Starnberg:Neubau im Wald

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Der Starnberger Bauausschuss billigt mehrheitlich ein Einfamilienhaus

Von Peter Haacke, Starnberg

Wenn es um Kinder geht, lässt sich der Starnberger Stadtrat meistens erweichen; selbst dann, wenn die lieben Kleinen den Kinderschuhen längst entwachsen und reif für eine eigene Wohnung wären. Der Bauausschuss beriet in seiner jüngsten Sitzung über die Änderung des Bebauungsplans an der Wilhelmshöhenstraße: Mitten im Wald soll für die Tochter des Grundstückseigners ein Einfamilienhaus mit Hanggarage entstehen. Obwohl die Verwaltung wegen der Vorgeschichte und einer erwarteten Rodung des Baumbestandes eine Ablehnung des Antrags empfohlen hatte, befürwortete das Gremium den Antrag dank WPS, BMS, BLS, FDP und Bürgermeisterin Eva John, die sich damit über die Meinung ihrer Fachleute hinwegsetzte.

Bereits 2011 war die Umwandlung des nördlichen Teils des damals noch ungeteilten Grundstücks zu einer Wohnfläche beantragt worden. Die Entscheidung darüber war umstritten, mit Stimmengleichheit war der Antrag auf Baulandausweisung 2012 vom Stadtrat zurückgewiesen worden. Das waldartige Grundstück hat eine Bestandslücke, wo sich Quellen im Hang befinden. Schon 2011 hatten die Antragsteller geltend gemacht, dass einige Bäume "wenig vital und schiefwüchsig" seien. Ein Vergleich von Luftbildern aus den Jahren 2012 und 2015 zeigt jedoch, dass innerhalb dieses Zeitraums der Baumbestand ohne Genehmigungsverfahren stark reduziert wurde; Ersatzpflanzungen erfolgten nicht.

Auch die städtischen Unterlagen sprechen eine deutliche Sprache: Im Flächennutzungsplan der Stadt Starnberg ist das Areal als "Erholungswald der Intensitätsstufe I" dargestellt, im Entwicklungsplan als freizuhaltender Grünzug. Zudem ist bei einer Bebauung unter Berücksichtigung eines angemessenen Waldabstands die Rodung eines weiteren Großteils des Baumbestands zu erwarten. Die Folgerung der Stadtverwaltung: Das Vorhaben führt zu einer "deutlichen Schwächung des überörtlichen Grünzugs" und widerspricht damit den Zielen des Bebauungsplans.

Fürsprecher fand der Bauwerber in Günther Picker (WPS) und Josef Pfister (BMS). "Das Haus soll für die Tochter gebaut werden", sagte Picker, "für die Familie". Pfister plädierte ebenfalls für den Bau und fragte: "Was ist den vom Grünzug noch da?" Vergeblich hielten Jürgen Busse (UWG), Annette von Czettritz (Grüne), Gerd Weger und Stefan Frey (beide CSU) dagegen, die allesamt versuchten, die Bedeutung von Wald und Grünzügen für Starnberg in den Fokus zu rücken.

Der Bauausschuss hat mit seinem Beschluss möglicherweise einen Präzedenzfall mit Signalwirkung geschaffen, der weiteren Flächenfraß auf geschützten Flächen zulässt.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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