Starnberg:Neue Wege für den Müll

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Der Abfallwirtschaftsverband stellt den Kreisräten in einer Sondersitzung sein Müllkonzept 2030 vor und erntet viel Zuspruch. Dreh- und Angelpunkt ist der Bau einer eigenen Umladestation. Das steigert den Wettbewerb

Von Christine Setzwein, Starnberg

Einen "spannenden Ritt durch die Wertstoffthematik" hatte Landrat Karl Roth dem Kreistag am Donnerstag in einer Sondersitzung versprochen. Und spannend war der zweistündige Vortrag von Heinz-Josef Dornbusch vom Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement in Ahlen (INFA) allemal. Schließlich sollten die Kreisräte über nichts weniger als die Zukunft der Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg abstimmen. Kurz zusammen gefasst sieht das neue Abfallwirtschaftskonzept 2030 so aus: Was sich bewährt hat, wird beibehalten, was verbessert werden kann, wird verbessert.

Mehr Gebührengerechtigkeit, mehr Wettbewerb, niedrigere Kosten und das alles aus einer Hand. Das sind die Eckpunkte des neuen Konzepts. Tatsache ist, dass der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) zum einen sehr gut dasteht bei der Wiederverwertung von Wertstoffen, andererseits aber die Kosten für Müllsammlung und Müllentsorgung sehr hoch sind. Doch die Verträge mit den Entsorgern laufen zum Ende des Jahres 2017 aus. "Jetzt können Sie sich neu aufstellen", sagte Dornbusch. Außerdem gilt seit 2012 das novellierte Kreislaufwirtschaftsgesetz, das als oberste Priorität die Vermeidung von Müll hat.

Die Wertstoffhöfe sollen bleiben. Der Abfallwirtschaftsverband plant sogar, die Sammlung von wiederverwertbaren Stoffen zu erweitern. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit 2001 sind die Müllgebühren im Landkreis stabil, konnten in dieser Zeit sogar zweimal gesenkt werden. Damit das so bleibt, setzt der Awista vor allem auf mehr Wettbewerb. Erreicht werden soll das mit dem Bau einer eigenen Umladestation. Damit wäre der Verband nicht mehr nur auf einen Anbieter so wie jetzt angewiesen. Der Awista könnte die Preise sogar steuern, indem er vor einer europaweiten Ausschreibung per PSC (Public Sector Comparator) die Kosten so kalkuliert, als würde er die Leistung selber erbringen.

Verursachergerechte Gebühren ist ein weiteres Schlagwort im neuen Abfallwirtschaftskonzept. Wer Müll spart, soll weniger zahlen. Am 14-tägigen Abfuhrturnus wird festgehalten. Aber der Kunde soll selber entscheiden können, ob er seine Restmülltonne künftig nur 13 Mal oder wie bisher bis zu 26 Mal im Jahr leeren lässt. Für die großen Tonnen an Wohnanlagen sind Müllschleusen mit Chipssystem geplant. So können auch die Gebühren für Mieter exakt abgerechnet werden.

Wer Müll spart, soll künftig weniger zahlen. Freuen dürfte die Kunden auch, dass die Wertstoffhöfe benutzerfreundlicher werden sollen. (Foto: Treybal)

Nicht rütteln will der Awista an seinen Wertstoffhöfen. Im Gegenteil: Mit dem Bau von ein bis zwei großen Wertstoffzentren soll die Sammlung von wiederverwertbaren Stoffen ausgedehnt werden. Nach und nach sollen auch die alten Wertstoffhöfe nachgerüstet und benutzerfreundlicher ausgebaut werden, hieß es. In der Überlegung sind auch Laubsäcke und eine Sperrmüllabfuhr auf Abruf.

Die große Linie in der Abfallwirtschaft wird künftig nicht mehr der Kreistag bestimmen, sondern ein neues Kommunalunternehmen, in das der Awista umgewandelt wird - operatives Geschäft und Ausrichtung in einer Hand.

SPD und Grüne waren geradezu begeistert vom Abfallwirtschaftskonzept 2030. Der Berger Bürgermeister Rupert Monn (CSU-Fraktion) sagte, dieses Konzept "macht seinem Namen alle Ehre". Kritik gab es an der neuen Gebührenstruktur. Ursula Männle und Eva-Maria Klinger fanden sie unsozial, weil sie Familien mit Kindern und Haushalte mit Pflegebedürftigen benachteilige. Sie bräuchten größere Tonnen und mehr Leerungen wegen der vielen Windeln. Das sei auch heute schon so, sagte Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann.

Die Arbeit wird dem Awista jedenfalls auch in Zukunft nicht ausgehen. Selbst wenn die Starnberger noch mehr Abfall trennen und noch weniger Restmüll produzieren - die Menge wird wachsen. Im Jahr 2030 werden im Landkreis voraussichtlich 141 800 Menschen leben, etwa 10 000 mehr als heute.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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