Starnberg:Messer in der Hand

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Vor dem Jugendgericht gibt es zwei Versionen über einen handgreiflichen Streit in einer Gautinger Asylunterkunft

Von Christian Deussing, Starnberg

Ein Asylbewerber musste sich am Dienstag vor dem Jugendgericht Starnberg wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung verantworten. Laut Anklage hatten sich die Taten in zwei Asylunterkünften ereignet - im Januar 2016 in Gauting und einige Monate zuvor in Garmisch-Partenkirchen. In Gauting soll der Angeklagte mit einem aufgeklappten Taschenmesser auf zwei Mitbewohner losgegangen sein und einen von ihnen leicht verletzt haben. Einen zweiten Stich habe das Opfer verhindert, weil es das Messer ergreifen konnte, so der Staatsanwalt.

Der Angeklagte stritt die Vorwürfe weitgehend ab und behauptete, dass in der Küche nur er durch das Messer an der Hand verletzt worden sei. Der Streit hatte sich offenbar daran entzündet, dass leere Flaschen nicht weggeräumt waren. "Die beiden anderen waren befreundet und tranken zuviel Alkohol", erzählte der 21-jährige Angeklagte dem Gericht. Sie seien größer und kräftiger gewesen und hätten ihn angegriffen,weshalb er "das Messer genommen habe, um sich zu schützen". Das habe auch ein Bewohner so beobachtet, "aber keinen Mut gehabt, einzugreifen". Zudem erzählte der Mann davon, dass er nach der Attacke "stark geblutet" habe. Allerdings wunderte sich der Richter, dass der Angeklagte damals der Polizei nichts von diesem Zeugen erwähnt habe.

Zur Sprache kamen auch heftige Delikte, die ihm in Garmisch zur Last gelegt werden. Dort soll er einer Mitarbeiterin der Esssensausgabe gedroht haben, "ihr ein Messer in den Rücken zu stecken", wenn er sie draußen sehe. Der Anklage zufolge hatte er sie auch mit den Worten gewarnt, dass sie "noch ihre Bezahlung" bekomme. Überdies beleidigte der junge Mann die Frau offenbar mit dem Fluch "Fuck you". Der Angeklagte betonte, sich bei der Mitarbeiterin in der Unterkunft entschuldigt zu haben - und zuvor auch nur von "einer Lektion" gesprochen zu haben. "Ich hatte Probleme mit einem Security, weil ich das Essen nach draußen nehmen wollte", rechtfertigte sich der 21-Jährige. Er führt auch an, dass der Wachmann ihn geschlagen habe. Außerdem soll der Asylbewerber ein kleines Mädchen in dem Heim geschlagen und den Arm verdreht haben, nachdem es über ein Handykabel gestolpert war. Er habe ihr doch nur einen Klaps gegeben, damit sie mit ihren Beschimpfungen aufhöre, sagte der Angeklagte. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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