Starnberg:Messen und nachmessen

Lesezeit: 1 min

Mit solchem Gerät haben die Experten am Montag gemessen. (Foto: Georgine Treybal)

Wie hoch ist die Strahlenbelastung in Söcking? Anwohner bestellen Mitarbeiter der Bundesnetzagentur

Von Peter Haacke, Starnberg

Ohne Mobilfunk geht nichts: Mehr als 130 Millionen Mobilfunkanschlüsse sind in Deutschland registriert und auf ein funktionierendes Netz angewiesen, für welches es zahlreiche Funkmasten braucht. Im Starnberger Ortsteil Söcking sind aktuell zwei neue Standorte für Mobilfunkanlagen geplant, die insbesondere die vielen kleinen Anlagen auf privaten Hausdächern ersetzen sollen. Doch wohin damit? Erst vor wenigen Jahren wurde in Söcking eine erbitterte Debatte um den besten Maststandort für den Digitalen Behördenfunk - kurz BOS - geführt. Nun ist eine Anlage am Friedhof im Gespräch, die Anlage im Höhenweg soll ausgebaut werden. Eine Bürgerinitiative um Klaus Urbasch macht dazu mobil: Sie bezweifelt, dass die Belastung damit - wie von der Stadt angekündigt - sinkt.

Insbesondere im Bereich Kühtal, Fichtenstraße und Bründlwiese soll die aktuelle Belastung erheblich zu hoch sein. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern im Kühtal informierte im April den Geobiologen Dieter Kugler, der im Haus der Hilfesuchenden nach baubiologischen Kriterien einen 80-fach erhöhten Richtwertes feststellte. Besonders kritisch im Haus waren zwei Schlafplätze, die bis zu 9000 Mikrowatt/Quadratmeter aufwiesen. Wochenlang schlief die Dame des Hauses schlecht, bis sie ihr Nachtlager in einem anderen Teil des Hauses aufschlug. Schuld daran soll die bestehende Mobilfunkantenne am Höhenweg in Sichtweite sein.

Die Familie besorgte sich selbst ein Messgerät für 350 Euro. Doch überraschend wichen die Werte erheblich von der ersten Messung ab und schwankten auch in der Folge. Daraufhin informierte Urbasch die zuständige Bundesnetzagentur, die für Verdachtsfälle - etwa bei Überschreitung der Richtwerte oder Änderung der technischen Anlagen - zuständig ist. Am Montag rückten zwei Mitarbeiter mit Sensoren und allerlei Messgerät an. Über die Ergebnisse wurde nichts bekannt, doch soviel ist schon jetzt klar: Es wurde nicht dort gemessen, wo die Belastung am größten scheint - am Haus der Betroffenen. Nebenher stellte sich auch heraus, dass die Leistung der BOS-Anlage am Alersberg - entgegen der Vorgaben des Stadtrates - noch nie kontrolliert wurde.

Die Messergebnisse gibt es demnächst online unter https://emf3.bundesnetzagentur.de. Hier finden sich bundesweit sämtliche Ergebnisse für Mobilfunkanlagen. Den Betroffenen hilft das vorerst nicht, zumal der neue Mast am Friedhof in Söcking bereits genehmigt ist. Sie wollen ihr Haus nun aber "strahlungssicher" ausbauen, um nicht weiter belastet zu werden.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: