Aufrüsten mal anders:Mit Klebeband und Kabel

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Wer ein Elektro-Fahrrad will, muss nicht unbedingt viel Geld zahlen. Der Starnberger Dietmar Burgstaller rüstet normale Räder um. Die kommen dann immerhin auf eine Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde

Von Christiane Barth, Starnberg

Man sieht sie oft mit einer Leichtigkeit den Berg hinauf radeln, von der ein Radfahrer auf einem einfachen Fahrrad nur träumen kann: Pedelec- oder E-Bike-Fahrer. Gemütlich erklimmen sie Steigungen mit einem Lächeln im Gesicht, während so manch einer ohne Motor ins Schwitzen kommt. Wer elektrische Unterstützung möchte, muss aber nicht gleich tief in die Tasche greifen und ein teures Rad mit Motorantrieb erwerben. Im Gegenteil: Die Ortsgruppe Starnberg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) wirbt für die günstigere Alternative - eine Umrüstung von Fahrrädern auf Pedelecs oder E-Bikes.

Wie das geht, erklärte Experte Dietmar Burgstaller beim jüngsten Treffen der Ortsgruppe. In seinem Geschäft "Colortank" in Starnberg beschäftigt sich der leidenschaftliche Radfahrer unter anderem mit Lithium-Ionen-Akkus. Alte Akkus bereitet er dort wieder auf, darunter Energiespeicher von Elektrofahrrädern. So kam er zu seinem Hobby, an Zweirädern herumzubasteln. Ergebnisse seiner Arbeit hatte Burgstaller beim Treffen natürlich dabei - die interessierten Anwesenden wollten schließlich nicht nur die technischen Details einer Umrüstung hören, sondern vor allem einen Blick auf Resultate werfen.

Das zu einem Pedelec umgebaute Mountainbike seiner Frau Stefanie diente als Beispiel. Zugegeben, etwas provisorisch wirkte das Rad schon: Controller und Akku sind mit Klebeband und Kabeln befestigt, der Motor ist in der Fahrradnabe versteckt. Vom Äußeren auf die Leistung schließen sollte man aber nicht: Das Pedelec mit 250-Watt-Motor, das auf eine Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde kommt - die Geschwindigkeit und die damit verbundene Versicherungsfreiheit unterscheiden es übrigens von S-Pedelecs und E-Bikes, die schneller sind -, erfüllt seinen Zweck. "Meine Frau fährt seit vier Jahren damit und hat 4000 Kilometer mit und 6000 Kilometer ohne Motor bewältigt", sagt Dietmar Burgstaller. Kostenpunkt: 450 bis 500 Euro. Im Handel zahle man schnell das Doppelte. Der Vorteil: Das umgerüstete Pedelec wiegt nur sechs bis acht Kilo mehr - leicht genug also, um auch ohne Motor noch fahren zu können.

Diese Variante sei im Landkreis, wo Anton Maier, Kreisvorsitzender des ADFC, Bedarf für elektrisch betriebene Fahrräder sieht, entscheidend: "Die meisten Menschen wohnen irgendwo am Berg und müssen unten einkaufen, wollen das Rad mit den Einkäufen dann aber nicht hochschieben." Ein Pedelec könne helfen, trotz der Steigung auf das Auto zu verzichten - elektrische Fahrräder seien somit für die Energiewende im Landkreis wichtig. Und noch etwas: "Pedelecfahren ist chic", sagte der ADFC-Kreisvorsitzende. Zwei Personen wurden beim Infotreffen bereits überzeugt: Sie wollen ihr Rad als Modellfahrrad von Dietmar Burgstaller umrüsten lassen. Bei weiteren Treffen will der Experte die einzelnen Schritte im Detail zeigen. Das erklärte Ziel sei, so Burgstaller, dass es jeder selbst machen kann.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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