Starnberg:Mit Hingabe planen

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Das Starnberger Architektenbüro "raumstation" will mit seiner Architektur einen direkten Bezug schaffen, zu dem Ort, an dem sie steht. Jetzt haben die Planer einen Luftschutzbunker in ein luxuriöses Wohnhaus verwandelt

interview Von Lilly Werny, Starnberg

Das Starnberger Architekturbüro "raumstation" hat für Stefan Höglmaier, Gründer und Geschäftsführer von Euroboden Architekturkultur, einen ehemaligen Luftschutzbunker in Schwabing zum luxuriösen Wohnhaus umgebaut. Das Magazin Architectural Digest hat das Projekt unter der Rubrik 'Best of Germany' vorgestellt und ihm auch die Titelseite gewidmet. Tim Sittmann-Haury (39) von raumstation spricht über den Umbau und das Unternehmen.

SZ: Architectural Digest hat den ehemaligen Bunker auf zwölf Seiten präsentiert. Wie fühlten Sie sich, als Sie das Magazin in den Händen hielten?

Tim Sittmann-Haury: Man fühlt eine unbändige Freude, dass einem diese Beachtung geschenkt wird.

Wie kamen Sie an das Projekt?

Stefan Höglmaier ist ein guter Freund von uns, es war eine Direktbeauftragung.

Welche Aufgabe hatte Ihr Architekturbüro beim Umbau des ehemaligen Bunkers?

Wir haben das gesamte Projekt betreut: Von der Konzeption über den klassischen Architektenauftrag Umbau und Sanierung bis zur Innenarchitektur, die wir im Team mit meiner Kollegin Regina Hoefter, Herrn Höglmaier und seinem Lebensgefährten bearbeitet haben.

Die historische Struktur des Bunkers blieb erhalten. Das luxuriöse Penthouse hat das Magazin Architectural Digest auf dem Titelblatt gezeigt. (Foto: David Hiepler & Fritz Brunier)

Was war denn die größte Herausforderung?

Menschliche Bedürfnisse stehen dem gegenüber, was man in einem Luftschutzbunker findet, zum Beispiel in Bezug auf Tageslicht. Durch nur je eine möglichst große Öffnung in der zwei Meter dicken Außenwand pro Geschoss und Himmelsrichtung sind helle Räume entstanden und der neuzeitliche Eingriff ist erkennbar. Die historische Struktur und Massivität sind aber erhalten geblieben.

Was macht Ihre Arbeit aus?

Ich glaube es ist die Hingabe für jedes einzelne Projekt. Unser Anspruch ist es ja, Architektur zu machen, die für den Ort erdacht ist, an dem sie steht. Man kann nicht in einem Stil antworten, den man sich zu eigen macht. Stattdessen muss man sich für jeden Ort neu ausprobieren. Deshalb sind unsere Bauten auch meist sehr unterschiedlich.

Wer steht noch hinter dem Architekturbüro raumstation?

Das sind Fränzi Essler und Walter Waldrauch. Wir leben alle drei in Starnberg. Fränzi Essler und ich haben schon während des Studiums beschlossen, dass wir einmal zusammen ein Architekturbüro aufmachen möchten. Sie hat dann Walter Waldrauch kennengelernt und die beiden wurden ein Paar. So waren wir zu dritt, als wir im Jahr 2007 raumstation gegründet haben.

Aus dem ehemaligen Bunker in Schwabing wurde ein schickes Wohnhaus. (Foto: David Hiepler & Fritz Brunier)

Was bedeutet der Name raumstation eigentlich?

Wir wollten einen Kunstbegriff, der prägnant und von architektonischen Fragen abgeleitet ist. Raum ist ein zentraler architektonischer Begriff. Station kann man als den Ort verstehen, an dem der Raum gebildet wird.

An welchen Projekten arbeiten Sie in der nächsten Zeit?

Wir planen gerade sechs Mehrfamilienhäuser auf der Sanftlwiese in Krailling und bauen eine denkmalgeschützte Villa im Münchner Herzogpark um. Grundsätzlich wollen wir weitermachen mit der Idee, dass Architektur einen direkten Bezug zu dem Ort hat, an dem sie steht. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Gegenden, in denen wir uns auskennen, also den Süden Bayerns. Wenn man einen Ort nicht gut kennt, ist es anstrengender: Man muss sich dort aufhalten und ein Gefühl dafür bekommen, was dorthin hingehört.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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