Starnberg:Mord und andere Probleme

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Was die Bauern- und Dorfbühnen von Starnberg bis Gilching spielen

Von Gerhard Summer, Starnberg

Im Bauerntheater kommt alles vor, was es auch sonst gibt, nur eben ein bisschen mehr davon. In den Lustspielen treten bayerische Casanovas auf und kühne Wilderer. Bauernschlaue Bürgermeister und kartenspielende Pfarrer. Geldige Großbauern, bettelarme Knechte und Mägde, sogar raffinierte Schmiede. Es geht in schöner Regelmäßigkeit um große Erbschaften und uneheliche Kinder. Meistens kommt es zu Verwechslungen und zu Verwicklungen. Und am Ende, ja am Ende söhnen sich Erzfeinde aus und außerdem wird geheiratet, bei Gott! Wo nämlich die Liebe hinfällt, da bleibt sie erst mal liegen. Standesunterschiede sind dann nur noch dazu da, im Eilschritt überwunden zu werden.

Ja gut, das klingt jetzt schon ziemlich klischeehaft, ganz so, als ob Bauerntheater grundsätzlich eine matte Sache wäre. Was natürlich nicht sein muss: Manche Bühnen zaubern auch aus mauen Vorlagen gute Unterhaltung, manche Schauspieler sind so gut, dass sie auch Hänger im Text und flaue Gags veredeln. Und etliche Laienensembles haben sich ohnehin von den allzu grob gestrickten Stücken abgewandt und zum Beispiel den wunderbaren "Brandner Kaspar" entdeckt, Klassiker wie "Charleys Tante", Krimis oder auch Werke, die eher aus dem Volkstheater kommen. Im Landkreis Starnberg bestimmt in dieser Herbstsaison jedenfalls eine moderne Mischung den Spielplan. Hier eine Übersicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Guichinger Dorfbühne (von links: Silvia Härtl, Helmut Bauer, Christa Walter, Markus Verrecchia, Martina Reiner und Ulrike Rattay). (Foto: oh)

Mord in Starnberg

Der langjährige Spielleiter der Kolpingbühne Starnberg, Josef Hiebel, setzt diesmal auf schwarzen Humor und den Krimi "Mord im Pfarrhaus" nach Agatha Christie. Natürlich spielt Miss Marple, die Scharfsinnigste unter allen Hobbyermittlern, die Hauptrolle. "The Murder at the Vicarage", wie der Roman von 1930 auf Englisch heißt, gilt als Geburtsstunde der schrulligen Kunstfigur. Ihren Abschied in den Ruhestand nahm sie 1976 mit "Ruhe unsanft". Auch in diesem Fall ist Miss Marple dem Kommissar namens Slack immer eine Nasenlänge voraus und klärt auf, wer den verhassten Kirchenvorstand Oberst Hampton erschossen hat. Es gibt bei den Vorstellungen des 60-köpfigen Laientheaters eine gute und eine schlechte Nachricht: Die Premiere am Donnerstag, 29. Oktober, ist ausverkauft, und die nächsten fünf Vorstellungen sind es auch. Aber: Für die Abende von 12. bis 22. November gibt es noch Karten (unter www.kolpingbuehne.de).

Auf der Hütte, da gibt's a Sünd

Einen Tag nach den Starnbergern hat die Aufkirchner Dorfbühne ihre Premiere: Sie gibt "Die Sylvesterparty", eine bayerische Komödie von Sascha Eibisch, genauer gesagt: einen Schwank, der nicht auf einem Bauernhof spielt, sondern auf einer Berghütte. Der Dreiakter dreht sich um eine noble Geste und Intrigen: Ein Firmenboss belohnt einen fleißigen Mitarbeiter damit, dass der Mann den Jahreswechsel samt Frau und Tochter auf der Berghütte des Chefs verbringen darf. Doch bald trudelt überraschender Besuch ein: der Sohn des Firmeninhabers, der nichts von der Offerte wusste, samt Freundin. Und die junge Frau, ein Biest, denkt nicht daran zu gehen. Die Aufkirchner, die vor 15 Jahren ihren ersten Erfolg mit "Kurbetrieb beim Kräuterblasi" gefeiert hatten, spielen das Stück acht Mal. Premiere ist am Freitag, 30. Oktober, 19.30 Uhr, im Gasthaus Post. Die weiteren Aufführungen gehen an den Wochenenden bis 15. November über die Bühne. Kartenvorverkauf bei der Drogerie Höck in Aufkirchen (08151/51640).

Spürsinn gefragt: Die Kolpingbühne Starnberg spielt "Mord im Pfarrhaus", den ersten der Miss-Marple-Krimis von Agatha Christie. (Foto: oh)

Die eingebildete Kranke

Die 1978 gegründete Bauernbühne Wörthsee hat zwei Stücke auf einmal zu bieten: Erst geben die Kinder und Jugendlichen den Einakter "Der Bürgermeister von Izlbach", in dem es um einen ziemlich pfiffigen Rathauschef geht, der sich als ehrenamtlicher Ehevermittler betätigt. Danach stehen die Erwachsenen in dem Dreiakter "Der beliebte Grobian" auf der Bühne. Der Inhalt des Lustspiels: Eine eingebildete Kranke will den Dorfarzt, der Klartext mit ihr redet, bei der Krankenkasse hinhängen. Beide Stücke stammen von Franz Schauer. Der Premierentermin: Samstag, 7. November, im Pfarrsaal Steinebach an der Etterschlager Straße 47, Beginn ist um 20 Uhr. Fünf weitere Vorstellungen sind bis zum 22. November zu sehen (sonntags Beginn um 19 Uhr). Kartenbestellung unter der Telefonnummer 0176/66534656 (täglich 10 bis 14 Uhr und 16 bis 20 Uhr).

Dinner for four

"Kein Dinner für Sünder" erinnert mit seinen Verstrickungen und turbulenten Wendungen sehr wohl an bayerisches Bauerntheater. Im Grunde ist es aber ein durch und durch englisches Stück, das sich die Guichinga Dorfbühne da ausgesucht hat. Geschrieben hat es Edward Taylor, der 36 Jahre lang für die BBC arbeitete und dabei als Moderator und Produzent mehr als 2400 Programme gestaltete. Einer seiner größten Streiche: die Radiosatire "The Men from the Ministry", die von 1962 bis 1980 lief. In "Kein Dinner für Sünder" geht es um einen äußerst heiklen Besuch: Der gefürchtete und sittenstrenge Boss einer amerikanischen Bank hat sich nebst Gattin zum Abendessen bei einem seiner Bereichsleiter angekündigt. Im Klartext: Der gute Mann sollte schleunigst eine Ehefrau vorweisen können oder zumindest eine Frau. Das Problem: Er hat zu viele davon. Die Gilchinger feiern ihre Premiere am Freitag, 13. November, im Gasthof Oberer Wirt; die Vorstellung beginnt um 20 Uhr. Das chaotische Dinner ist dann noch fünf Mal bis zum Samstag, 28. November, zu sehen. Kartenbestellungen nimmt Brigitte Embacher entgegen (0160/7209023, ab 16 Uhr).

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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