erließ eine Beseitigungsanordnung für den knapp 200 Meter langen Radweg. Die Stadt reagierte jedoch nicht, weil sich ein Anwohner mit der Bitte um Erhalt der Markierungen ans Bayerische Innenministerium gewandt haben soll. Das Ministerium übertrug die Angelegenheit daraufhin an die Regierung von Oberbayern, die aber vor einer Entscheidung über Entfernung oder Verbleib der Markierungen Stellungnahmen von Polizei, Landratsamt und Stadt benötigte.

Die meisten Anwohner jedoch hatten gegen den Radlstreifen protestiert, weil sie von einem gleichzeitig verhängten Halteverbot betroffen waren und die Markierungen überdies als unsinnig erachteten. Die Polizei lehnte das Vorgehen der Stadtverwaltung gar als "rechtswidrig" ab und kontrollierte fortan nicht mehr in der Seestraße, die vor allem an heißen Sommertagen mit Autos von Badegästen und Erholungssuchenden zugeparkt wird.

Mit der Ausweisung als Fahrradstraße gilt in der Seestraße auf der südlich gelegenen Seite ein absolutes Halteverbot, um eine Rettungsgasse freizuhalten. Die Anlieger hätten "relativ große Grundstücke", sagte John, um dort ihre Fahrzeuge parken zu können. Auswärtige Besucher müssten sehen, wo sie einen Platz für ihr Fahrzeug finden. Vor allem bei Franz Sengl fand die Lösung großen Anklang: Endlich seien Fahrrad- und Autofahrer gleichberechtigt, "das ist der richtige Weg", sagte der Grünen-Stadtrat. Zweifel indes hegte Winfried Wobbe (UWG) am Aufwand des Ganzen: Die Seestraße werde bestenfalls von Alltagsradlern genutzt, die meisten Fahrradfahrer befahren andere Wege. In der Praxis werde sich somit also nichts ändern, so Wobbe.

Ein Zuhörer der Debatte hatte eine ganz spezielle Sicht der Dinge: Wenn auch die Radstraße keinen Nutzen habe, so schade sie aber auch nicht, befand er.

© SZ vom 18.10.2018 / phaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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