Starnberg:Mit Doppelbock ins All

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Das Marionettentheater zeigt passend zum Star-Wars-Hype ein heiteres Weltraumabenteuer, das der Kasperl Larifari und der Professor Siebengscheit mit Hilfe eines Bierfässchens bestehen

Von Gerhard Summer, Starnberg

Es sind die Kleinigkeiten, die aus einer großen Unternehmung einen Coup machen. Ein Rechenfehler zum Beispiel. Oder ein Bierfässchen. Der Kasperl hat es an Bord geschmuggelt, weil er bei diesem kosmisch komischen Abenteuer nicht verdursten will. Kann es sein, dass 40 Liter Doppelbock zur Bruchlandung führen? Womöglich. Vielleicht sucht der ach so rationale Professor Siebengscheit auch nur eine Rechtfertigung. Jedenfalls kommen er und Larifari mit ihrer Rakete nicht auf dem Mars an, sondern stürzen auf Alpha Sirius ab. Was eher ungeschickt ist, weil dort die Mumumbels hausen, Geister mit Umhängen wie aus 1001 Nacht, aber doch eine bahnbrechende Entdeckung.

"Larifaris Weltraumabenteuer" heißt das Stück, mit dem das Starnberger Marionettentheater passend zum allgegenwärtigen Star-Wars-Hype in seine 30. Spielzeit geht. Doch statt Krieg der Sterne bietet die Bühne Tröstliches aus der Ferne. Denn in dieser Welt am Faden siegt natürlich das Gute: Wer zu viel säuft und randaliert, muss auf einem fernen Planeten unter roter Sonne schmoren. Wer geizig ist, bekommt einen Denkzettel verpasst. Und über allem wacht die Weltraumpolizei in Gestalt neongrüner Marsmännchen, die Commander Warixl und Lieutenant Wurixl heißen. Sie haben Stäbchennasen, abnehmbare Köpfe und Fühler, sind albern und amüsieren sich kichernd über die antiquierten Erfindungen des homo sapiens. Aber am Ende befreien sie den Professor aus den Klauen der Momumbels und sorgen dafür, dass Siebengscheit und Kasperl wieder sicher auf der Erde landen. Die Moral von der Geschicht': Ohne Bier fahr' in den Weltraum nicht. Schließlich ist es der Doppelbock, der die zum Suff neigenden Geister außer Gefecht setzt.

Die Marsmännchen heißen Commander Warixl und Leutnant Wurixl. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Geschichte ist eine Wiederaufnahme. Das 1986 gegründete Theater, das über eine Sammlung von fast 300 Marionetten unter anderem aus der Werkstatt von Oskar Paul verfügt, dem einstigen Chef des Tölzer Marionettentheaters, und den Kasperl schon nach Ägypten geschickt hatte, zu Doktor Faust und in die Welt der Märchen, gab das Stück bereits 1991 und 2006. "Larifaris Weltraumabenteuer" spielt im Jahr 1870. Zu einer Zeit, da Jules Verne die Leser mit seinen Zukunftsvisionen in Bann hielt und es wohl als machbar galt, dass der Mensch eine Expedition zum Mars mit Wagner-Mütze, grünem Kasperlhut und frischem Mut antreten kann. Sie bezieht ihren Reiz auch aus den putzigen Effekten, die das Team um Wolfgang Pusch und Regisseurin Margit Hofstetter auffährt. Es zischt, qualmt und donnert, als die Marsrakete wackelnd in Starnberg abhebt. Das silberne Mars-Ufo wiederum landet unter Blubbern und Sirren. Der Funkverkehr der Außerirdischen kommt aus dem Off, was der Fantasie Raum gibt. Und die Landschaft auf diesem extraterrestrischen Ort samt Schlange, Spinne mit Menschenkopf und lebendem Gemüse sieht fast so abstrakt-verträumt aus wie die alten Album-Cover der Progrocker Yes.

Professor Magnus Siegengscheit mag blutleer wirken. Aber das passt zum Wissenschaftler. Der Baron von Goldberg, der den Abenteurern eine Prämie versprochen hat, ist eine feine Karikatur: Sein Gesicht sieht aus wie von Dali geschmolzen, und er spricht so abgehackt, weil er vor lauter Geschäftemachen kaum noch Zeit zum Reden hat. Der eigentliche Held freilich ist der furchtlose Kasperl, gesprochen von Egon Blädel. Er sagt Aqua miserabile wenn er Aqua minerale meint. Er glaubt, unter Delirium dursticum zu leiden. Aus Terrestrier macht der Terrier. Seine Rezitative zu französischer Ballettmusik kommen rhythmisch wunderbar auf den Punkt. Und als der Professor entdeckt, dass jemand ein Fässchen in die zu Bruch gegangene Rakete gepackt hat, tut der Kasperl so unschuldig wie der Wilderer, der mit dem erlegten Reh auf der Schulter ertappt wird.

An den Fäden im Stück ziehen: (v. li.) Dietmar Köstler, Andrea Szabo, Monika Eibl, Heidi Janicek und Uwe Mertsch. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Klar, so ein Schelm muss dem Baron, der sich um die Belohnung drücken will, eine Lehre erteilen: Er ermuntert den Kerl, in das auf Heimflug programmierte Ufo zu steigen. Es kommt, wie es kommen muss: Die fliegende Untertasse kehrt rasch mit geläutertem Geizkragen zurück. Ein großer Schritt für die Menschheit sozusagen.

Weitere Vorstellungen am Wochenende 19. und 20. Dezember, am Mittwoch, 6. Januar und an den Wochenenden von 9. bis 31. Januar. Samstags ist um 15 und 17.30 Uhr Beginn, sonntags und am 6. Januar um 11 und 14 Uhr. Karten: 08151/447757-0.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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