Grüne gegen neue Gewerbegebiete:Offensive gegen Flächenfraß

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Schön ist was anderes: Das Gewerbegebiet in Schorn, einst als Handwerkerhof geplant, macht einen verlassenen Eindruck. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Grünen-Kreisverband warnt vor massiver Versiegelung durch neue Gewerbegebiete. Neuausweisungen lehnt die Partei grundsätzlich ab - es sei denn, Natur und Landschaftsschutz bleiben gewahrt und der Bedarf ist realistisch

Von Christian Deussing, Starnberg

Wenn immer mehr Betriebe sich im Fünfseenland ansiedeln und dafür Gewerbegebiete erweitert oder geplant werden, hat das gravierende Folgen für den Landkreis Starnberg. Das befürchtet der Kreisverband der Grünen, der vor einem "weiteren Flächenfraß und der massiven Versiegelung" vor allem auch geschützter Landschaftszonen warnt. Sollte diese Tendenz anhalten, würde insgesamt eine Gewerbefläche entstehen, die fast so groß wie der Pilsensee wäre, sagte Grünen-Kreisvorsitzender Bernd Pfitzner am Dienstagabend vor der Presse. Hierbei kündigte die Partei eine "Offensive" gegen den gigantischen Flächenverbrauch an, der noch mehr Verkehr anziehen und die Wohnraumsituation verschärfen werde.

Neue Gewerbegebiete lehnt die Partei in ihren neuen Leitlinien grundsätzlich ab - es sei denn, der Natur- und Landschaftschutz wird nicht angetastet und der Bedarf an neuen Flächen für Firmen ist "realistisch und nachprüfbar". Des Weiteren müsse es in der jeweiligen Gemeinde ein "Baulücken- und Brachflächenkataster" geben und die innerörtlichen Potenziale ausgeschöpft sein. Es sollten zudem keine Betriebe aus anderen Regionen abgeworben und keine Logistikzentren und Discounter auf der "grünen Wiese" entstehen.

Eben dies befürchtet aber der Gautinger Grünen-Gemeinderat Jürgen Schade bei den Plänen seiner Kommune, südlich von der Gilchinger Dornierstraße ein 79 Hektar großes Gewerbegebiet zu schaffen. Er glaubt nämlich, dass der Aldi-Konzern doch noch seine Chance wittert, wenn dieses große Areal ausgewiesen ist - auch wenn Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger bislang stets beteuert, das Aldi-Logistikzentrum werde nicht kommen. Mit dieser Kritik erntet Schade nicht nur Lob von Grünen-Kreisrat Peter Unger aus Gilching. Denn deren Einwohner hatten sich vor einiger Zeit - genau wie in Wörthsee - in einem Bürgerentscheid eindeutig gegen ein Aldi-Auslieferungslager ausgesprochen. Auch neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze wären bei dem Projekt rar, die zu zahlende Gewerbesteuer im Vergleich zum Flächenverbrauch gering gewesen.

Man wisse natürlich, betonten die Grünen, dass die Gewerbesteuer eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen sei. Aber vorwiegend sich darüber zu finanzieren, sei ein "Webfehler im System", meinte Martina Neubauer, Vize-Fraktionsvorsitzende im Starnberger Kreistag. Kommunen müssten daher ausreichend finanziert werden, damit "hochwertiger Lebensraum" erhalten bleibe. Gegen eine "maßvolle Entwicklung" von Gewerbeflächen ist laut Neubauer nichts einzuwenden. Diese sollten aber vorrangig regionalen Firmen und handwerklichen Betrieben vorbehalten sein. Genau das war einst als "Handwerkerhof" für Schorn geplant, nun will Starnberg jedoch das Areal wohl für ganz andere Projekte ausweiten, zumal es voraussichtlich zu einer Anbindung an die Garmischer Autobahn (A 95) kommen wird.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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