Weitere Regenmassen zu befürchten:Meteorologen sehen schwarz

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Starnberger See und Ammersee nähern sich den Hochwassermarken

Von Armin Greune, Starnberg

Auch wenn gestern vorübergehend Entwarnung angesagt war: Die Anlieger am Starnberger und Ammersee müssen weiterhin Hochwasser befürchten. Gestern Nachmittag stand der Pegel in Starnberg noch 18 Zentimeter unter der Meldestufe 1, bei der erste Bereiche der Wassersportsiedlung überspült werden. Der Pegel Stegen ist sogar nur noch zehn Zentimeter von dieser Marke entfernt, dort ist der Wasserstand von Sonntag- bis Montagmittag um elf Zentimeter angeschwollen und auch bis zum Abend noch weiter gestiegen.

Als wären diese Messwerte nicht beunruhigend genug, sehen Experten in den nächsten zwei Wochen weitere massive Niederschläge voraus: Immer wieder berechnen Wettermodelle für das Alpenvorland 250 bis 350 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, sagt Meteorologe Dominik Jung vom Internetportal wetter.net. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich eine der berüchtigten Vb-Wetterlagen einstellt - wie etwa an Pfingsten 1999, als die bisher ärgste Flutkatastrophe das Fünfseenland heimsuchte.

Und bereits für morgen Abend und Übermorgen liegt die Niederschlagswahrscheinlichkeit laut landwirtschaftlichem Maschinenring in Starnberg bei 90 Prozent. Das ist kein Wunder, denn bei Sonnenhöchststand ist die Verdunstung der mit Wasser gesättigten Vegetation am stärksten, entsprechend steigen Luftfeuchtigkeit und Wolkenbildung. Wo genau wie viel Niederschlag fällt, lässt sich natürlich nicht vorhersagen: Starkregen seien meist "äußerst kleinräumige Ereignisse", sagt Johannes Riedl, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim. Inzwischen reichen jedoch selbst relativ moderate Sturzbäche vom Himmel für verheerende Schäden: So sei die jüngste Flut in Polling durch einen Regen von 16 Millimetern pro Stunde ausgelöst worden - ein Wetterereignis, das doch alle zwei bis fünf Jahre vorkommt, sagt Riedl: "Aber momentan sind die Böden so gesättigt, dass jeder zusätzliche Niederschlag zum Abfluss führt".

Derzeit besteht an Ammer- und Starnberger See noch keine akute Gefahr. Der Ammersee ist binnen eines Monats um 50 Zentimeter gestiegen. Die Ammer habe "vier Hochwasserwellen hintereinander zugeführt", sagt Riedl, am Montag strömten immer noch überdurchschnittliche Wassermassen in den See. Der Starnberger See hat mittleres jährliches Hochwasserniveau erreicht, er legte in den vergangenen 30 Tagen zwar nur um zehn Zentimeter zu. Sein Pegel ist aber völlig unkalkulierbar: Wegen des kleinen Einzugsgebiets wirken sich dort lokale Regengüsse sehr stark aus, der See wird von unbekannten unterseeischen Zuflüssen und Quellen gespeist und fließt nur sehr langsam ab.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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