Starnberg:Millionengeschäfte per Handschlag

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Uli Hoeneß erzählt im Schloss Fußberg in Gauting vor Firmenchefs und Werbeleuten seine Erfolgsgeschichte beim FC Bayern

Otto Fritscher

Es ist ruhig im Schwanthaler Saal in Schloss Fußberg an diesem Freitagvormittag; es herrscht fast so etwas wie die andächtige Stille bei einem Gottesdienst. Es ist ja auch ein Hohepriester nach Gauting gekommen, einer, der der versammelten Gemeinde aus Unternehmern und Werbeleuten etwas zu sagen hat. Uli Hoeneß hat schließlich in seinen 31 Jahren als Manager aus dem Fußballclub FC Bayern München ein Wirtschaftsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 350 Millionen Euro gemacht, in dem nebenbei noch ein bisschen Fußball gespielt wird.

Uli Hoeneß im Gespräch mit Agenturchef Peter Engel. (Foto: Georgine Treybal)

Diesen Eindruck vermittelt Hoeneß, jetzt Präsident des Vereins und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Er redet viel über Spielereinkäufe, ein bisschen über seine Nürnberger Wurstfabrik, über die viel zu geringen Einnahmen aus den TV-Rechten, und, natürlich, über gutes Marketing. Und en passant erklärt Hoeneß, dass der FCB trotzdem eine "Familie" geblieben sei, die einem im "Halbrotlichtmilieu" Gestrauchelten wie Franck Ribéry wieder auf die Beine hilft.

Hoeneß ist Talk-Gast beim "Plenum Schloss Fußberg", das die "Engel & Zimmermann AG", eine Agentur für Wirtschaftskommunikation, für ihre Kunden veranstaltet. Die Geschäftsführer von großen Mineralwasser- und Keksunternehmen sind da, aber auch Lokalgrößen wie Detlef Graessner von der Starnberger Pharmatechnik und die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Servatius. Peter Engel, neben Hermann Zimmermann Chef der Agentur, moderiert das Gespräch vor gut 50 Gästen. "Wir hatten schon Bundespräsidenten und Bundeskanzler zu Gast, jetzt frage ich mich, wie man das noch steigern kann. Ich begrüße Uli Hoeneß", sagt Engel freudig erregt. In der Tat schmücken Fotos von Richard von Weizsäcker und Gerhard Schröder den Flur. "Es war schon immer unser Ziel, Politik und Wirtschaft miteinander ins Gespräch zu bringen", sagt Zimmermann am Rande des Plenums.

Diesmal bleibt allerdings wenig Zeit für den Dialog, denn Hoeneß bestreitet zwei von den zweieinhalb Stunden, die er mitgebracht hat, als Alleinunterhalter. Es ist ja in der Tat eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte, auf die der Manager Hoeneß zurückblicken kann. Nahezu verdreißigfacht hat sich der Umsatz des FC Bayern unter seiner Ägide, die Aktiengesellschaft hat eine Eigenkapitalquote von 76 Prozent - einen Raunen geht bei dieser Zahl durch den Saal. Er spricht von Berechenbarkeit, Ehrlichkeit und von Millionengeschäften, die per Handschlag im Flieger besiegelt werden.

Schwarz und Rot dominieren an diesem Freitag im Schloss Fußberg. Schwarz, weil die Anzugträger nahezu uniform gekommen sind, Rot, weil es die Farbe des FC Bayern ist. Doch es gibt auch noch einen Blauen, der sich als Fan des TSV 1860 outet. "Ich stehe dazu", sagt der. Was Hoeneß zu der Bemerkung veranlasst: "Ja, stehen Sie dazu, solange es die Blauen noch gibt."

Engel denkt derweil über die Frage nach, was Hoeneß wohl lieber wäre: "Bayerischer Ministerpräsident oder Insolvenzverwalter beim TSV 1860?" Hoeneß beweist zum wiederholten Mal seine Schlagfertigkeit: "Insolvenzverwalter, das sind wir doch zum Großteil schon." Womit er auf die Schulden der Blauen bei den Roten anspielt. Vielleicht hätte der TSV 1860 mal das Credo von Hoeneß beherzigen sollen: "Sportlicher Erfolg nur auf der Basis von wirtschaftlicher Vernunft."

© SZ vom 29.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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