Starnberg:Phönix muss weichen

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Die Stele hat die Berger Künstlerin Hannelore Jüterbock konzipiert. Sie hält den Abbau für eine "Schande". (Foto: Fuchs)

Die Tage der Stele vor der Seepromenade sind endgültig gezählt: Bis Jahresende wird das umstrittene Kunstwerk abgebaut

Von Peter Haacke, Starnberg

Was ist nicht schon alles in den vergangenen zehn Jahren über "Phönix", die einsame Stele am Seespitz an der Starnberger Seepromenade, gesagt und geschrieben worden. Ein "modernes Wahrzeichen" für die Kreisstadt sollte das rund sechs Meter Kunstwerk sein, hieß es noch 2005, als man das 30 000 Euro teure Acrylglas-Objekt mit allerlei Aufwand anlässlich der Bundesgartenschau im Starnberger See verankerte. Als "Verbindung zwischen Himmel und Erde" galt der Künstlerin Hannelore Jüterbock gar die nächtens beleuchtete Installation, mit der die Starnberger im Lauf der Jahre allerdings immer weniger anfangen konnten: Wiederholt verblassten die Farben, die Solarbeleuchtung erwies sich als defektanfällig. Die Stele, inzwischen von der Stadt erworben, galt vielen eher als Schandfleck denn als Kunst. Und nun sind ihre Tage endgültig gezählt: Nachdem die Baugenehmigung bereits 2010 ausgelaufen war, endet zum 31. Dezember nun auch die Gestattung der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung; eine Verlängerung ist nicht vorgesehen. Im Klartext: Die Stele muss weg. Unklar ist nur, wo das Kunstwerk bleiben soll.

Im Haupt- und Finanzausschuss bestand am Montag Einvernehmen darüber, "Phönix" bis zum Jahresende zu demontieren, fachgerecht aufzubewahren und letztlich der Künstlerin Jüterbock zurückzugeben, sobald diese wieder im Lande ist. Die Alternative ist, das Kunstwerk fachgerecht zu entsorgen. Den Abbau sollen Technisches Hilfswerk, Wasserwacht und Betriebshof bewerkstelligen; die Kosten für die Demontage der Stele wurden auf rund 2000 Euro beziffert. Eine Restaurierung sei aus Kostengründen nicht zu rechtfertigen; knapp 11 000 Euro waren dafür veranschlagt worden, was nach Ansicht der Verwaltung "in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Kunstwerks steht".

Das sieht die 71-jährige Künstlerin, die den Winter überwiegend in Südfrankreich verbringt und erst im Sommer in ihr Atelier nach Berg-Allmannshausen zurückkehren will, naturgemäß anders. Ihrer Ansicht nach hat die Stadt ihr Kunstwerk, ein "einmaliges Prestigeobjekt", schlicht vernachlässigt. "Die haben Schindluder damit getrieben", sagte Jüterbock auf SZ-Anfrage, "eine Schande". Demnach hätten Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs unsachgemäß Hand an die Stele angelegt und insbesondere die Acrylplatten falsch montiert, was letztlich zum wiederholten Verblassen der Farben geführt hätte. Auch die Fotovoltaikanlage sei dabei beschädigt worden. Ihr anhaltender Protest gegen die Demontage des Kunstwerks - auch bei Innenminister Markus Söder oder bei Peter Gauweiler - blieb jedoch bislang erfolglos.

Für die Stadt ist die Sache klar: Die Stele, seit fünf Jahren aufgrund fehlender Baugenehmigung ohnehin ein Schwarzbau, muss bis Jahresende weg. Ansonsten droht die Beseitigungsanordnung. Sollte Jüterbock die Annahme ihres Kunstwerks aber verweigern, müsste das 800 Kilogramm schwere Objekt entsorgt werden. Die Künstlerin dagegen akzeptiert die Rücknahme nur unter bestimmten Konditionen, sagte sie der SZ: Unter der Voraussetzung, dass der Vermieter ihres Anwesens in Berg die Aufstellung des Objekts im Garten durch städtische Mitarbeiter akzeptiert und die Stadt auch den Schaden ersetzt, wäre sie verhandlungsbereit. Ansonsten, sagt Jüterbock als Inhaberin des künstlerischen Urheberrechts, "kommt die das echt teuer".

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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