Starnberg:Millionen fürs Landratsamt

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In den kommenden drei Jahren müssen die Mitarbeiter der Kreisbehörde einiges ertragen. Das bald 30 Jahre alte Gebäude wird von Grund auf saniert und erhält einen Anbau für zusätzliche Büros

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

In der Nacht wird es laut im Landratsamt Starnberg. Es sind aber keine Einbrecher zugange, die Aktenschränke nach Kostbarem durchwühlen, sondern Arbeiter, die das bald 30 Jahre alte Gebäude elektrotechnisch auf Vordermann bringen. Zwar sind die Mitarbeiter der Kreisbehörde schon einiges gewohnt, wenn es um Bauarbeiten geht, aber diesen Lärm wollte Landrat Karl Roth seinen Leuten untertags nicht zumuten. "Ich bin froh, dass wir eine Firma gefunden haben, die auch in der Nacht arbeitet", sagte er am Montag in der Sitzung des Kreistages.

In den kommenden drei Jahren wird der Lärm aber nicht geringer werden. Auch nicht am Tag. Man könnte sagen: Baustelle Landratsamt Starnberg. Denn schaut man sich die Liste der anstehenden Um- und Anbauten, Sanierungen und Erneuerungen an, dann erfindet sich die Kreisbehörde gerade neu. Die Liste ist inzwischen so umfangreich, dass selbst erfahrene Kreisräte den Überblick verloren haben. Nur gut, dass wenigstens die Architektur unverändert bleibt. Deshalb an dieser Stelle ein Überblick über die anstehenden Arbeiten, deren abschließender Höhepunkt die Erweiterung der Kreisbehörde durch einen Anbau an ihrem südlichen Ende für etwa 6,5 Millionen Euro ist. Insgesamt summieren sich die Kosten auf gut 18 Millionen Euro.

Preisgekrönter Bau, aber in die Jahre gekommen: das Starnberger Landratsamt. (Foto: Fuchs)

Da kommt einiges zusammen. Was der Kreistag und der Landrat bislang wegen der hohen Kosten verschoben haben, wird nun dringlich - und dies in einer Zeit, in der der Landkreis wegen der Zahl der Flüchtlinge unter Druck ist. Derzeit erhält das Gebäude als ersten Schritt ein neues leistungsfähiges Datennetz. Die Akten sollen künftig nur noch in digitaler Form vorliegen. Als das Gebäude Mitte der achtziger Jahre geplant wurde, war das Internet nicht nur für Architekten ein fremder Begriff. Zwar war das Haus auch im Inneren modern konzipiert worden, dennoch hat sich in den vergangenen 30 Jahren technisch sehr viel getan. 130 Kilometer Kabel müssen neu verlegt werden, ein zweiter Serverraum ist geplant. Entsprechend hoch sind die Kosten für die Erneuerung: fünf Millionen Euro. Da schluckte so mancher Kreisrat. Für die Mitarbeiter der Kreisbehörde haben die Arbeiten ebenfalls Auswirkungen: Sie müssen für meist 14 Tage ihre Büros räumen und werden in einem kleinen Zimmer untergebracht.

Was nicht vorgesehen war, aber reparaturbedürftig ist: das Dach des Landratsamts weist erhebliche Schäden auf. Die 5700 Quadratmeter große Dachfläche hat samt der Alu-Pyramide Rost angesetzt, ist löchrig und auch undicht. Eine böse Überraschung, zumal die Kosten üppig ausfallen: 3,5 Millionen Euro. Die Sanierung ist für 2017 vorgesehen, die Arbeiten sind über 18 Monate angesetzt, weil man bei Dachsanierungen davon ausgeht, dass bei Regenperioden nicht gearbeitet werden kann. Mit dem sanierten Dach wird es auch eine bessere Wärmeisolierung geben. Und weil man schon beim Geldausgeben ist, plant Kreiskämmerer Stefan Pilgram, die Lüftungsanlage zu erneuern, die aus dem Jahr 1985 stammt. Diese kostet noch einmal 1,1 Millionen Euro.

Sie werden in drei Jahren Geschichte sein: Die Büro-Container am Landratsamt Starnberg. (Foto: Franz X. Fuchs)

Der dickste Posten jedoch ist der Anbau für etwa 6,5 Millionen Euro. Er wird sich in die preisgekrönte Architektur einfügen und Platz für 50 Büros schaffen. Zudem ist er barrierefrei konzipiert, hat einen Aufzug und extra breite Tüten. Fotovoltaikanlagen unterstützen die Versorgung. Sollten sich die Starnberger Stadträte nicht quer legen - plötzlich ist an dieser Stelle ein Kinderspielplatz im Gespräch - können schon im nächsten Jahr die Bauarbeiten beginnen. Für die Belegschaft bedeutet dies weiteren Lärm, aber inzwischen sind die 460 Mitarbeiter schon einiges im und am Haus gewohnt. Mit zwei Jahren Bauzeit rechnet Pilgram, sodass 2018 mit dem Einzug gerechnet wird. Dann soll endlich wieder Ruhe herrschen.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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